Kommentar

Benkos Methode "Ausgepresst, weggeworfen"

Wieder einmal lässt sich Galeria von Dritten retten. Die Gläubiger des Warenhauskonzerns stimmen dem Insolvenzplan zu. Nachrichtenredakteurin Martina Scheffler über die Methode Benko und sein Immobiliengeschäft, das hinter der Warenhauskette steht.
Martina Scheffler
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Viele Immobilien, in die Galeria Karstadt Kaufhof eingemietet sind, sind schlicht gesagt marode. Hier als Beispiel das Haus am Marienplatz in München.
Viele Immobilien, in die Galeria Karstadt Kaufhof eingemietet sind, sind schlicht gesagt marode. Hier als Beispiel das Haus am Marienplatz in München. © Lennart Preiss/dpa

Nun werden sie wieder verzichten, die Gläubiger von Galeria, manche wohl bis an die Schmerzgrenze. Was dennoch zu erwarten ist, hat man in München am Stachus gesehen: Auch dort verzichtete der Vermieter auf fast die gesamte Miete, dann war kurz darauf doch Schluss – und es wurde eine abgeranzte Immobilie zurückgegeben.

Das Glück der Beschäftigten hängt am seidenen Faden

Auch die zusätzlich geretteten Filialen sind allein der Verzichtbereitschaft und dem sozialen Gewissen der Vermieter zu verdanken, nicht dem des Herrn Benko. Die Mitarbeiter können sich daher schon mal darauf vorbereiten, dass ihr Glück nur von kurzer Dauer sein wird.

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Glück haben nur jene Häuser, die den Besitzer ganz wechseln und wieder von Fachleuten betrieben werden, statt Melkkuh zu sein. Dort dürfte dann vielleicht auch die Idee eine Chance haben, die Warenhäuser regional auszurichten – orientiert an den Interessen der Kunden vor Ort und ausgestattet mit Produkten aus der eigenen Gegend.

Vorschläge, die übrigens laut Betriebsräten schon vor langer Zeit gemacht wurden, aber beim Management kein Gehör fanden. Jetzt aber, wo Geld von außen hereinkommt, soll den Filialen mehr Eigenständigkeit bei der Auswahl ihres Sortiments ermöglicht werden.

René Benkos Interesse? Nicht die "kleinen" Mitarbeiter

"Das Warenhaus in Deutschland hat damit eine Zukunft", freute sich der inzwischen geschasste Galeria-Chef Miguel Müllenbach. Im Gegensatz zu vielen anderen verliert er mit seinem Posten aber nicht den Job: Er wechselt in die Geschäftsführung der Muttergesellschaft Signa Retail.

René Benkos Interesse gilt nicht den sogenannten "kleinen" Mitarbeitern oder dem Filialerhalt, sondern dem Immobilienerwerb. Das sollte jedem klar sein, der diesem Milliardär gutes Geld hinterherwirft.

Schaut man sich zudem die anderen Kaufhauserwerbungen des Österreichers an – Deutschland ist nicht der einzige Markt, auf dem er tätig ist –, wird klar, wohin er will und warum das mit dem simplen Warenhaus um die Ecke dann ohnehin nicht klappen kann.

Benkos Fokus: Luxuswarenhäuser

Unternehmer René Benko (l.) ist Chef von Signa. Hier mit Alexander Repp, Verkaufsleiter bei der Globus-Gruppe.
Unternehmer René Benko (l.) ist Chef von Signa. Hier mit Alexander Repp, Verkaufsleiter bei der Globus-Gruppe. © BrauerPhotos / G.Nitschke

In der Schweiz etwa hat Benko 2020 mit Partnern die Globus-Kaufhäuser übernommen. Auf deren Webseite zur eigenen Geschichte wird aus dem Immobilienhai eines der "inhabergeführten Familienunternehmen". Weitergeführt wurden von Signa und der Central Group aber nur die großen Häuser, die zu einer Luxuswarenhausgruppe werden sollen.

Mit denselben Partnern wurde 2022 die – Überraschung – britische Luxuswarenhausgruppe Selfridges übernommen. Da ist es dann auch keine Überraschung mehr, dass in dieser Welt die Käuferschaft in Paderborn und Rosenheim keine große Rolle spielt.

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  • Williwalli am 30.03.2023 16:18 Uhr / Bewertung:

    Super Artikel! Ich habe Herrn Reiter auch geschrieben , das man was tun möchte um zu verhindern, dass Karstadt geschloasen wird bzw. Keine Büros oder Hotels dort enstehen. Eine Antwort habe ich, wie erwartet übrigens nicht bekommen. Kein Wunder wenn die Stadt bereits wusste das der Anbau 2023 abgerissen wird und die Genehmigung dazu schon erteilt wurde. Der neue Bau aber erst 2024 fertig ist. Dann stinkt das zum Himmel und mit verlaub auch nach Spezlwirtschaft.

  • glooskugl am 28.03.2023 20:22 Uhr / Bewertung:

    Kann man dem Benko das Leben nicht etwas schwerer machen? Ich weiß auch nicht , warum Menschen , die nachweislich nicht das "ewige Leben" haben so ein raffgieriges leben führen. Wozu Vermögen für 100 Leben raffen ,wenn doch der Boandlkramer viel früher kommt?
    Kann die Stadt den nicht etwas runterbremsen?

  • Der wahre tscharlie am 28.03.2023 16:14 Uhr / Bewertung:

    Treffender kann man es fast nicht sagen, Frau Scheffler!
    Eigentlich sollte man ihm die ganzen Grundstücke, die er in München schon besitzt, wieder wegnehmen.

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