Geschlossenes Kinder-Heim
Notorische Schulschwänzer, Diebe, Schläger. Was tun mit Kindern, "die aus dem Ruder gelaufen sind"? - Seit Jahren will die Stadt ein geschlossenes Heim für auffällige Heranwachsende bauen. Jetzt könnte das Projekt tatsächlich auf den Weg gebracht werden.
MÜNCHEN Das Sozialreferat will ein geschlossenes Heim für dissoziale Kinder und Jugendliche bauen, sofern der Bedarf dafür besteht. Über eine solche Einrichtung wird in München seit Jahren diskutiert. Die Pläne wurden aber immer wieder verworfen.
Doch jetzt könnte das Projekt tatsächlich auf den Weg gebracht werden. "Ich denke, dass wir hier mit zunehmendem Bedarf rechnen müssen, und dass schnellstmöglich die konzeptionellen Fragen zu klären sind", sagte OB Christian Ude (SPD) zur AZ.
Bei einem Fachtag im Februar wollen Polizei und Experten aus der Justiz, Psychatrie und Jugendhilfe über die Notwendigkeit eines geschlossenen Heimes diskutieren. Der Ärztliche Direktor der Heckscher Klinik für Kinder und Jugendpsychatrie, Franz Joseph Freisleder sprach sich bereits im Vorfeld für das Projekt aus: "Ich glaube, es braucht so etwas."
Wie könnte die Einrichtung aussehen? Als Standort ist das Jugendheim Pasing in der Scapinellistraße im Gespräch. Platz könnten dort etwa sechs bis zehn auffällige Kinder im Alter von 12 und 13 Jahren finden etwa notorische Schulschwänzer, Diebe oder Schläger. "Was so eine kleine geschlossene Einrichtung bieten könnte, wäre, die Kinder erst einmal von der Straße zu bekommen", sagte Freisleder. In den Heimen könnte dann die Diagnostik anlaufen: Was ist mit den Kindern los? In welchem Umfeld leben sie?
"Kinder, die aus dem Ruder gelaufen sind"
Mit der aktuellen Debatte um Jugendkriminalität habe der neue Aufwind für das Projekt gar nichts zu tun, hieß es im Sozialreferat. "Wir puzzeln schon lange an der Frage herum, was wir mit Kindern machen, die aus dem Ruder gelaufen sind", sagte Graffe.
Viele solcher Einrichtungen gibt es in Deutschland noch nicht: Bundesweit können maximal 280 Jugendliche darin untergebracht werden. 94 der bestehenden Plätze sind in Bayern. Auch elf Jugendliche aus München sind derzeit geschlossen untergebracht aber nicht in der Landeshauptstadt. Denn für München wäre es die erste Einrichtung dieser Art.
Bereits im Jahr 2003 war der Stadtrat mit dem Konzept für ein geschlossenes Kleinstheim befasst. Die Investitionskosten wurden damals mit 2,7 Millionen Euro beziffert. Wenn jetzt grünes Licht für die Einrichtung gegeben würde, könnte diese laut Graffe frühestens 2009 eröffnet werden. J. Lenders
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