Volksküche: Der karge Franzose der Maxvorstadt

In der Volksküche am Volkstheater hockt man wie in einer Mensa - isst aber wie im französischen Gasthaus. Einen kleinen Kritikpunkt gibt's aber doch.
Thomas Gautier |
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stylisch, jung und gut: Bar und Kellner in der Volksküche.
Daniel von Loeper stylisch, jung und gut: Bar und Kellner in der Volksküche.

Maxvorstadt - Die Einrichtung ist karg, aber das merkt keiner. Dafür ist die Volksküche zu voll. Jeder Tisch ist besetzt – deshalb gleich die erste Frage an Kellnerin Rosi: Ist hier noch was frei für zwei?

Trotz des Trubels bleibt Rosi stehen und lächelt. Sie hört zu und handelt. Eine Minute später sitzen wir an einem der bunten Sechsertische neben zwei Frauen – toll! Aber: wir haben nur zwei Stunden Zeit – ab 22 Uhr sind die Plätze nämlich schon wieder reserviert.

Erster Eindruck: Die Volksküche ist eine Mischung aus Mensa und Werbeagentur: Klare Linien, kein Chi-chi – die Tische sind nicht einmal gedeckt. Atmosphäre erzeugen die Gäste – und das Personal: Die Barmänner tragen alle Vollbart, die Bedienungen sind flott und tragen blaue Kittel, die ein bisschen an DDR-Jugendorganisationen erinnern.

Das Essen folgt dem karg-klaren Konzept: Die Karte bietet ein Dutzend einfache französische Speisen, viele davon vegetarisch. Die Salate sind einfach gebaut, aber bunt und mit einer Vinaigrette, wie sie sein soll. Der Côtes du Rhône schmeckt samtig und vanillig, an den kann man sich für den Rest des Abends gut festhalten.

Das Gemüse-Couscous ist kernig und nicht trocken, die Merguez schmecken kräftig nach Lamm – könnten aber mehr Holzkohle-Rauch vertragen. Der Coq au vin liegt glasiert unter einer herrlich reduzierten Soße und löst sich leicht vom Knochen. Der Sellerie im Kartoffelbrei sagt nur leise Bonjour.

Leider sind die Portionen für den Preis recht klein. Deshalb bestellen wir jeder noch ein Dessert. Die Crème brûlée ist handwerklich top, haut aber keinen Franzosen vom Hocker. Die Mousse au Chocolat könnte luftiger sein und ist eher eine Creme, schmeckt aber formidable.

Also: Au Revoir, Volksküche – auf Wiedersehen. Und das nächste Mal bestellen wir einfach einen Gang mehr. Dann gehen wir nicht nur zufrieden nach Hause – sondern auch richtig satt.

Briennerstraße 50, 57877859, Montag bis Freitag, 11 bis 1 Uhr, Samstag und Sonntag 18 bis 1 Uhr

 

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