"Extreme Gefahr": Was hinter der Katastrophenwarnung auf den Münchner Handys steckte

Um 11.04 Uhr schlugen am Mittwoch die Handys in München Alarm. Doch vor was wurde eigentlich gewarnt? Die AZ hat bei der Feuerwehr nachgehakt.
von  Felix Müller
Diese Warnung bekamen die Münchner auf ihr Handy geschickt.
Diese Warnung bekamen die Münchner auf ihr Handy geschickt. © Screesnhot Katwarn

Um 11.04 Uhr zuckten die Münchner am Mittwoch zusammen. Jene, die noch gar nichts mitbekommen hatten. Aber auch jene, die die Nachrichtenlage auf ihren Smartphones seit den Morgenstunden verfolgten und von Explosionen im Münchner Norden und der anschließenden Sperrung der Theresienwiese wussten.

Diese Warnung kam in München auf den Smartphones an

Denn der so genante Katwarn wurde in München ausgelöst, jener Katastrophen-Alarm, der die Menschen über ihre Handys auf eine Gefahrenlage aufmerksam machen soll. Und das wegen drohender Gefahr sehr schrill und laut. "Extreme Gefahr" stand oben auf den Bildschirmen, darunter dann "Gefahrenmitteilung mittel".

Wer nichts mitbekommen hatte, ging wohl von einer sehr großen Gefahr für die Bevölkerung aus. Und wer die Lage verfolgt hatte, dass sie sich schnell dramatisch verändert haben müsste. Klangen doch alle Nachrichten so, dass keinerlei Gefahr für die Bevölkerung bestand – zumindest, wenn man sich nicht in unmittelbarer Nachbarschaft des Tatorts in der Lerchenau befand und die Theresienwiese mied (die ja ohnehin gar nicht für Wiesn-Gäste geöffnet worden war).

Was also war der Anlass für den amtlich verursachten Schreckmoment in den Büros, Wohnungen und U-Bahnen der Stadt? Die AZ fragt bei der Feuerwehr nach, warum Katwarn ausgelöst wurde, warum zu diesem Zeitpunkt, die Wiesn-Sperrung war ja schon lange bekannt? Und: Zu welchem Verhalten sollte die Bevölkerung damit aufgefordert werden – schließlich hatten die Sicherheitsbehörden zu keiner Zeit etwa dazu aufgerufen, sein Haus nicht zu verlassen.

Katwarn in München ausgelöst: So begründet es die Feuerwehr

Die Antwort der Münchner Feuerwehr auf die AZ-Anfrage: "Die Meldung kam zu dem Zeitpunkt, als die Ermittlungsergebnisse der Polizei die Dringlichkeit hierzu mit Fakten untermauern konnten." Eine solche Warnung könne nur nach fundierten Erkenntnissen erfolgen, "daher zu diesem Zeitpunkt".

Diese Warnung bekamen die Münchner auf ihr Handy geschickt.
Diese Warnung bekamen die Münchner auf ihr Handy geschickt. © Screesnhot Katwarn

Wie die Polizei in Ihren Meldungen mitteilte, sei es im Laufe des Tages zu weiteren Trittbrettfahrern gekommen "und die Lage spitzte sich kurzzeitig, bis zum Ausschließen der Gefahr durch Spezialkräfte dann etwas zu."
Die niederschwelligeren Meldungen seien "bereits sehr zügig über die bekannten Kanäle" gekommen und "wurden sukzessive ausgeweitet und endeten dann in dieser Warnmeldung".

Klickte man über die Erstmeldung auf dem Bildschirm hinaus auf den angegebenen Link in der Katastrophenwarnung, wurde man übrigens darüber informiert, dass die Wiesn vorerst geschlossen bleibe. Eine Katastrophenwarnung also, weil ein Volksfest später öffnet?

OB Dieter Reiter zumindest schien aufzufallen, dass das unter Umständen eher zu Verwirrung als Beruhigung beigetragen haben könnte. Er betonte am Mittag in einem seiner derzeit so häufigen Instagram-Videos, das sich die Maßnahmen der Polizei derzeit nur auf die Theresienwiese beschränken würden.

Das ist Katwarn  

Katwarn ist ein vom Fraunhofer-Institut entwickeltes Warnsystem. "Ob Brände, schwere Unwetter oder unerwartete Gefahrensituationen – damit wir von Katastrophen möglichst verschont bleiben", heißt es in der offiziellen Beschreibung, "gibt es das Warnsystem". Katwarn leitet offizielle Warnungen und Handlungsempfehlungen an die Menschen weiter. Wichtig: Über Inhalt, Zeitpunkt und Umfang entscheiden allein autorisierte Behörden und Sicherheitsorganisationen. Die meisten Menschen kennen Katwarn wahrscheinlich von den überregionalen Probetagen. Viele Münchner nun aber auch von einer Wiesn-Sperrung.

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