Immobilienexperte: "Münchner Markt ist überhitzt"
Die Immobilienpreise in München sind in den vergangenen zwei Jahren um 25 Prozent gestiegen. Dennoch wollen Immobilien-Experten noch nicht von einer Immobilien-Blase sprechen
MÜNCHEN München ist ein teures Pflaster – für Mieter sowieso, für Eigenheimbesitzer erst recht. Im Frühjahr 2012 erreichten die Kaufpreise für Einfamilien- und Reihenhäuser aber auch Eigentumswohnungen in München erneut Höchstwerte. Sie stiegen in den letzten zwei Jahren um rund 25 Prozent – ein Ende der Preisspirale ist nicht in Sicht.
Trotzdem übersteigt die Nachfrage das Angebot bei Weitem. „So lange München Zuzugsregion bleibt, wird sich das auch nicht ändern“, sagt Stephan Kippes, der Leiter des Marktforschungsinstitut des Immobilienverbands Deutschland (IVD).
Für die Entwicklung gibt es nach Ansicht des Immobilienexperten klare Ursachen: „Die Lehman-Insolvenz 2008 hat die Märkte vollkommen umgekrempelt.“ Seitdem flüchten sich Kapitalanleger in Sachwerte, auch in Immobilien. Außerdem wird in Bayern, vor allem in den Ballungszentren, zu wenig gebaut. In München war die Zahl der Baugenehmigungen und Fertigstellungen 2009 die Niedrigste seit der Nachkriegszeit. „2011 ist das nur ein klein wenig besser geworden“, sagt Kippes.
Hinzu kommt, dass Käufer, die eine Immobilie zum eigenen Gebrauch suchen, sich in der Unsicherheit der Krisenjahre eher zurückhielten. Jetzt drängen auch sie wieder auf den Immobilienmarkt, unterstützt von niedrigen Zinssätzen. „Von einer Immobilienblase kann man in München und Bayern zwar nicht sprechen“, sagt Kippes. „Eine Überhitzung des Marktes ist aber schon zu erkennen.“
- Die höchsten Preissteigerungen in München gab es im Frühjahr 2012 bei den Reihenmittelhäusern. Die Kaufpreise für Bestandsobjekte wie Neubauten stiegen im Vergleich zum Herbst 2011 um rund zwölf Prozent.
- Die Preise für Baugrundstücke für Geschossbau stiegen um 10,7 Prozent. Grundstücke für Einfamilienhäuser wurden zehn Prozent teurer.
- Bei Doppelhaushälften stieg das Preisniveau um 5,7 Prozent für Bestandshäuser und um sieben Prozent für Neubauten.
- Eigentumswohnungen aus dem Bestand wurden um knapp sechs Prozent teurer, Neubauten um neun Prozent.
- Auf dem Münchner Immobilienmarkt wurden 2011 9,3 Milliarden Euro umgesetzt. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um rund 1,7 Milliarden. Bayernweit wurde 2011 mit 33,7 Milliarden Euro der höchste Wert seit 1991 erreicht. Und – es ginge noch mehr, wären die Immobilien vorhanden.
- Das verfügbare Einkommen pro Einwohner stieg in München seit 1995 um 32 Prozent. Die Preise für Einfamilienhäuser um 51 Prozent. Damit muss ein Käufer heute das 39-fache seines verfügbaren Jahreseinkommens für den Hauskauf investieren, 1995 war es das 34-fache. Für die Refinanzierung eines Einfamilienhauses braucht man im Schnitt 39 Jahre.
- Themen: