So schön war's im Vorjahr: Die strahlende Siegerin!
Das große Finale beim AZ-Kochwettbewerb - Showdown in der Show-Küche von Segmüller: Karine Mnatsakanyan (32) überzeugt die Jury mit Hase im Crêpemantel.
München/Parsdorf - Es sieht aus, als hätte sie ihren halben Hausstand dabei. Karine Mnatsakanyan wuchtet erst einen Wäschekorb voller Küchengerätschaften an, dann folgt eine dicke Tüte und eine prall gefüllte Kühlbox. „Morgens um halb sechs habe ich angefangen, meine Sachen zu packen, und irgendwie wurde es immer mehr“, sagt die 32-Jährige lachend. Ihre vier Mitstreiter kommen jeweils mit ein, zwei großen Taschen aus, doch mit reichlich Gepäck rücken sie alle an: die Finalisten des Koch-Wettbewerbs von Abendzeitung und Segmüller.
In der Show-Küche des Einrichtungshauses in Parsdorf kämpften beziehungsweise kochten die fünf am Donnerstag um den Sieg. Ausgewählt wurden die fünf Hobbyköche aus rund 150 AZ-Lesern, die uns ihre Rezepte zum Thema „Das kann nur ich!“ verraten hatten. Ab 10 Uhr wurde fleißig geschnitten, gerührt, geknetet, gedämpft und gebraten. Unter den Blicken der Fachjury aus Spitzenköchen galt es jetzt, aus den fünf prämierten Rezepten perfekte Gerichte zu zaubern.
"Sie bekommen das hin. Schaut doch ganz gut aus!"
„Ich bin doch ganz schön aufgeregt", sagte Vivianne Schoenen, während sie den Fisch für ihren „Lachs mit Zimt und Koriander im Wirsingmantel“ in Stücke schnitt: „Ich habe mein Rezept daheim zwar noch einige Male Probe gekocht, doch jetzt, so vor der Jury, ist das doch etwas ganz Anderes.“ Spitzenköchin und Jury-Mitglied Inge Stollberg („Grüne Gans“) legte Vivianne Schoenen sogleich beruhigend die Hand auf die Schulter: „Sie bekommen das schon hin! Das sieht doch alles schon ganz gut aus!“
Am Arbeitsplatz gegenüber ging’s derweil fröhlich zu. Finalist Reinhard Mommensohn arbeitete völlig entspannt seinen Berg an Gewürzen für die selbstgemachte Thai-Curry-Paste ab. Ganz entspannt tauschte er sich mit Zwei-Sterne-Koch und Jury-Mitglied Christian Jürgens („Restaurant Überfahrt“) über lukullische Adressen aus – vom Metzger bis zur besten Anlaufstelle, um hochwertige Kasumi-Messer schleifen zu lassen.
Gar nicht aufgeregt? Reinhard Mommensohn, einst Polizeibeamter, seit fast 20 Jahren Hausmann, schüttelte den Kopf: „Nein! Unter den fünf Besten dabei sein zu dürfen, ist doch schon genial. Und wann hat man denn schon die Chance, so tollen Spitzenköchen zu begegnen und sich die verschiedensten Tipps zu holen?“ Finalistin Karine Mnatsakanyan, die neben ihm hochkonzentriert an ihren Hasenrückenfilets im Crêpemantel arbeitete, nickte: „Herr Schultes gab mir gerade den Tipp, beim Braten statt Öl Butter zu verwenden, damit es einen nussigen Geschmack gibt.“
Harald Schultes („Harald’s Kochschule“) war da längst eine Kochstation weiter. Gemeinsam mit Jury-Kollege Giovanni Russo („Restaurant Davvero“ im The Charles Hotel) und Segmüller-Küchenchef Holm Schwarzer versuchte er zu retten, was nicht mehr zu retten war: Finalist Uwe Erdmenger hatte beim Zubereiten seiner raffinierten Suppe die Ananas-Bacon-Hackbällchen ein wenig aus den Augen verloren. Die Folge: leicht angebrannte Bällchen, ein sichtlich nervöser Finalist sowie Mitstreiter und Jury-Mitglieder mit vollen Backen! Alle ließen sich die Hackbällchen schmecken, dann wurden mit Jury-Unterstützung einfach neue hergestellt. Uwe Erdmenger bekam auf Wunsch ein Weißbier serviert: „Das braucht’s jetzt nach dieser Aufregung.“
Zwei Stunden und zig Flaschen Mineralwasser später hatten es alle dann doch soweit geschafft. Trotz Anspannung wurde an den Herden viel gelacht. Mal half ein Finalist mit einer Zutat aus, mal ein anderer beim Umfüllen oder Anrichten.
Während Clemens Ruppels Sauce noch vor sich hin köchelte, Karine Mnatsakanyans Hasenfilets noch im Ofen ruhten, wurde schon mal mit Champagner angestoßen. „Schließlich sind alle fünf Finalisten ja schon Gewinner", sagte AZ-Chefredakteur Arno Makowsky, und um ihn herum wurde genickt. „Das Niveau an allen fünf Herden ist hoch“, stellte Spitzenkoch Giovanni Russo fest. Applaus seiner Jury-Kollegen, sichtlich geschmeichelte Gesichter der Teilnehmer. Harmonische Stimmung vor der Entscheidung - und das sollte auch so bleiben.
Reinhard Mommensohn präsentierte sein Gericht der Jury als Erster. „Das Fleisch hat zu viel Eiweiß gezogen, dadurch sieht es nicht so attraktiv aus, und das Auge isst schließlich mit“, war Harald Schultes erste Reaktion. Seine zweite: ein lautes „Mmmh, gut!“ Zustimmung um ihn herum. „Die Gewürze schmeckt man alle schön heraus“, sagte Inge Stollberg, der das Curry aber, wie den meisten am Tisch, zu scharf war.
Bei den Probetellern der Finalisten Vivianne Schoenen und Clemens Ruppel war’s dann genau anders herum. Beide Gerichte waren der Jury zu wenig aromatisch. Einzelne Bestandteile bekamen sogar das Urteil „geschmacklich fast langweilig“. Dennoch gab es auch für den Kreolischen Red Snapper und die Lachs-Wirsing-Päckchen viel Positives: „interessante Crossover-Geschichten“, „aufwändig“, „handwerklich teils sehr gut gemacht“!
Längst war der Jury klar, dass die Entscheidung nicht leicht werden würde. Dann stand Uwe Erdmengers Suppe auf dem Tisch: mit doch noch perfekt gebratenen Bällchen. Die Profis waren angetan, sprachen von „stimmig“, und waren sich dann einig, dass der ummantelte Speck in gebratenem Zustand weit besser gewesen wäre.
Beim Crêpemantel des Hasenrückens war die Jury indes einhellig begeistert. Bei der Sauce bat Giovanno Russo sogar um Nachschlag: „Das Fleisch ist ein bisschen zu sehr durch, doch das Gericht hat große Klasse!“ Dessen Schöpferin, die 32-jährige Psychologie-Diplomandin Karine Mnataskanyan, räumte derweil schon fleißig ihren Arbeitsplatz auf. Als die Jury nach langer Beratung schließlich lächelnd um sie herumstand, konnte sie ihr Glück kaum fassen.
"Es gibt heuer nur einen ersten - und vier zweite Plätze"
Wenig später leuchteten auch die Augen der übrigen Finalisten. „Wir haben uns entschlossen, dass es bei unserem Kochfinale nur einen ersten Platz und viermal Platz zwei gibt“, verkündete der AZ-Chefredakteur: „Sie sind alle sehr, sehr gute Hobbyköche!“ Segmüller-Gesamtvertriebsleiter Reinhold Gütebier ließ gleich die nächste Überraschung folgen: Er beschenkte alle fünf Finalisten nicht nur mit einem hochwertigen WMF-Küchenset im Wert von je rund 800 Euro. Alle bekamen auch noch edle Riedel-Weingläser.
Karine Mnatsakanyan erhielt zudem noch eine WMF-Kaffeemaschine für rund 1800 Euro. „Ich bin überglücklich und kann es noch gar nicht fassen“, sagte die Gewinnerin: „Meine Mama wird wahnsinnig stolz auf mich sein. Von ihr habe ich Kochen gelernt.“ Nach der Siegerehrung wurde sie von starken Helfern zu ihrem Auto begleitet. Schließlich hatte sie da ja noch weit mehr zu tragen als sechs Stunden zuvor.
Hasenrücken in Crêpe mit Rosenkohl und Holundersauce
Mit diesem Gericht eroberte AZ-Leserin und Hobbyköchin Karine Mnatsakanyan den Siegerplatz des Koch-Wettbewerbs von Abendzeitung und Segmüller.
Zutaten (für 4 Personen):
4 Hasenrückenfilets, 100 g Geflügelfarce (dafür ½ Hähnchenbrust mit ca. 10 ml kalter Sahne im Mixer zu einer glatten Masse verarbeiten, mit Salz und Pfeffer würzen), Sonnenblumenöl zum Braten, etwas zerlassene Butter, Salz, Pfeffer; Crêpes: 100 g Mehl, 150 ml Milch, 2 Eier, etwas Salz, 60 g zerlassene Butter; 200 g Rosenkohl, 1 Schalotte, Salz, Muskatnuss, Butter; Holundersauce: 400 ml Wildfond, 6 EL dunkler Aceto Balsamico, ¼ l Holunderbeerensaft, 60 g Quittengelee, 50 g kalte Butter, gewürfelt, Salz und Pfeffer.
Zubereitung:
Hasenrückenfilets mit Salz und Pfeffer würzen. Öl (oder Butter) in der Pfanne erhitzen, Filets rundum leicht anbraten, dann abkühlen lassen.
Crêpes: Eier in Milch verquirlen, nach und nach Mehl zugeben, Prise Salz und etwa zwei Drittel der zerlassenen Butter unterrühren. Restliche Butter in eine Pfanne geben, nacheinander vier Crêpes ausbacken. Ofen auf 200 Grad vorheizen. Crêpes jeweils mit Geflügelfarce bestreichen, Filets auflegen, einrollen und Enden einschlagen. Die vier Rollen zum Schluss mit zerlassener Butter bestreichen, auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen und auf mittlerer Stufe bei 180 Grad für ca. 10 Minuten in den Ofen geben.
Rosenkohl putzen, einzelne Blätter ablösen, in kochendem Salzwasser blanchieren. Schalotte schälen, in feine Würfel schneiden, in etwas Butter anschwitzen. Rosenkohlblätter dazu, warm schwenken, mit Salz und Muskatnuss abschmecken.
Holundersauce: Wildfond, Aceto Balsamico, Holundersaft und Quittengelee in eine hohe Pfanne geben, aufkochen, bei starker Hitze um etwa ein Drittel einkochen lassen. Sauce durch ein Sieb passieren, nochmals aufkochen, kalte Butter nach und nach zufügen. Sauce nun nicht mehr kochen lassen, salzen und pfeffern.
Anrichten: Schräg aufgeschnittene Filet-Rollen um den mittig angerichteten Rosenkohl drapieren, drum herum die Sauce verteilen und servieren:
Guten Appetit!
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