Galeria am Rotkreuzplatz und Kaut-Bullinger-Haus: René Benko verkauft Millionenobjekte in München
München - Mit dem österreichischen Milliardär René Benko verbinden Münchner Kaufhauspleiten, Immobilien-Sahnestücke in Bestlage und aufwendige Sanierungen. Jahrelang war der Österreicher in München auf Immobilien-Einkaufstour. Damit ist nun offensichtlich Schluss. Der Rückzug ist da, der Ausverkauf beginnt.
Wie die AZ erfuhr, sucht Benkos Immobiliengesellschaft Signa Prime Käufer für das frühere Kaut-Bullinger-Haus in der Rosenstraße und für das Galeria-Karstadt-Kaufhof-Gebäude am Rotkreuzplatz. Jeweils rund 100 Millionen Euro sollen die Objekte kosten.
Kaufhaus am Rotkreuzplatz soll verkauft werden: Mitarbeiter bangen um ihre Jobs
Zwei große Maklerbüros haben mit der Vermarktung begonnen. Über den Verkauf berichtete zuerst der englischsprachige Branchendienst "React News" aus London.
Die Verkäufe werden München verändern. Am Rotkreuzplatz werden erneut Kaufhausmitarbeiter um ihren Arbeitsplatz zittern. Noch vor wenigen Monaten hatten die Bewohner in Neuhausen und die Galeria-Mitarbeiter erleichtert aufgeatmet, dass im Zuge der jüngsten Galeria-Insolvenz diese Filiale nicht auf der Streichliste stand.
Firma von René Benko will Kaufhof loswerden: Danach kein Warenhaus mehr?
Doch die Erleichterung hielt nicht lange an. Wird das Gebäude verkauft, gilt als sehr wahrscheinlich, dass der Käufer es nicht mehr ausschließlich als Warenhaus nutzen wird.
Derzeit vermietet Signa Prime das 1981 gebaute und 18.400 Quadratmeter große Gebäude an Galeria Kaufhof. Nach AZ-Informationen wurde bereits mit einem renommierten Münchner Architekturbüro ein Mischkonzept entwickelt. In diesem Konzept sind mehr als 30.000 Quadratmeter für Einzelhandel, Büro und Wohnen vorgesehen.
Sigma Prima erwarb das Kaut-Bullinger-Haus erst 2020
In dem Verkaufsexposé des Maklerbüros wird das Gebäude unter dem Namen "Rio" vermarktet. Beworben wird es damit, dass es sich in einem der wichtigsten Stadtteilzentren Münchens befände und außerdem im "Herz einer der edelsten Wohnanlagen" der Landeshauptstadt.
Das zweite Objekt, das Benkos Unternehmen auf den Markt bringt, ist derzeit Baustelle. Seit Herbst 2020 gehört das Haus in der Rosenstraße 8, in dem jahrzehntelang Kaut-Bullinger Büro- und Schreibbedarf verkaufte, zum Portfolio von Signa Prime.
Pläne für das frühere Kaut-Bullinger-Haus: Mehr Büro-, weniger Einzelhandelsfläche
Geplant ist hier ein Neubau: ein viergeschossiges Geschäftshaus mit 3.100 Quadratmeter Bürofläche und – nur noch – 1.150 Quadratmeter Einzelhandelsfläche im Erdgeschoss und ersten Stock.
Oben drauf sollte eine 265 Quadratmeter große Dachterrasse entstehen, 2025 soll das Gebäude fertig werden, Büros und Geschäfte bezugsfertig sein. Im Januar gab die Stadt grünes Licht und erteilte die Baugenehmigung, Mitte Februar begannen die Entkernungsarbeiten.

Ob die bisherige Planung des Architekturbüros Holger Meyer aber nun auch wirklich realisiert wird, ist offenbar wieder offen – und hängt wohl davon ab, wer kaufen will und wann. Laut "React News" prüft die Signa auch die Möglichkeit, die Immobilie im Rahmen eines sogenannten Forward Deals zu verkaufen. In diesem Fall würde das Geschäftshaus erst fertiggestellt und dann verkauft werden.
Nach Umbau: Immobilien von René Benko werden teurer
Natürlich würde dann alles noch mal deutlich teurer, im Gespräch sind rund 165 Millionen Euro statt jetzt 100. Zu Benkos Immobilienvermögen in München gehören noch der Oberpollinger in der Fußgängerzone und die Alte Akademie mit ihrer Renaissancefassade an der Neuhauser Straße. Erworben hat die Signa diese im Erbbaurecht.
Die Alte Akademie wird seit Jahren saniert und umgestaltet. Im kommenden Jahr soll als größter Mieter der Pharmakonzern Novartis einziehen. Er hat einen Mietvertrag für 9.000 Quadratmeter Bürofläche.
René-Benko-Firma Signa plant neue Bauprojekte in München
Zwischen Hauptbahnhof und Stachus steht das nächste Großprojekt an: Hier will Signa großflächig neu bebauen, 40.000 Quadratmeter Bürofläche und 10.000 Quadratmeter für Einzelhandel sollen entstehen, die Planung für das "Corbinian" stammt von David Chipperfield Architekten.
Für die Neubebauung soll auch das ehemalige Karstadt-Gebäude an der Schützenstraße abgerissen werden, das im Juni geschlossen wurde. Bis zum Schluss hatten viele Mitarbeiter gehofft, dass sie doch noch weitermachen dürften: im denkmalgeschützten Hermann-Tietz-Haus (ehemals Hertie) gegenüber vom Hauptbahnhof. Es gehört ebenfalls zum Benko-Imperium und wird derzeit noch saniert. Die Mitarbeiter hofften vergeblich. Und nun, im Zuge von Benkos Immobilienverkäufen, müssen wohl wieder Galeria-Mitarbeiter zittern: in Neuhausen.
Galeria wird vom Maklerbüro unter dem Namen "Rio" angeboten
Früher wurde der Rotkreuzplatz auch "Neuhauser Stachus" genannt, in den 1930er Jahren "Rio". Er ist das Zentrum des Stadtteils, hier pulsiert das Leben. Und hier steht seit Jahrzehnten der Kaufhof. 1997 wurde der Bau mit der charakterischen Ziegelfassade zuletzt modernisiert. Alles gibt es hier zu kaufen: von Lebensmitteln bis zum Reißverschluss, vom teuren Parfüm bis zu Kleidung.
Die Neuhauser hängen an ihrem Kaufhaus. Im Zusammenhang mit der Galeria-Insolvenz betonten Stadtteilpolitiker immer wieder, wie sehr das Kaufhaus vermisst würde, sollte es auf der Streichliste landen. Die Immobilie gehört der Signa Gruppe von René Benko.

Zuletzt hatte Commerz Real noch 20 Prozent Anteile, gab diese aber zurück an Signa. Kaufhof ist Mieter und hat einen Vertrag bis 2035 – mit Verlängerungsoption um zehn Jahre. Nach AZ-Informationen betragen die garantierten jährlichen Mieteinnahmen 3,6 Millionen Euro.
Was künftig aus dem Kaufhaus wird, wenn Signa verkauft, kann heute niemand sagen. In einem Konzept, das im Zusammenhang mit dem Verkaufsvorhaben entwickelt wurde, sind deutlich reduzierte Flächen für den Einzelhandel vorgesehen, dafür viel Platz für Büros, aber auch Wohnungen. Auch ein Wohnturm ist Teil der Konzeptideen.
René Benko will verkaufen: Aus Kaut-Bullinger wird "Romy"
Jeder Münchner und jede Münchnerin kannte "den Kaut-Bullinger" in der Rosenstraße. Auf vier Etagen fand man in der Fußgängerzone nahe Marienplatz alles, was man fürs Büro braucht, außerdem luxuriöse Schreibutensilien und Geschenke. 44 Jahre lang bot das Geschäft, das einst von einem Papierfabrikanten gegründet worden war, auf 2.000 Quadratmetern Fläche eine riesige Auswahl.

Dann verkaufte Kaut-Bullinger sein Stammhaus 2020 an René Benkos Signa. 2022 war Schluss mit Büromaterial. Seit einer kurzen Zwischennutzung ist nun Baustelle in der Rosenstraße. Im Februar hat Signa begonnen, den Bau komplett zu entkernen. Das neue Gebäude soll unter dem Namen Romy vermarktet werden. Im Erdgeschoss und im ersten Stock sind Einzelhandelsflächen geplant, in den Etagen darüber Büros. Ganz oben soll eine Dachterrasse entstehen, von der man über München schauen kann.
Ende 2022 wurde Bauantrag eingereicht. Es brauchte allerdings erst zwei Anläufe, um die Jury der Stadtgestaltungskommission vom Entwurf zu überzeugen. Insbesondere ein zusätzliches Stockwerk war umstritten. Bereits im Jahr 2025 soll der Neubau im Herzen der Altstadt fertig sein. Ob nun alles auch so realisiert wird, wie geplant, wird sich zeigen.
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