Wirt der Wellenreiter
Surfen ist ein Sport, der Geduld erfordert und Erfahrung. „Es dauert lange, bis man das kann. Man muss lernen, die Wellen zu lesen“, sagt Ulrich Richter. 1979 schrieb er das erste deutsche Lehrbuch übers Surfen, mit einem Freund hatte er damals eine Surfschule am Atlantik – die Szene hierzulande hat er geprägt. Noch immer fährt der 69-Jährige jedes Jahr für zwei, drei Wochen nach Frankreich, „mittlerweile surfe ich aber mit Longboards“, sagt er.
Und schon immer war er ein Kunst-Liebhaber: In München-Hadern hatte Richter bis vor kurzem eine Galerie. „Aber da traut sich ja keiner rein. Immer dieses Warten auf Kunstpublikum, allein im Laden stehen – das hat mich genervt. Ich wollte was machen, wo was los ist“, sagt Richter.
Also hat er, gemeinsam mit ein paar Mitbetreibern, ein ehemaliges italienisches Restaurant in der Belgradstraße übernommen. „Arts ’n’ Boards – Café, Restaurant und Galerie“ ist nach beinahe einem Jahr Umbau und Renovierung herausgekommen. „Der eine Raum ist eher Galerie, der andere die lustige Surfseite“, sagt Richter, „gestaltet von Leuten aus der Streetstyle-Szene.“
Die Säulen und die Bar sind mit bunten, poppigen Figuren und Ornamenten verziert, die Tische und die Bar aus hellem Holz geschreinert, über die Decke ziehen sich Aluminiumrohre. Für die „Wipe-Out-Wall“ haben Freunde Fotos von ihren spektakulärsten Stürzen gespendet, die jetzt gerahmt an der Wand hängen. Natürlich neben Surfbrettern aus Hawaii, Südfrankreich und Kalifornien, gekauft und gesurft von Uli Richter.
Vorbei am Olivenbaum geht es rüber zur Galerie, hauptsächlich Werke des Pop Surrealismus und Urban Art sind im „Arts ’n’ Boards“ ausgestellt. Auf den grauen Sesseln lässt es sich gemütlich verweilen, Kaffee trinken und ein Stück Kuchen essen, dabei die Bilder betrachten. „Vielleicht kommen so auch Leute mit der Kunst in Berührung, die sich vorher nicht so interessiert haben und nie in eine Galerie gegangen wären, und Kunstinteressierte entdecken neue Werke“, sagt Uli Richter.
Kleine Konzerte, Filmabende und natürlich Vernissagen soll es im „Arts ’n’ Boards“ bald geben, „Kabarett wäre mein Traum.“ Und eine Bretter-Tauschbörse für die Surfer. Die Leute im Service stehen fast alle regelmäßig auf dem Board, auch Richters Tochter ist Teilhaberin am Lokal und begeisterte Surferin.
Zu einem so kreativen Konzept muss auch die Küche passen, meint der Chef, und lässt Gerichte servieren wie Schweinerücken in der Brezn-Meerrettichkruste mit Avocado-Kartoffelsalat (9,80 Euro) oder Polenta mit karamellisiertem Ziegenkäse und gegrillter Zucchini (8,90).
Mittags gibt es Menüs und wechselnde Tages-Angebote, das Surfer-Special für den Mittwoch etwa ist der „Big Kahuna Wrap“ mit Hähnchenbrust, Ananas, Friseesalat und Chilimayonnaise (6,90). Da lässt sich die Surf- und die Kunstszene nicht lang bitten. Der sonnengefleckte Biergarten im Innenhof ist genau der richtige Ort, um sich von einem „Wipe Out“ im Eisbach zu erholen.
Belgradstraße 9, Montag bis Samstag von 10 bis 1 Uhr, Sonntag Ruhetag, www.arts-and-boards.de, Tel.: 30 65 84 90
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