In der Klinik: Füße von Wärmflasche schwer verbrannt

Renate Müller-Riemerschmid kam wegen eines Oberarmbruchs ins Klinikumkum Großhadern und wurde operiert. Jetzt will die Witwe für eine Pflege-Panne Schmerzensgeld und erreicht einen Vergleich.
von  John Schneider
Eine Wärmflasche verbrannte ihren Fuß: Die Klägerin.
Eine Wärmflasche verbrannte ihren Fuß: Die Klägerin. © jot

München - Eine heiße Wärmflasche, die zu Verbrennungen an den Füßen führt – was Renate Müller-Riemerschmid (76), Witwe des bekannten Münchner Likörfabrikanten Heinrich Riemerschmid im Krankenhaus widerfahren ist, klingt erst einmal unglaublich.

Ihre (Leidens-)Geschichte beginnt mit einem Sturz: Im Dezember 2010 war sie über ihren schlafenden Hund gestolpert und hatte sich einen Oberarmbruch zugezogen.

Die heute 76-Jährige kam ins Klinikum Großhadern und wurde operiert. Am 24. Dezember sollte sie entlassen werden, berichtete Müller-Riemerschmid gestern vor Gericht. Kurz zuvor hatte sie die Nachricht bekommen, dass ihr zweiter Ehemann schwer an Leberkrebs erkrankt sei. Weihnachten wollte sie mit ihrem todkranken Partner verbringen. Der Arzt stimmte zu. Da sie nach der OP die letzten Tage aber nur wenig geschlafen hatte, bat sie am Vorabend um eine Schlaftablette.

Die habe sie auch bekommen. Dann habe sie dem Pfleger noch gesagt, sie hätte kalte Füße. „Es hat aber lange gedauert bis er kam. Ich bin eingeschlafen.“ Die Tablette hatte ihre Wirkung getan.

Der Pfleger habe der tief und fest schlafenden Frau wohl in bester Absicht die Wärmflasche ins Bett gelegt. Dass sie sich selber die heiße Wärmflasche auf die Füße gelegt haben könnte, glaubt sie nicht: „Ich bin keine Artistin.“

Die Schlaftablette und ihre Diabetes sorgten wohl dafür, dass sie an den Füßen nichts spürte. Am nächsten Morgen hatte sie große Brandblasen an beiden Füßen. Auch der behandelnde Arzt sei bei diesem Anblick entsetzt gewesen und habe von einem Fehler der Klinik gesprochen, berichtet sie.

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Doch damit war der Leidensweg noch nicht zu Ende. Ein halbes Jahr habe es gedauert bis die Verbrennungen verheilt waren. Aufgrund der Fußverletzungen habe sie zudem wohl unwillkürlich eine Art Schongang entwickelt, der ihrer Überzeugung nach einen Knieschaden auslöste.

Nach einer Knie-OP kam sie am Montag an Krücken in den Gerichtssaal am Lenbachplatz. Unter Tränen erzählt die 76-Jährige, dass sie aufgrund ihrer Unbeweglichkeit kaum noch ein Sozialleben habe.

„Die Schmerzen bleiben mir bis an mein Lebensende. Das wird noch schlimmer“, fürchtet die Witwe. Auch ihre Anwältin Monika Günther-Aschenbrenner betont noch einmal, dass ihre Mandantin ihr Leben völlig umstellen müsse.

20 000 Euro Schmerzensgeld wollte die Klägerin ursprünglich. Das Gericht versuchte es am Montag mit einem Vergleich. 15 000 Euro schlugen die Richter der 9. Zivilkammer nun vor. Nach Rücksprache mit ihrer Anwältin akzeptierte Renate Müller-Riemerschmid. Die Vertreter der Klinik baten sich dagegen zehn Tage Bedenkzeit aus.

Die Familie Riemerschmid ist in München ein Begriff. Ihre ehemalige Likörfabrik – die Firma ist 1984 nach Erding umgezogen – auf der Praterinsel wurde lange von Künstlern genutzt. Eine Allee und eine Wirtschaftsschule tragen Riemerschmid im Namen. Renate Müller-Riemerschmid war selber in der Stiftung ihres verstorbenen ersten Mannes Heinrich aktiv.

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