Ex-Kultusminister: Rechtschreibreform war ein Fehler

München - Am 1. August 2005 trat die Rechtschreibreform in Kraft, die manche Buchstaben häufiger, andere seltener in deutschen Worten unterbrachte. So wurden drei aufeinanderfolgende Buchstaben wie in Fußballländerspiel oder Kaffeeernte Standard, das ß hingegen wurde meist durch Doppel-S verdrängt. Gegen diese und viele andere Neuregelungen gab es damals massiven Protest, am Ende beschlossen die Kultusminister der Länder die Reform dennoch.
Einer der damals an dem Projekt beteiligten Politiker war Hans Zehetmair von der CSU. Seit 2004 leitet er den von der Kultusministerkonferenz eingesetzten Rechtschreibrat. Dieser Rat ist per Definition „ein zwischenstaatliches Gremium, das vonseiten der staatlichen Stellen damit betraut wurde, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung auf der Grundlage des orthografischen Regelwerks im unerlässlichen Umfang weiterzuentwickeln.“
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Dementsprechend arbeitete der Rat die Rechtschreib-Reformvorschläge aus, die schließlich auch als neue Regeln übernommen wurden. Mittlerweile steht Zehetmair aber nicht mehr uneingeschränkt hinter den Änderungen, verriet er im Gespräch mit der Wochenzeitung „Die Zeit“. Laut Zehetmair war es ein Fehler, dass die Politik versucht habe, Sprache zu definieren: „Das sollte nie wieder vorkommen, die Lektion haben alle gelernt.“
Die gesamte Diskussion über alte und neue Schreibweisen bezeichnet Zehetmair als „gespenstisch“. „Sprache ist nicht statisch, sondern ein lebendiger Prozess. Aber ob man Friseur mit ö schreibt oder mit eu - wen sollte das aufregen?“ Dabei spart der CSU-Politiker auch nicht mit Kritik an seinem eigenen Wirken: „Ich muss mir vorwerfen, dass ich als Kultusminister nicht frühzeitig die Tragweite erkannt und die Reform in geordnete Bahnen gelenkt habe.“ Künftig wolle er derartige Fehler nicht mehr machen.