Haushaltsdebatte im Stadtrat: Die Woche der großen Zahlen
München - Für den Normalbürger ist das eine unvorstellbare Zahl: eine Milliarde. Auf dem Taschenrechner muss man dafür einmal die Eins und neun Mal die Null drücken
Ernst Wolowicz (SPD) müsste so gesehen eigentlich ziemlich wunde Finger haben. Münchens Kämmerer rechnet nämlich fast nur mit solchen Summen. Für eine Zahl weniger als zehn Mal auf den Taschenrechner tippen – das gibt es bei ihm nur noch selten.
Diesen Donnerstag wird Wolowicz dem Stadtrat nun seinen Haushaltsplan für 2018 vorlegen. Und auch dieser enthält wieder enorme Zahlen. Die Kämmerei rechnet mit einem Gesamtvolumen in Höhe von 6,8 Milliarden. Manch kleineres Bundesland würde sich freuen, hätte es im Jahr so viel Geld zur Verfügung.
München ist eine hungrige Stadt
Richtig viel übrig bleibt von dem Riesenbudget allerdings nicht. München ist eine hungrige Stadt. Allein für die laufende Verwaltung – also etwa für den Austausch von Straßenlampen, für die Auszahlung von Sozialleistungen und die Planung von Gewerbegebieten – gehen fast 6,4 Milliarden wieder drauf.
Höchster Posten sind dabei die Personalkosten. Etwa 1,8 Milliarden Euro fließen auf die Konten der städtischen Mitarbeiter. Dazu kommen knapp 360 Millionen für Pensionen und Ruhestandsgehälter.
In der Stadtregierung sucht man dieser Tage deshalb noch verzweifelt nach Kürzungsmöglichkeiten. Von dem Ende 2016 verkündeten Sparkurs ist nämlich nicht viel übrig geblieben. Die einzelnen Stadtreferate gaben das Geld im laufenden Jahr dann doch wieder mit recht vollen Händen aus.
Weniger Stellen sollen entlasten
Im zweiten Anlauf soll es nun aber klappen mit der Haushaltsdisziplin. Dem Vernehmen nach haben sich CSU und SPD am Montag in einem ersten Schritt darauf geeinigt, von den 1069 heuer beschlossenen Stellen doch nur 800 neu zu besetzen. Das spart zwar keine Milliardensumme, würde den Haushalt aber schon spürbar entlasten.
Das Geld, das für die laufende Verwaltung nicht gebraucht wird, will die Stadt investieren. Schulbau, Kitabau – da läuft schließlich auch ein Milliardenprogramm. Und auch der Straßen- und Wohnungsbau wird nächstes Jahr wieder eine Millionensumme verschlingen. Kämmerer Ernst Wolowicz wird also auch in nächster Zeit wieder viel zu tippen haben.
Eines kommt ihm und seinen geschundenen Fingern dabei aber zu Gute: Die Stadt rechnet vornehmlich in Millionen. Das macht aus einer Milliardensumme eine schlanke Zahl mit vier Ziffern.