Ohne Zen und Buddha
Mit dem Koi hat am Wittelsbacherplatz ein Edeljapaner eröffnet, der um keinen Preis nach Japaner aussehen möchte.
Bambusholz, das lernt man an diesem Abend, ist nicht nur unglaublich stabil, sondern wird, wenn man es als Grillkohle verwendet, auch wahnsinnig heiß. So heiß, dass sich ein Raum auch schnell mal in eine Räucherkammer verwandelt.
Manch Sommerkleid und das eine oder andere Hipster-Shirt wird nach diesem Abend schnell in der Waschmaschine verschwunden sein. Aber wer von den geladenen Gästen sollte Dino Klemencic und Uli Springer deswegen schon gram sein, schließlich haben die beiden, dieser kleine Wortwitz sei an dieser Stelle erlaubt, ansonsten mal wieder nichts anbrennen lassen.
Klemencic und Springer betreiben am Lenbachplatz schon gemeinsam das Grill, dazu das OskarMaria am Salvatorplatz. Zwei gehobene Restaurants, bei denen man schwerlich von einer schlechten Adresse wird sprechen können. Nun verlängert sich die Liste um ein weiteres Restaurant dieser Kategorie.
Am Wittelsbacherplatz haben Klemencic und Springer am Mittwoch ihr Koi eröffnet, ein japanisches Edelrestaurant, dem zumindest rein optisch so gut wie nichts vorzuwerfen ist. In den hohen Fensterfronten spiegeln sich die Türme der Theatinerkirche, auf dem Platz davor thront überlebensgroß Kurfürst Maximilian – und was draußen schon gut anfängt, setzt sich im Inneren nahtlos fort.
Als Erstes fallen gleich die kunstvoll verzierten Betonfliesen auf, das schöne Eichenparkett und die faustdicken Tischplatten. Japanisches Schwemmholz, wie Klemencic einen nebenbei wissen lässt, durch das Wasser derart gehärtet, dass man kaum einen Nagel reinbekommt. Alles ist bis ins Detail durchgestylt. Sogar die Fliesen auf den Toiletten tragen die Kaiserlichen Bögen als Muster.
Abgesehen von den Badfliesen muss man im Koi auf fernöstliches Brimborium jedoch verzichten. Buddha-Statuen oder in Architektur gegossene Zen-Weisheiten sucht man vergebens. Klemencic hat dafür die Formel „traditionell, aber nicht authentisch” erfunden. „Authentisch hätten wir es nicht hinbekommen”, sagt er, „zudem schreien die Münchner nach etwas Kosmopolitischem.”
Letztlich sieht das Koi also nach allem Möglichen aus, nicht aber nach einem Asia-Restaurant. Nur der Name ist natürlich eine japanische Leihgabe. Das Lokal ist benannt nach den allseits bekannten Zierkarpfen, die auch gerne mal recht teuer werden können. Als Appell an den Geldbeutel seiner Gäste will KLemencic diese Wahl allerdings nicht verstanden wissen. „Wenn man will”, sagt er, „kann man hier schon ordentlich Geld lassen”, – man muss aber nicht.
Beim Mittagstisch gibt es verschiedene Bento-Boxen mit Ramen und gebratenen Nudeln (acht bis 25 Euro). Abends fühlt sich das Koi dem Izakaya-Prinzip der japanischen Kneipen verbunden: Beisammen sitzen, Sake trinken und immer wieder eine Kleinigkeit essen. Wagyu-Rind, Langoustine – das kann, wenn man lange sitzt, auch ein teurer Kneipenabend werden.
Wittelsbacherplatz 1, Mo. bis Sa. 11-15 Uhr und 19-24 Uhr, feiertags 19-24 Uhr, www.koi-restaurant.de, Tel. 890 81 926
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