Hilfe für Münchens Obdachlose: Die Geschichte der "BISS" - 100 Verkäufer

Seit fast 25 Jahren bietet die Münchner Straßenzeitung "Biss" sozial Schwachen eine Perspektive. Für die Verkäufer ist das Projekt oft der einzige Weg zurück in die Gesellschaft.
AZ,dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Das Ziel: Obdachlose und sozial Schwache aus dem gesellschaftlichen Abseits holen. (Symbolbild)
Anne-Sophie Siemons/dpa Das Ziel: Obdachlose und sozial Schwache aus dem gesellschaftlichen Abseits holen. (Symbolbild)

Seit fast 25 Jahren bietet die Münchner Straßenzeitung "Biss" sozial Schwachen eine Perspektive. Für die Verkäufer ist das Projekt oft der einzige Weg zurück in die Gesellschaft.

München - Obdachlose und sozial Schwache aus dem Abseits zu holen, ihnen statt zu Almosen zu selbst verdientem Geld und Anerkennung zu verhelfen - mit diesem Ziel wurden in den 1990er Jahren nach US-Vorbildern in vielen deutschen Großstädten Obdachlosen-Magazine gegründet.

So auch in München: 1991 kam die Idee bei einer Tagung in Tutzing zum ersten Mal auf. Eine Gruppe aus Sozialarbeitern, Journalisten und Kirchenleuten wollten eine Zeitung gründen, die Obdachlosen Hilfe zur Selbsthilfe ermöglicht. Zwei Jahre später erschien die erste "Biss", kurz für "Bürger in sozialen Schwierigkeiten".

"Biss" ist Deutschlands älteste Straßenzeitung

Inzwischen ist das Blatt, das sich zu einem thematisch breit aufgestellten Sozial- und Stadtmagazin entwickelt hat, erwachsen geworden. Die Auflage von Deutschlands ältester Straßenzeitung liegt bei etwa 40.000 Exemplaren monatlich. Über 100 Verkäuferinnen und Verkäufer bringen die "BISS" an die Leser, über 40 von ihnen sind festangestellt. Vom den 2,20 Euro Verkaufspreis behält der Verkäufer 1,10 Euro.

Die "Biss" und viele andere Straßenzeitungen haben sich im Laufe der Zeit zu Anbietern eines regelrechten Chancen-Netzwerks entwickelt, zeigt sich bei einem bis Samstag dauernden Treffens von Machern 17 deutschsprachiger Ausgaben in Nürnberg.

Zwar bleibt der Verkauf der Sozialmagazine nach Angaben von Ilse Weiß, Chefredakteurin des Nürnberger "Straßenkreuzers", immer noch die wichtigste wirtschaftliche Säule der Herausgeber-Vereine, auch wenn keiner ohne Sponsoren und Spenden auskommt. Weitere wichtige Angebote sind aber vielerorts hinzugekommen.

So eröffnen inzwischen mehrere Straßenzeitungs-Vereine Obdachlosen die Chance, als Stadtführer auf Honorarbasis Einblicke in das harte Leben auf der Straße zu geben. Der großen Menge von Pfandflaschen vor den Handgepäckkontrollen auf dem Hamburger Flughafen machte sich das Hamburger Sozialmagazin "Hinz&Kunzt" zunutze: In Kooperation mit der Flughafenleitung sorgte der Straßenzeitungs-Herausgeber für eine geordnete Entsorgung des Pfandguts - und so für ein Zusatzeinkommen für einige Obdachlose.

Das Magazin hilft mit eigenen Wohnungen

Das "BISS" geht noch einen Schritt weiter. Es tritt nach Angaben von BISS-Sozialarbeiter Johann Denninger als Anbieter von Wohnungen für sozial Schwache auf, die auf dem Münchner Wohnungsmarkt sonst chancenlos wären. Sieben Appartements besitzt BISS inzwischen. Das Kapital dafür stammt aus einer Stiftung, das BISS jahrelang - zunächst allerdings für ein anderes Projekt - gesammelt hatte.

Lesen Sie hier: Streit ums Billig-Wohnen: Wo und warum es so viele Gegner gibt

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.