Saft und Sünde
München - Jahre stand Reinhard Federspiel an seinem Standl am Elisabethmarkt, verkaufte frisch gepresste Säfte, der in strengen Wintern auch mal gefror. Viele Stammkunden hatte er, die Saft literweise heim trugen, und einer davon, ein Hausbesitzer, meinte letzten Sommer: Ich glaube, ich hätte da was anderes für dich.
Reinhard Federspiel überlegte nicht lang – als kurz vor Weihnachten das Callcenter ausgezogen war aus der Immobilie seines Kunden, eröffnete er in dem Haus in der Augustenstraße das „Susina”.
„Ich bin hier total glücklich”, sagt er. „Wenn man will, habe ich eine alkoholfreie Cocktailbar: Im Sommer kann man die Fensterfronten aufmachen, und die Hollywoodschaukeln können nach draußen schwingen.” Den Großteil des Raumes nimmt die offene Küche mit Bar ein, hinter der Früchte gepresst werden für die zig Säfte, klassisch mit Karotte, Apfel oder Sellerie, exotisch mit Mango, Kiwi oder Limette, auch mit Zitronengras oder Ingwer. (2,50 bis 9,90 Euro für den Liter Exotisches).
„Hier darf ich endlich Kaffee verkaufen”, sagt Federspiel. Zum Mitnehmen kostet jeder Kaffee von der Rösterei Meinl 1,50 Euro. Das lockt viele Schüler und Studenten, die am Susina vorbeilaufen. Mittags plündern sie entweder die mit Ananas geschmückte Vitrine – in der stapeln sich Foccacia und Piadina, Vinschgerl und Wraps. Mit hausgemachtem Ratatouille füllt er viele, auch Piadina-Hot-Dogs mit Bio-Debrecziner sind dabei. Am Kühlschrank wird das Gesundheits-Gewissen auf die Probe gestellt. „Sünde muss auch sein”, sagt der Chef.
Hier sind die ganz gesunden Mittagessen – Salate mit Gemüse, Thunfisch, Obst, Sellerie; Frühstücke wie Joghurt mit Müsli, und Eigenkreationen, mit denen Federspiel einmal viel Gewicht verloren hat: Sauerkraut mit Äpfeln oder mit Walnüssen. „Sauerkraut ist vitaminreich, kalorienarm und man kann viel Leckeres damit machen”, sagt der Chef.
In verführerischer Nähe thronen Becker mit Mousse au Chocolat – und italienisches Gebäck. Kleine Cornettis aus Blätterteig etwa, gefüllt mit Vanille oder Schokolade. Zuckerbomben. Schwer zu widerstehen auch den süßen Bombolinos: Blätterteig gefüllt mit Pudding oder Sahne, mit Ananas-Stückchen oder Erdbeeren als Topping.
Sogar einen Lieferservice für die Umgebung hat das Susina. „Eigentlich erst ab 15 Euro, aber sehr streng sind wir da nicht”, sagt Reinhard Federspiel. Vor allem nicht, wenn es um alte Stammkunden vom Elisabethmarkt geht: „Da gibt es schon zwei, drei ältere Damen, denen der Weg hierher zu weit ist. Da radle ich eben in der Pause schnell vorbei.”
Augustenstraße 77, Mo. bis Fr. 7 – 20 Uhr, Sa. 9 – 19 Uhr, www.susina.biz, Tel.45206969
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