Fall Sonja Engelbrecht: Gefundene Decke bringt Ermittler auf neue Spur

Mordermittler im Fall Sonja Engelbrecht identifizieren die blauschwarze Decke mit dem auffallenden Design. Sie könnte den Täter überführen.
Ralph Hub
Ralph Hub
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
14  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Sonja Engelbrecht verschwand in April 1995.
Polizei 8 Sonja Engelbrecht verschwand in April 1995.
Die Farben sind auf der anderen Seite der Decke getauscht.
Polizei 8 Die Farben sind auf der anderen Seite der Decke getauscht.
Eine solche Decke mit dem auffallenden Druck ist in der Felsspalte bei den sterblichen Überresten von Sonja Engelbrecht gefunden worden. Sie könnte aus dem Besitz des Täters stammen, oder aus seinem Umfeld.
Polizei 8 Eine solche Decke mit dem auffallenden Druck ist in der Felsspalte bei den sterblichen Überresten von Sonja Engelbrecht gefunden worden. Sie könnte aus dem Besitz des Täters stammen, oder aus seinem Umfeld.
Die Überreste der Decke mit dem markanten Blumenmuster
Polizei 8 Die Überreste der Decke mit dem markanten Blumenmuster
Die Überreste der gefundenen Decke.
Polizei 8 Die Überreste der gefundenen Decke.
Der Müllsack, der bei der Leiche gefunden wurde – umwickelt mit Klebeband.
Polizei 8 Der Müllsack, der bei der Leiche gefunden wurde – umwickelt mit Klebeband.
Eines der letzten Fotos von Sonja Engelbrecht.
Archiv 8 Eines der letzten Fotos von Sonja Engelbrecht.
Polizisten haben bei einer großangelegten Suche Ende März 2022 unterhalb der blauen Plane Knochen der seit 1995 vermissten Sonja Engelbrecht gefunden.
Peter Kneffel/dpa 8 Polizisten haben bei einer großangelegten Suche Ende März 2022 unterhalb der blauen Plane Knochen der seit 1995 vermissten Sonja Engelbrecht gefunden.

München - Als die Originaldecke neben der Leiche in der Felsspalte in einem Waldstück bei Kipfenberg gefunden wurde, waren es nur mehr ein paar halb verrotteter Fetzen. Nach einem Hinweis aus der Bevölkerung ist es jetzt gelungen, ein identisches Exemplar aufzutreiben.

Eine Frau aus Nordrhein-Westfalen ist im Internet auf eine Instagram-Seite gestoßen, auf der Tausende Decken zu sehen sind. Sie gab der Mordkommission in München einen Tipp, nachdem der 28 Jahre alte Mordfall in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" Ende Februar nochmals aufgegriffen worden war.

Die Überreste der Decke mit dem markanten Blumenmuster
Die Überreste der Decke mit dem markanten Blumenmuster © Polizei

Die Decke bei Instagram sieht tatsächlich so aus wie das Exemplar, das bei den sterblichen Überresten der 19-jährigen Schülerin aus München gefunden wurde und nun zunehmend in den Mittelpunkt der Ermittlungen rückt. Experten in den Kriminallaboren des Bayerischen Landeskriminalamtes haben die sichergestellten Deckenreste mit dem Vergleichsexemplar verglichen. Das Ergebnis ist eindeutig. "Die Decken sind identisch", sagte Polizeisprecher Werner Kraus am Donnerstag.

Eine solche Decke mit dem auffallenden Druck ist in der Felsspalte bei den sterblichen Überresten von Sonja Engelbrecht gefunden worden. Sie könnte aus dem Besitz des Täters stammen, oder aus seinem Umfeld.
Eine solche Decke mit dem auffallenden Druck ist in der Felsspalte bei den sterblichen Überresten von Sonja Engelbrecht gefunden worden. Sie könnte aus dem Besitz des Täters stammen, oder aus seinem Umfeld. © Polizei

Gefundene Decke: Produzierende Firma existiert nicht mehr

Die Decke hat das Format zwei Meter auf 1,40 Meter. Das Material besteht zu 90 Prozent aus Polyacryl. Auf dem Etikett steht "Acryl Velours".

Auffallend ist neben den Blumenmustern in den Ecken ein in der Mitte abgebildetes junges Paar, das kniend Zärtlichkeiten austauscht. "Ein Motiv, an das sich bestimmt jemand auch nach so langer Zeit noch erinnern kann", hofft Kraus. Die Decke könnte bereits in den 70er oder 80er Jahren hergestellt worden sein.

Die Farben sind auf der anderen Seite der Decke getauscht.
Die Farben sind auf der anderen Seite der Decke getauscht. © Polizei

"Die Firma, die diese Decken produziert hat, existiert nicht mehr", sagt Kraus. Die Vertriebswege von damals sind ebenso unklar, wie Ort und Zeitraum, in dem sie verkauft wurden. Das alles sind Details, die die Ermittler bei der Mordkommission derzeit zu rekonstruieren versuchen.

Die Polizei interessiert sich vor allem dafür, wer vor knapp 30 Jahren so eine Decke besessen hat. Sie könnte dem Täter gehört haben, oder zumindest jemandem aus seinem Umfeld.

Der Mörder hat die tote Sonja Engelbrecht, in Plastiktüten und Müllsäcken eingewickelt, im April 1995 in das abgelegene Waldstück bei Kipfenberg (Altmühltal) geschafft und dort in eine Felsspalte geworfen. Neben der Leiche lag die zusammengeknüllte Decke.

Polizisten haben bei einer großangelegten Suche Ende März 2022 unterhalb der blauen Plane Knochen der seit 1995 vermissten Sonja Engelbrecht gefunden.
Polizisten haben bei einer großangelegten Suche Ende März 2022 unterhalb der blauen Plane Knochen der seit 1995 vermissten Sonja Engelbrecht gefunden. © Peter Kneffel/dpa

Auf der Decke wurden DNA-Spuren gefunden, die die Polizei eindeutig dem Täter zuordnet. Allerdings ergab ein Abgleich mit bereits gespeicherten Daten im Polizeicomputer keinen Treffer.

Nach "Aktenzeichen"-Ausstrahlung: Mittlerweile über 280 Hinweise

Bei der Polizei sind nach der Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" inzwischen über 280 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. "Sie werden alle akribisch überprüft, jedem Einzelnen wird nachgegangen", betont Werner Kraus.

Eine heiße Spur oder gar ein Hinweis auf einen konkreten Tatverdächtigen hat sich bisher noch nicht ergeben. Doch das könnte sich nun ändern, wenn das Rätsel der verrotteten Decke aus der Felsspalte endgültig gelöst ist. Die Polizei glaubt, dass sich der Mörder in der Nähe von Kipfenberg auskennt, dort gelebt, gearbeitet oder vielleicht Urlaub gemacht hat.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
14 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Weigand am 10.03.2023 16:57 Uhr / Bewertung:

    Würde mich brennend interessieren wie der Zustand der DNA ist nach fast 30 Jahren im Freien(war die Decke in dem Müllsack?) u. damit mit welcher Beweiskraft. Und warum sie,auch wenn vielleicht nur eine Sorte DNA drauf ist,sie unbedingt vom Täter sein soll?Der kann ja Handschuhe getragen haben und sie sonst wo(Müllcontainer wie evtl. das Verpackungsmaterial?)habenVielleicht will man den Täter damit jetzt irgendwie unter Druck setzen u. er stellt sich?Vor einem evetuellen Massen-DNA-Test?Bezügl dem: Von bekannten Ausflugs/Wander-Gebiet Altmühltal mit Kipfenberg zum Großraum Ingolstadt(1/2 Mio. Einwohner) sinds nur 20 Km.

  • Weigand am 10.03.2023 16:41 Uhr / Bewertung:

    Die Decke wurde erstmals am 3.3.23 um 00:57 von einem allmystery(de)-Mitglied gepostet zu dem Fall . Hab dann selbst am Vormittag diesen Tages einige links auf versch.fb-Seiten(xy, polizei München u.a.)gepostet. Aber anscheinend hat sich niemand dafür interessiert eine Woche.Geschweige denn selbst gefunden. Das Mitglied hat dann nach einigen Tagen die BILD informiert.Die habens dann mal veröffentlicht. Die Polizei hat sie auch 1 Jahr lang nicht gefunden. Wär nur 1 Stunde scroll-Arbeit auf dem naheliegenden wolldeckenmuseum(de) gewesen.Aber die Polizei-Kompetenz zweifle ich schon mindesten nach dem "Wattestäbchen(Heilbronn)Phantom an nach dem sogar in einer xy-Sendung gefahndet wurde bzw. dem NSU-Fall(der wiederum mit dem Mord an der Polizistin Michele Kiesewetter) mit dem "Phantom" in Verbindung steht

  • Schorsch77 am 09.03.2023 19:56 Uhr / Bewertung:

    Ein Massentest in der Region ist natürlich rechtlich nicht durchsetzbar.

    Ein freiwilliger Testaufruf in der Region könnte aber interessante Ergebnisse bringen.
    Sicher nicht den Täter aber mehr oder weniger nahe Blutsverwandte und dann kann man gezielt eingrenzen und vorladen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.