Flüchtlingsunterkunft: Jetzt hilft der Hallenkönig
München - Wolfgang Nöth ist ein Mann der klaren Worte. Die Bilder von den Flüchtlingsströmen auf dem Balkan gehen ihm nicht aus dem Kopf. „Das erinnert mich schon an die Todesmärsche von Dachau“, sagt der Münchner Hallenkönig, der wie kein Zweiter in dieser Stadt das Nachtleben bestimmt hat und zur Zeit noch Zenith, Kesselhaus, Postpalast, Spiegelsalon und Theaterfabrik betreibt. Und weil Nöth nie lange gefackelt hat, packt er nun an.
In Johanneskirchen hat er das Areal einer ehemaligen Holzgroßhandlung auf 15 Jahre gepachtet. Dort soll nun in Windeseile eine Heimat für 250 Flüchtlinge entstehen, die bereits eine Anerkennung haben.
Denn auf dem leer gefegten Wohnungsmarkt der bayerischen Hauptstadt eine Bleibe zu finden, fällt diesen Menschen besonders schwer: Rund 180 müssen derzeit in Münchner Gemeinschaftsunterkünften ausharren – obwohl ihr Asylverfahren abgeschlossen ist und sie eigentlich ausziehen dürften.
Wolfgang Nöths „Quartier“ soll aber nicht nur ein Zuhause für Flüchtlinge sein – sondern auch für Künstler und Bands. Eine interkulturelle Begegnungsstätte, kein Ghetto. „Wir wollen die Leute hier zusammenbringen und ankommen lassen“, sagt der junge Berliner Architekt Benedict Esche, der mit seinem Münchner Kollegen Jonas Altmann die Planung der Anlage übernommen hat. „Wir können nicht immer nur reden“, sagt Nöth, „wir müssen endlich auch mal handeln. Ich bin das ständige Gequatsche in den Talkshows so leid.“
SPD und Grüne: München hat noch Platz für Flüchtlinge
Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Allianzen: Als Anwalt für sein Projekt hat sich Nöth den Münchner CSU-Bundestagsabgeordneten Hans-Peter Uhl gesucht. Ausgerechnet jenen Mann, mit dem er sich erbitterte Schlachten geliefert hat, als Uhl noch Kreisverwaltungsreferent in München war. „Man muss den Teufel mit dem Beelzebub austreiben.“ Wolfgang Nöth lacht laut. Das alte Kriegsbeil ist längst begraben, die „alten Kämpfe sind ausgekämpft“, sagt Nöth. „Ich habe den Uhl angerufen und ihm gesagt, dass ich seine Hilfe brauche. Jetzt pflegen wir ein sehr gutes Verhältnis.“ Auch über die Lokalbaukommission, quasi der natürliche Gegner Nöths in der Stadt, verliert er nur noch lobende Worte.
Noch stehen auf dem Gelände in Johanneskirchen die Reste der Holzhandlung, trotzdem glaubt Nöth, dass dort schon im späten Frühjahr Flüchtlinge einziehen, wenn alle Stellen zusammenarbeiten.
Geplant ist, die alte Halle zu erhalten und unter ihrem Dach Wohnungen in Modulbauweise zu errichten: für zwei, fünf oder sieben Personen – je nach Größe der Familie, die dort einmal leben wird. Auf dem Gelände soll außerdem Platz sein für Ateliers, Proberäume, eventuell eine Schule und eine Einrichtung des Amtes für Migration.
Finanzielle Unterstützung von der Stadt will Nöth für all das nicht, schon allein, um das Tempo hochzuhalten. „Ich weiß aber jetzt schon, dass die Vorwürfe kommen werden, ich wolle mit den Flüchtlingen Geld machen“, sagt er. „Aber das ist Quatsch. Natürlich muss sich das Projekt tragen, ich muss ja eine Verwaltung einsetzen. Aber es geht mir hierbei überhaupt nicht um Geld.“
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