Wohnzimmer des Jazz

In den Kneipen dieser AZ-Serie spielt die Musik live auf der Bühne. Heute: „Mister B.’s“ – die kleinste Jazz-Bar der Stadt
Laura Kaufmann |
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Mit Leidenschaft für Jazz und einem Händchen für gute Drinks ausgestattet: Alexis Best betreibt seine Bar seit 18 Jahren.
Sigi Müller 2 Mit Leidenschaft für Jazz und einem Händchen für gute Drinks ausgestattet: Alexis Best betreibt seine Bar seit 18 Jahren.
Mehr als bloße Untermalung: Die Gäste der kleinen Kneipe hören zu, lassen sich mitreißen; Unterhaltungen laufen gedämpft.
Sigi Müller 2 Mehr als bloße Untermalung: Die Gäste der kleinen Kneipe hören zu, lassen sich mitreißen; Unterhaltungen laufen gedämpft.

Bevor der Saxophonist loslegt, fordert er eine Runde Applaus – nicht für seine Band. „Would you please give Alexis Best a hand for keeping this place alive 18 years now“: Das Publikum applaudiert dem Chef der kleinen Jazz-Bar in der Isarvorstadt. Dann legt das Trio los. Best mixt derweil mit routinierten, flinken Handbewegungen Aperitifs und Cocktails (7,20 bis 7,60 Euro) für die Gäste.

Seit beinah zwei Jahrzehnten, beinahe jeden Abend steht er hier. Aus Brooklyn, New York hat es ihn nach München verschlagen, und er fand hier keinen Ort, an dem er gern seine Abende verbringen würde. „Ein Ort, an dem ich entspannt mit meiner Frau und Freunden ein Glas Rotwein trinke, mich respektiert und sicher fühle. Ein Ort, an dem die Gäste etwas gemeinsam genießen, ein Erlebnis teilen, das sie verbindet.“

Alexis Best, mit einem Schein von der American Bartenders School ausgerüstet, eröffnete diesen Laden also kurzerhand selbst. Jazz ist das, was Best und seine Gäste im „Mister B.’s“ gemeinsam genießen, in allen Variationen, von Donnerstag bis Samstag und immer live. Künstler, meist aus der Region, geben sich in seinem Lokal die Ehre. Solche, die aus dem Bauch heraus spielen, mit Leidenschaft. „Musik, die direkt ins Herz geht“, wie Best es sagt.

Die Leute treten gern hier auf, auch weil Mister B.’s so klein ist. Mit einer Atmosphäre wie bei einem Wohnzimmerkonzert. Die Gäste sagen nach dem Auftritt zu den Musikern, hey, das war toll, das hat mich berührt, das hat meinen Tag gerettet. Heute tritt das Naima Butler Trio auf, mit der Sängerin am Mikro, ihrem Vater Ernest Butler am Saxophon und Gitarrist Florian Perfler. Damit ist das kleine Podest voll, ein Klavier hätte gar keinen Platz.

Der Gitarrist klemmt seine Zunge zwischen die Zähne, Schweißperlen treten im Scheinwerferlicht auf seine Stirn, der Saxophonist wippt mit dem Fuß den Takt, während die Sängerin mit klarer Stimme „Somewhere Over The Rainbow“ und „Sitting On The Dock Of The Bay“ singt. Vom Bauch ins Herz. Wer eintritt, schließt die Tür jetzt leise. Die Gäste hören zu, unterhalten sich gedämpft. Ab und zu untermalen Best’s Cocktailshaker die Musik, mit schwarzer Weste und Fliege serviert er weiter seine Drinks. Später werden sich die Gäste bei den Musikern bedanken. Und Alexis Best hat wieder einen Abend geschaffen, an dem sich Menschen durch Jazz verbunden fühlen.


Herzog-Heinrich-Straße 38, Di. bis So. 20 – 3 Uhr, 5 Euro Eintritt bei Live-Musik, www.misterbs.de, Tel.: 53 49 01

 

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