Generation Kopfweh: Was gegen die Schmerzen hilft

Immer mehr Schüler klagen über Schmerzen. Fehltage, Rückzug und Leistungsabfall sind die Folge. Experten raten, die Symptome ernst zu nehmen. Sonst können sie chronisch werden.
Nina Job |
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Etwa vier von fünf Schülern leiden unter Kopfschmerzen. Grund ist oft Schulstress. (Symbolbild)
dpa Etwa vier von fünf Schülern leiden unter Kopfschmerzen. Grund ist oft Schulstress. (Symbolbild)

München - Pochen, Stechen, Hämmern, Dröhnen: Kopfschmerzen und Migräne sind die neue Volkskrankheit von Jugendlichen. Die Zahl der Betroffenen steigt seit Jahrzehnten ständig. Klagten laut einer finnischen Studie 1974 noch 14,4 Prozent über immer wiederkehrendes Schädelweh, waren es 1992 bereits mehr als die Hälfte (51,5 Prozent). Inzwischen sind es noch mehr: „Vier von fünf Jugendlichen erleben Kopfschmerzen“, sagte der Neurologe Professor Stefan Evers am Mittwoch bei einem Expertengespräch in den Presseclub.

Eine Studie der LMU mit 3000 Münchner Schülern ergab sogar, dass über 80 Prozent der 12-bis 19-jährigen Gymnasiasten innerhalb von sechs Monaten von Kopfweh geplagt wurden. Die „Initiative Schmerzlos“ kümmert sich speziell um die Bedürfnisse von Jugendlichen. „Es ist wichtig, dass die Schmerzen richtig therapiert werden, sonst können sie chronisch werden und man nimmt sie mit ins Erwachsenenalter“, warnt Professor Florian Heinen, ärztlicher Direktor des integrierten Sozialpädiatrischen Zentrums im Haunerschen Kinderspital (iSPZ).

Mit diesen einfachen Übungen kann man Kopfschmerzen vorbeugen.          Grafik: Initiative Schmerzlos

 

Die Betroffenen

 

Je weiter die Pubertät fortschreitet, umso mehr Schüler leiden unter Kopfweh-Attacken. Mädchen trifft es häufiger als Buben. Gymnasiasten sind stärker betroffen als Hauptschüler. Doch nur 12 Prozent waren deshalb innerhalb eines Jahres beim Arzt. Gerade mal ein Drittel nimmt ein Schmerzmittel. „Das passt nicht zur Schwere der Symptome“, sagt Florian Heinen.

 

Die Folgen

 

Ständig wiederkehrende Schmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität. Fehltage in der Schule, Leistungsabfall und mangelndes Selbstbewusstsein können die Folge sein. Eine Studie aus Schweden belegt zudem, dass 50 Prozent der jugendlichen Migräne-Patienten auch als Erwachsene unter massiven Attacken litten.

 

Die Gründe

 

Stress in der Schule, emotionale Probleme, Muskelverspannungen oder Reizüberflutung gelten als Ursachen. Migräne und Spannungskopfschmerzen werden häufiger bei Jugendlichen beobachtet, die viel rauchen, Alkohol trinken oder sich selten bewegen. Bei über 50 Prozent der Patienten, die im Haunerschen Kinderspital Hilfe suchten, waren psychologische Faktoren hauptursächlich.

Lesen Sie hier: Alkohol und Drogen - So süchtig sind Münchens Teenies

Florian Heinen: „Das Erwachsenwerden tritt heute deutlich früher ein. Alles ist geplant, auch die Aktivitäten, die Spaß machen. Es gibt keine gesunde Langeweile mehr – dabei braucht das Gehirn diese Zeit! Es kann extrem gut spurten, es hat aber auch einen langen Bremsweg.“ Der Arzt fordert: „Wir bräuchten dringend Arbeitsmediziner für Schulen!“

Ursachen für ständiges Kopfweh können aber auch Muskelverspannungen, Reizüberflutung sowie – selten – feste Zahnspangen oder nächtliches Zähneknirschen sein. Manchmal fehlt dem Kind auch einfach eine Brille.

 

Die Therapie

 

Die „Initiative Schmerzlos“ rät, bei wiederkehrenden Schmerzen immer zum Arzt zu gehen. Neurologe Stefan Evers: „Bei akuten Attacken ist es besser, so früh wie möglich ein Schmerzmittel zu geben. Sonst lässt die Wirksamkeit des Mittels unter Umständen nach.“ In der Kopfschmerz-Ambulanz im Hauner werden jährlich etwa 200 junge Patienten betreut. Leiter Florian Heinen: „Leider dauert es oft sehr lange, bis sie den Weg zu uns Experten finden. Wir könnten deutlich mehr diagnostizieren.“

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