Freisinger Stadtrat beschließt Konzertarena am Münchner Flughafen

Am Besucherpark des Münchner Flughafens soll eine Konzerthalle gebaut werden. Das bringt die Stadt unter Zugzwang, denn der neue Saal steht in Konkurrenz zum Olympiapark.
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So soll sie aussehen, die neue Konzert- und Kongresshalle in Freising.
So soll sie aussehen, die neue Konzert- und Kongresshalle in Freising. © Visualisierung: SWMunich Real Estate GmbH/Populous Architects, London

München/Freising - Bis zu 20.000 Menschen sollen auf dem Flughafengelände in Freising bald bei Konzerten zusammen feiern. Am Mittwochabend gab der Freisinger Stadtrat dem Projekt seine Zustimmung. Die Münchner Olympiahalle bekommt also Konkurrenz.

Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) und die Chefin der Grünen Anna Hanusch fordern deshalb, dass die Stadt nun möglichst schnell die Pläne für eine eigene, neue Konzerthalle im Olympiapark anpackt. Denn aus ihrer Sicht ist der Flughafen für große Konzerte, die Tausende Besucher anziehen, der falsche Standort. Schließlich ist die S-Bahn zum Airport schon heute verstopft.

Eventarena am Flughafen soll benötigten Strom selbst erzeugen

Allerdings muss sich die Münchner Politik sputen, wenn sie die Halle noch verhindern will: Die Pläne in Freising sind bereits ausgereift und klingen spektakulär: Die Arena soll laut den Investoren besonders nachhaltig werden. Tausende Photovoltaik- und Solarpaneele sollen sich auf dem Dach der Arena und auf dem Gelände befinden. Ziel ist, den Strom, der für den Betrieb der Arena gebraucht wird, selbst zu erzeugen.

Blick auf die Konzerthalle.
Blick auf die Konzerthalle. © Visualisierung: SWMunich Real Estate GmbH/Populous Architects, London

Die Außenfassade soll ein Blickfang sein: Die Trägerkonstruktion hat eine Rautenform – eine Anspielung auf das bayerische Wappen. Gleichzeitig soll die Halle transparent sein, so dass die Besucher schon von Weitem auf "das pulsierende Leben" im Inneren blicken können, schreiben die Investoren in einer Mitteilung.

Der Innenraum werde nach modernsten Anforderungen für Bühnenshows ausgestattet sein. Akustik-Experten, die Opernhäuser planen, sollen bei der Planung mitwirken. Der Saal soll hufeisenförmig angelegt sein und steile Ränge haben. Der erste Entwurf stammt von einem Londoner Architekturbüro. Aber auch Freisinger Firmen sollen Aufträge bekommen, kündigen die Investoren an.

Blick in die geplante Konzerthalle: 20.000 Menschen sollen hier mal Platz finden.
Blick in die geplante Konzerthalle: 20.000 Menschen sollen hier mal Platz finden. © Visualisierung: SWMunich Real Estate GmbH/Populous Architects, London

Investorengruppe will 300 Millionen Euro ins Projekt stecken

Denn die Geldgeber stammen selbst aus der Domstadt: Lorenz Schmid und Gert Waltenbauer führen gemeinsam das Immobilienunternehmen SWMunich Real Estate mit Sitz in der Freisinger Altstadt. Nach eigenen Angaben planen sie 300 Millionen Euro in die Halle zu stecken.

Gleichzeitig rechnen sie damit, dass Freising und das Umland enorm profitieren: Die Unternehmensberatung Deloitte rechnete aus, dass die Konzertarena der Stadt und der Region 285 Millionen Euro neue Wertschöpfung pro Jahr bringt. Alleine die Hotellerie, Gastronomie und der Handel sollen neue Umsätze von 157 Millionen jährlich machen.

Der Freisinger Stadtrat hat sich von diesen Plänen offensichtlich beeindrucken lassen. Am Mittwochabend stimmte er in einer Sondersitzung mit einer großen Mehrheit dafür, dass das Genehmigungsverfahren starten kann.

Die neue Event-Arena soll besonders klimaneutral werden. Auf dem Dach sowie dem Gelände sollen Solarpaneele für die Energieerzeugung sorgen.
Die neue Event-Arena soll besonders klimaneutral werden. Auf dem Dach sowie dem Gelände sollen Solarpaneele für die Energieerzeugung sorgen. © Visualisierung: SWMunich Real Estate GmbH/Populous Architects, London

Wirtschaftsreferent hofft auf eigene Konzertarena für München

Ein solches Signal wünscht sich Wirtschaftsreferent Baumgärtner nun auch aus München. Er hofft, wenn sich die Stadt nun hinter eine eigene Konzertarena klemmt, die Halle in Freising doch noch zu verhindern. Denn er ist sich mit der Grünen-Chefin Hanusch einig, dass so ein großes Konzerthaus nicht aufs Land, sondern in die Stadt gehört. Hanusch fürchtet mehr Fluggäste und einen Schaden für die Ökologie. Baumgärtner glaubt, dass die Straßen und S-Bahnen restlos verstopfen, wenn Tausende Konzertbesucher nach Freising strömen.

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Allerdings sind in München noch viele Fragen offen. Klar ist noch nicht einmal, wie viele Besucher in der Halle Platz haben sollen. Eine Halle für 30.000 Besucher hatte Hanusch vor Monaten vorgeschlagen. Jetzt sagt sie, dass die Verwaltung erst einmal klären muss, wie groß der Bedarf tatsächlich ist und ob es eher eine Konzerthalle oder eine Sportarena werden soll.

Fest steht bloß der Standort: im Olympiapark, wohin die Münchner schon seit Jahrzehnten strömen, um den großen Stars zu lauschen.

Beeindruckt zeigen sich die Freisinger Investoren davon nicht. An ihren Plänen ändere das alles nichts, sagt ein Sprecher des Unternehmens.

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26 Kommentare
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  • freeman am 09.04.2022 23:16 Uhr / Bewertung:

    Ich find das super! Warum wird denn schon wieder genörgelt? Die Anbindung an S-Bahn, Autobahn und Flugzeug ist da; die Münchner City wird nicht noch weiter vollgestopft. Seltsame Sichtweise mancher Leute hier. Freising ist doch keine Konkurrenzstadt für München, sondern gehört quasi dazu. Ein Fußballstadion wird ja auch nicht im Stadtzentrum gebaut, sondern am Rand; das ist diesem Fall genau das gleiche. Hier geht's nur um die verwaltungs-politische Grenze, da ja außerhalb des Münchner Stadtgebiets, aber ob nun das Fußballstadion nun Fröttmaning steht, und jetzt halt eine Veranstaltungshalle am Flughafen, ist doch absolut vergleichbar. Ich finde die Sache super! Schnell anfangen zu bauen, bevor immer weiter genörgelt wird. Netter Nebeneffekt: evtl. wird die Taktung der S-Bahn ja verbessert und der Ausbau generell beschleunigt. Ein Gewinn für ganz München, zu dem das direkte Umland natürlich auch zählt.

  • Der wahre tscharlie am 08.04.2022 14:25 Uhr / Bewertung:

    Diese Freisinger Firma verweist ja auf ihrer Muc-cc-Seite auch auf das Glanstonbury-Festival. Ohne konkret zu werden.
    Da werd ich ja gleich hellhörig, was die mit diesem Festival zu tun haben.
    Nachdem ich ein bissl gegoogelt habe, habe ich die Vermutung, wie gesagt es ist eine vage Vermutung, dass sie da irgendein Geld investiert haben.
    Lt. einem Bericht vom 9.April 2021 will die britische Regierung das Festival mit einem 400 Millionen Pfund schweren Wiederaufbaupaket unterstützen. Und die Glastonbury-Organisatoren sind Michael Evis und Tochter Emily.
    Langsam interessiert mich die Firma, besonders da sie medial eigentlich nicht auffällig ist.

  • tutnixzursache am 09.04.2022 17:31 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    echt spannende….

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