Neuanfang für die Kultkneipe

Weil ihr Pachtvertrag nicht verlängert wurde, standen Iris Holste und Fritz Otto vor dem Nichts. Dann bot ein anderer Wirt ihnen sein Lokal an. Nun lebt das „Kaffee Giesing“ weiter.
Thierry Backes |
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Diese Garderobe wurde 1984 gebaut – von einem Bekannten Konstantin Weckers.
Daniel von Loeper 2 Diese Garderobe wurde 1984 gebaut – von einem Bekannten Konstantin Weckers.
Das „Kaffee Giesing“ steckt voller Erinnerungen. Dieses Underberg-Fahrzeug zum Beispiel parkt auf der Bar.
Daniel von Loeper 2 Das „Kaffee Giesing“ steckt voller Erinnerungen. Dieses Underberg-Fahrzeug zum Beispiel parkt auf der Bar.

Als klar war, dass es mit dem „Kaffee Giesing“ in der Bergstraße nicht weitergehen würde, sah Fritz Otto (57) sich und seine Familie schon unter der Wittelsbacherbrücke schlafen. Seine Frau sah das freilich anders. „Ich habe fest daran geglaubt, dass wir bald etwas Neues finden“, sagt Iris Holste (48). Mehr noch: „Ich wollte unbedingt das hier haben.“

Das hier, das ist das ehemalige „Giesinger Kult(ur)café“ an der Tegernseer Landstraße. In der Zeitung las dessen ehemaliger Wirt Gregor Eble von dem Schicksal der Kollegen, und weil er sein Lokal aus familiären Gründen ohnehin abgeben wollte, rief er kurzerhand bei ihnen an. „Der kam wie bestellt“, sagt Iris Holste.

Am 31. Mai sperrten sie und ihr Mann das alte Kaffee Giesing, das sie seit 1995 führten, ein letztes Mal zu. Heute vor einer Woche eröffneten sie das neue, nicht einmal 300 Meter von dem alten entfernt, Hauptsache mitten in Giesing. Es ist etwas kleiner und hat (noch) nicht ganz den Charme des Lokals, das der Liedermacher Konstantin Wecker 1984 eröffnet hatte. Wobei das schon daran liegt, dass das Kaffee Giesing jetzt in einem Neubau untergebracht ist.

Geblieben sind der Name und der geschwungene Jugendstil-Schriftzug. Mit Holste und Otto sind auch das Personal und ein Teil des Mobiliars umgezogen, ein paar Tische und Stühle zum Beispiel, die Tafel in Form eines Flügels oder der Spiegel, der hinter der Bar hing. In einer Ecke vor den Toiletten findet man auch die abgefahrene Garderobe wieder, die ein Bekannter Weckers aus Metallstangen, einer Zange, einem Rechen und anderen Werkzeugen zusammengeschweißt hat.

Was fehlt, ist der Billardtisch. „Und es gibt keine Burger mehr“, sagt Nina Holste (17), Iris’ und Fritz’ gemeinsame Tochter. Als Ausgleich hat das Kaffee Giesing jetzt eine Tageskarte mit wechselnden Gerichten. Darauf stehen zum Beispiel eine Kürbissuppe für 3,50 Euro oder eine Pfifferlingsquiche für 8,60 Euro. Abends gibt es weiter das Chili für 6,50 Euro oder das Schweinefilet mit Gorgonzolasoße für 11,80 Euro.

Aus dem Zapfhahn kommt nun Tegernseer Helles ( 0,4 Liter für 3 Euro). Pilstrinker dürfte Freude, dass es auch das Friesisch-Herbe wieder aus dem Fass gibt (und nicht mehr aus der Flasche; 0,3 Liter für 3 Euro).

Was natürlich auch nicht fehlen darf, ist die Live-Musik. Fritz Otto bastelt schon eifrig an einem Programm ab Mitte September. Spruchreif ist das noch nicht, aber die Bühne, die steht Gott sei Dank wieder in Giesing.


Tegernseer Landstraße 96, tägl. 10 – 1 Uhr, Tel. 62000357

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