Happy Birthday! Das Bellevue di Monaco wird zehn
Früher habe sie nicht gewusst, was ihre Talente sind, sich nicht getraut, mit Fremden zu sprechen. Ihr Deutsch sei schlecht gewesen. Etwa 15 sei sie damals gewesen. Dann habe etwas ihr Leben verändert.
Heute ist Tracy, die das alles erzählt, 18 Jahre alt. Wobei: Erzählt ist das falsche Wort – es sprudelt viel mehr aus ihr heraus. Dass sie mal schüchtern gewesen sein soll? Kaum zu glauben. Was sie so verändert hat: Mit 15 habe sie zum ersten Mal das Bellevue di Monaco besucht, ein Projekt für Geflüchtete an der Müllerstraße, wo es Wohnungen gibt, ein Café, einen Sportplatz auf dem Dach und jede Menge Kurse und Angebote. Tracy kommt jeden Donnerstag her, um Theater zu spielen. "Das Bellevue", sagt sie, "ist ein Ort für alle. Wenn man sich verloren fühlt, kann man immer herkommen."
Mit ein paar Gorillas fing alles an
An diesem Sonntag hat das Bellevue seinen zehnten Geburtstag mit einem Straßenfest gefeiert. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) erinnert sich noch genau daran, wie das Bellevue entstanden ist – und wie "überschaubar" die Begeisterung seiner Verwaltung und der Stadtspitze damals war.

2012 starten als Gorillas verkleidete Aktivisten spektakuläre Aktionen in den leer stehenden Häusern, auch an der Müllerstraße 2 bis 6, wo sich heute das Bellevue befindet. Die Häuser gehören der Stadt – und die wollte die Gebäude eigentlich abreißen. Die Gorilla-Aktivisten waren dagegen.
Und dann kamen im Frühjahr 2014 immer mehr Geflüchtete an. Damals begannen die Aktivisten, ein breites Bündnis aus dem Kultur- und Sozialbereich zu schmieden. Sie schlugen vor, an der Müllerstraße ein Zentrum für Geflüchtete zu errichten, das mehr bietet als ein Dach über dem Kopf.

Er sei schon immer überzeugt gewesen, dass das Konzept klappen kann, sagt Reiter. Und heute sei das Bellevue ein "weltweit beachtetes Vorzeige-Projekt", das immer weiter wächst.

Denn es gibt neue Ideen: Das Bellevue will die ehemalige Backstube von Rischart übernehmen. Geflüchtete sollen einen Ausbildungsplatz bekommen – und das Viertel einen richtig guten Bäcker.
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