Impf-Guides in München: Als Aufklärer gegen Corona

Die Impfguides sollen Menschen auf der Straße über die Spritze aufklären - und zwar zuerst dort, wo die Inzidenzen besonders hoch sind.
von  Christina Hertel
Hussam, Julian, Alex, Till, und Dario sind Impfguides.
Hussam, Julian, Alex, Till, und Dario sind Impfguides. © Bernd Wackerbauer

Der beste Trick, um mit fremden Leuten auf der Straße ins Gespräch zukommen? Dario Dhoqina erwähnt dann immer, dass er Medizinstudent ist. "Das ist ein echter Eisbrecher." Der 24-Jährige muss es wissen. Schließlich macht er seit Montag praktisch nichts anderes, als Menschen anzuquatschen. Sein Ziel: Er will sie überzeugen, sich gegen Corona impfen zu lassen.

Dario Dhoqina ist einer von rund 20 Medizinstudenten der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), die sich zu sogenannten "Impfguides" ausbilden haben lassen. Bis August sollen sie Menschen ansprechen und über die Impfung aufklären - und zwar zuerst in den Stadtvierteln, wo die Inzidenzen besonders hoch sind und gleichzeitig viele Arme und viele Migranten dicht zusammen leben.

Impfaufklärung an Schulen

Gerade sind die Impfguides in Berg am Laim unterwegs. In der Grundschule an der Berg-am-Laim-Straße 142 hat die Stadt deshalb extra noch bis Samstag ein kleines Impfzentrum eingerichtet. Als Nächstes besuchen die Impfguides den Haderner Stern und später den Norden Münchens.

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Vorbild für das Projekt ist Bremen. Dort klären "Gesundheitslotsen" in benachteiligten Stadtvierteln über Corona auf - mit Erfolg. In der Hansestadt haben sich inzwischen mehr als 90 Prozent der Menschen zumindest einmal impfen lassen. In München stagniert die Quote bei den Erstimpfungen bei 72,5 Prozent.

Der Ukraine-Krieg hat Corona von der Tagesordnung verdrängt, gleichzeitig fallen bald die letzten Maßnahmen. "Dass viele meinen, das Thema ist vorbei, halte ich für eine Fehleinschätzung", sagt Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek (SPD). Auch Martin Fischer, der als Dekan der Medizin-Fakultät der LMU das Projekt leitet, ist sich sicher: "Die nächste Welle wird kommen und dann wird uns die Impfquote auf die Füße fallen."

Impfguides: "Vermittler auf Augenhöhe"

Um diese Quote zu erhöhen, opfert Dario Dhoqina gerade einen großen Teil seiner Freizeit. Seit Anfang Februar nahm er wie die anderen Impfguides auch an mehreren Schulungen teil. Sogar ein Bewährungshelfer habe den Studenten erklärt, wie sie mit Menschen, die eine ganz andere Meinung haben, kommunizieren, ohne in Streit zu geraten, erklärt Dekan Fischer.

 

Einfach ist die Arbeit wohl trotzdem nicht. Zwar sind die Impfguides erst seit Montag unterwegs. Aber schon ein paar Leute hätten ihm, noch bevor er überhaupt richtig anfangen konnte zu erklären, sofort die Hand vors Gesicht gehalten, sagt Dario Dhoqina. Er schätzt seine Erfolgsquote trotzdem auf etwa 30 Prozent. "Auch wenn nur wenige gleich mit zum Impfen kommen, versichern viele, dass sie es in den nächsten Tagen vorhaben."

Sie wollen "Vermittler auf Augenhöhe" sein, die Schnittstelle zwischen Laien und Experten füllen und so die Spaltung in der Gesellschaft überwinden, sagt Alex (22), auch ein Impfguide. Bei vielen, die er anspricht, sehe er, dass ein Denkprozess in Gang kommt, meint er.

Gesundheitsreferentin Zurek hofft, dass die Münchner durch das Projekt ein besseres Verständnis für Gesundheit bekommen. Bei der Impfung können die Menschen deshalb auch einen kostenlosen Gesundheitscheck machen.


Für Fragen sind die Impfguides unter der Mail-Adresse impf_team@muenchen.de zu erreichen.

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