Frühstücken und an Mama denken
An freien Samstagen geht auch eine zweite Maß. Sonntag ist der perfekte Tag, um nichts zu tun. Einfach mal Ruhe. : Der Schauspieler Bernd Moss plant sein Wochenende.
Ich stehe in meiner Küche und freue mich auf die Thymian-Frikadellen (sagt man eher: Thymian-Pflanzerl?), die ich gleich in der Pfanne braten werde. Doch erst einmal muss ich den Thymian zupfen. Das Gewürz ist widerspenstig, und ich bin fast bereit aufzugeben, als das Telefon klingelt.
Meine Mutter ist dran. „Junge, ich habe eine Darmspiegelung vor mir. – Und was machst du so am Wochenende?“ – „Ich weiß es noch nicht so genau, Mama.“ – „Geh doch mal raus. Bei euch in München soll es doch am Marienplatz dieses ,Glockengedöns’ geben. (Meine Mutter kommt aus Westfalen, und das hört man auch.) Das kannst du dir doch mal anhören.“ – „Mama, das Glockenspiel kenn’ ich schon. Aber ich werde es mir trotzdem anschauen, vom gleichnamigen Café gegenüber aus. Da werde ich sitzen, lecker frühstücken und an meine Mama denken.“
Ach du Schreck! Was ist das denn für ein Wochenende? Thymian zupfen, die Glocken hören und an meine Mutter denken?! In Wirklichkeit mache ich viel aufregendere Dinge: Ich schwinge mich auf meinen Motorroller und fahre rüber zum Haus der Kunst. Da schaue ich mir die Robert-Rauschenberg-Ausstellung an und – so verrückt bin ich dann schon, liebe Mama – noch die „Parrworld“-Ausstellung.
Nach so viel Kunst geht es ganz geschmeidig durch den Englischen Garten, jawohl: Ich fahre Motorrad durch den Englischen Garten – natürlich darf man das nicht, deswegen mache ich das doch – einmal quer durch, und schon bin ich bei meinem Sportstudio, dem „Elixia“ an der Ungererstraße. Da gehe ich in die Sauna, genieße die Ruhe im Spabereich und entspanne mich. Von da aus geht es direkt weiter ins „Dürnbräu“, und da belohne ich mich mit Schweinsbraten und einer Maß, die sich gewaschen hat. An guten Samstagen, das heißt an freien Samstagen, schaffe ich noch eine zweite Maß. Dann bin ich aber wirklich beduselt. Das ist die perfekte Stimmung, die Lesebrille aufzusetzen – das habe ich nicht gesagt – und mein Buch weiterzulesen. Im Moment: „Ein perfekter Freund“ von Martin Suter. Sehr gut. Vielleicht war das zweite Bier doch zu viel. Ich beschließe, den Roller stehen zu lassen, und fahre ins Schyrenbad. Da entspanne ich mich aber mal wirklich – nein, Mama, ich schwimme fünf Kilometer, und das bei jedem Wetter. Abends gehe ich ins Pathos Transporttheater und schaue mir das Stück „brainfuck“ an - nein, tut mir leid, ich weiß nicht, was das bedeutet.
Und dann ist es auch schon wieder Zeit für eine Pizza im „Nero“ an der Rumfordstraße. Die haben bis zwei Uhr auf – sehr praktisch. Ein Absacker im nahen „K&K Club“ oder auch zwei und selig ab nach Hause.
Sonntag ist der perfekte Tag, um nichts zu tun. Einfach mal Ruhe. Bei schönem Wetter verbringe ich den Tag vor der „Aroma Kaffeebar“ an der Pestalozzistraße, bei schlechtem gehe ich ins Arena-Kino an der Hans-Sachs-Straße und schaue mir in der Matinee „Yella“ von Christian Petzold an. Die habe ich zwar schon gesehen, aber das Ende ist so, dass ich den Film gerne noch einmal sehen möchte.
Abends habe ich selber Vorstellung, und zwar „Der Sturm“ unter der Regie von Stefan Pucher. Nachher wieder ein kleines Bier im Blauen Haus bei uns in den Kammerspielen. – Was? Nein, natürlich habe ich dich nicht vergessen, Mama. Weißt du, die Glocken sind so laut, ich kann dich ganz schlecht verstehen. Bis zum nächsten Wochenende. Servus. Ja, Mama, das heißt hier so.
- Themen:
- Bier
- Haus der Kunst