MÜNCHEN - Wahlkampfstress? Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg scheint das nichts auszumachen. Nach einem Termin-Marathon kam der CSU-Star zum Wiesn-Stammtisch der AZ, traf auf Charlotte Knobloch, Norbert Reithofer und Claudia Roth – und fasziniert fast alle.
Alle prosteten im Winzerer Fähndl am Donnerstagabend der Empore zu. Wie ein Popstar wurde dort am Stammtisch von AZ und Paulaner Bundeswirtschaftsminister
Karl-Theodor zu Guttenberg
empfangen. Er und Frau
Stephanie
nahmen’s gelassen, schüttelten Hände, naschten vom Brotzeitbrettl und klatschen, als die Nockherberger-Kapelle „Highway to Hell“ von AC/DC spielte – ein Lied, das es sonst auf der Wiesn eher selten zu hören gibt. „Vielen Dank, aber das Lied darf nicht Programm sein“, sagte zu Guttenberg in Anti-Krisen-Stimmung.
Die Koalition des Abends: Schwarz-Grün. Grünen-Chefin
Claudia Roth
begrüßte den CSU-Minister mit Schulterklopfer und High-Five – obwohl sie kurz zuvor noch meinte, „der soll zu mir kommen, nicht ich zum ihm“.
Doch zu Guttenberg kam nur zu einer, sobald sie rief – zu Ehefrau Freifrau Stephanie, als es etwas zu essen gab, er aber TV-Interviews führte. Da sprang er sportlich über die Brüstung in enger Lederhose und im Trachtenhemd, unter dem sein Brusthaar neckisch hervorblitzte. Freifrau Stephanie war es dann auch, die sich und ihren Mann als echte Münchner Kindl outete, geboren in der Maistraße. „Und ich bin in Harlaching aufgewachsen“, sagte Freifrau Stephanie.
Da brauchte das wiesnfeste Paar eigentlich den Tipp von Oktoberfest-Chef und Wirtschaftsreferent
Dieter Reiter
nicht: „Um die Wiesn zu überstehen, trinke ich nicht soviel und fahre abends mit dem Taxi heim. Die Schlagzeile gönne ich euch nicht“, sagte er zu den AZ-Journalisten.
Für Wirbel sorgte auch die AZ-Schlagzeile „So wählt die Wiesn“ – nämlich Schwarz-Gelb. „Das dachte ich mir“, sagte Bayerns FDP-Chefin
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
. „Aber auch die Grünen müssten gut ankommen, die sind lebenslustig.“
Das bewies sofort Claudia Roth, die lauthals „Que Sera“ mitsang. Währenddessen erzählte Bayerns Grünen-Chefin
Theresa Schopper
von ihren Wahlkampferfahrungen. „Ich werde dauernd auf Schwarz-Grün angesprochen, auch auf dem flachen Land. Und mit zu Guttenberg könnte ich mir das schon vorstellen.“
Eine Vorstellung, die der Wirtschaftsminister nicht ganz teilte: „Jamaika ist eine tolle Insel und heute mal ins Paulaner-Zelt verlegt. Und das war’s dann schon damit“, sagte der Minister. Begeistert von dem Shooting-Star der Politik zeigte sich auch
Charlotte Knobloch
, Präsidentin des Zentralrats der Juden. „Ich finde ihn einfach toll und freue mich, dass dieser Mann für uns eine Zukunft hat.“ Schauspielerin
Jutta Speidel
sieht den Gutti-Hype eher skeptisch. „Schauen wir mal, was in zwei Jahren ist.“
Technisch anspruchsvoll ging es auf der Ostseite des Stammtisches zu. Dort plauderten Claudia Roth und AZ-Verleger
Johannes Friedmann
über die Vor- und Nachteile ihrer iPhones. Diesen Ausführungen lauschte interessiert LMU-Präsident
Bernd Huber
. Über die Wirkungen von Karussells fachsimpelte Bayern-SPD-Chef
Franz Maget
. „Es kann gar nicht wild genug sein, wenn ich mit meiner Familie auf die Wiesn gehe.“ Fahrgeschäfte wie eine Rutsche langweilen den umtriebigen SPD-Mann. „Lieber etwas richtiges, wie Bob fahren“, sagte Franz Maget – dazu hatte er im Winter bereits Gelegenheit gehabt.
Zum ersten Mal seit 15 Jahren war BMW
-Chef
Norbert Reithofer
auf dem Oktoberfest, „weil ich solange im Ausland war – und dann gleich bei der AZ, das ist doch was.“
akk, bö, jox, mak, mue, tan, tha, zo