Hasenbergl: Warum will die SPD einen Autotunnel bauen?

Durchs Hasenbergl soll eine Röhre verlaufen. Was die Argumente sind und welche Kritik es gibt.
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Überzeugen kann er die Aktivisten allerdings nicht. Sie fordern weiterhin, dass der Stadtrat die Pläne einstellt und die Klimakrise ernst nimmt.
Überzeugen kann er die Aktivisten allerdings nicht. Sie fordern weiterhin, dass der Stadtrat die Pläne einstellt und die Klimakrise ernst nimmt. © Bernd Wackerbauer

München - Einen rot-weißen BMW-Stern hat Lisa Poettinger auf das Blattpapier gemalt, das sie in die Höhe hält. "SPD powered by BMW" steht darunter. Poettinger ist Mitte 20, Lehramtsstudentin, Klimaaktivistin. Gerade hat sie gemeinsam mit anderen Aktivisten und interessierten Bürgern dem SPD-Verkehrsexperten Nikolaus Gradl zugehört, warum seine Partei im Norden der Stadt einen Autotunnel bauen will. Das BMW-Werk müsse besser angebunden werden, lautet ein Argument.

Doch auch die Münchner sollen etwas davon haben, betont die SPD stets. Überzeugen konnte Nikolaus Gradl die Aktivsten gestern bei der Veranstaltung im Kulturhaus in Milbertshofen nicht. "Die Folgen der Klimakrise, dass in Indien gerade 60 Grad Bodentemperatur herrscht, sind gar kein Thema", sagt Poettinger.

Lisa Poettinger will den Tunnel verhindern.
Lisa Poettinger will den Tunnel verhindern. © Bernd Wackerbauer

Kosten des Tunnels noch nicht genau bezifferbar

Bis der Tunnel, der von der Schleißheimer Straße durchs Hasenbergl zur Autobahn verlaufen soll, gebaut wird, vergehen noch mindestens sechs Jahre. Jetzt geht es erst einmal um die Planung. Gradl betonte, dass auch er hofft, dass man die Pläne bis dahin einstampfen kann - weil die Verkehrswende gelungen ist. Doch der Weg dahin ist lang: Momentan pendeln 400.000 Menschen täglich nach München, Rekordwert aller deutschen Großstädte. 84 Prozent der Haushalte im Umland besitzen ein Auto - ganz einfach, weil die Verbindung in die Stadt zu ihrem Arbeitsplatz so schlecht ist.

"Warum steckt die Stadt nicht die Milliarde, die der Tunnel kosten soll, komplett in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs?", wollte eine Aktivistin wissen. Wie viel der Tunnel koste, könne heute niemand seriös sagen, antwortete Gradl. Weniger als eine Milliarde, aber mehr als 500 Millionen Euro sollen es sein. Ein Vielfaches davon fließe in den ÖPNV, so Gradl.

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Zum Beispiel werde eine Tram 23 Richtung Norden gebaut. Sie soll das Neubaugebiet Bayernkaserne und später die U-Bahn-Stationen "Am Hart" und "Kieferngarten" miteinander verbinden. Hoffnung setzt Gradl außerdem in eine neue S-Bahn-Linie von Karlsfeld in die Münchner Gewerbegebiete. Auf der Strecke fährt bislang nur Güterverkehr. Geplant ist, dass S-Bahnen zum neuen Forschungszentrum von BMW pendeln, noch bevor die Zweite Stammstrecke in Betrieb geht. Außerdem laufen laut Gradl gerade Untersuchungen, wie man Dachau besser mit dem Münchner Norden verbinden kann. Denkbar ist zum Beispiel eine neue Tramverbindung.

Der Verkehrsexperte der SPD-Fraktion Nikolaus Gradl erklärt bei einem Abendtermin, warum seine Partei an den Tunnelplänen festhält.
Der Verkehrsexperte der SPD-Fraktion Nikolaus Gradl erklärt bei einem Abendtermin, warum seine Partei an den Tunnelplänen festhält. © Bernd Wackerbauer

Besonders konkret sind diese Pläne allerdings nicht. Derweil wächst München weiter. Mit 20 Prozent mehr Einwohnern und ebenso viel mehr Arbeitnehmern, rechnet die Stadt. Ein Tunnel würde dazu führen, dass Zehntausende Autos mit ihrem Lärm und ihren Emissionen unter der Erde fahren, sagte Gradl. Eine Autobahn sei der Tunnel bei weitem nicht. Schließlich soll er nur zwei Spuren haben. Umweltaktivist Michael Jäger überzeugt das nicht: "Jeder weiß: Wer Straßen baut, erntet Verkehr."

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17 Kommentare
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  • Dugi am 03.06.2022 06:18 Uhr / Bewertung:

    Da hoffe ich mal, dass diese Klimaaktivisten keine Kinder haben oder planen.

  • FredC2 am 03.06.2022 10:51 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Dugi

    Wer jetzt noch Kinder in die Welt setzt, muß eh' ein recht optimistisches Gemüt haben.
    Aber vielleicht richtet es ja die E-Mobilität, oder irgendwelche neuen Apps und oder Startups, oder vielleicht TikTok?

  • Dugi am 03.06.2022 15:56 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von FredC2

    Vor allem hat halt jedes Kind seinen CO2-Fußabdruck, der eingespart würde: Ein Durchschnitts- US-Bürger hat einen CO2-Fußabdruck von 16 Tonnen pro Jahr. Jemand, der ohne Auto lebt spart dagegen nur ca. 2,4 Tonnen pro Jahr.

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