Kochen: So schön war das Finale im Jahr 2012
Großes Finale des Koch-Wettbewerbs 2012 von AZ und Segmüller: Fünf aufgeregte Finalisten, einige Star-Köche, kleine Malheurs, ein paar Glaserl Schampus – und eine strahlende Siegerin
München - Leicht irritierte Blicke um sie herum. Gina Eder zuckt etwas verlegen mit den Schultern und sagt: „Ich weiß selbst, dass das ziemlich doof aussieht. Doch das muss leider sein. Das ist mein Glückshut.“ Ein recht eigenwilliger, ohne Frage: hellbrauner Plüsch in Form eines Hendls! Derart gut behütet fing die Münchnerin an in Windeseile und höchst akkurat Zwiebel- und Gurkenwürfel für ihre „Roulade italiano“ zu schnippeln. Neben ihr dampfte es bereits aus allen Töpfen.
Am Donnerstag stieg das große Finale des Koch-Wettbewerbs von Abendzeitung und Segmüller. In der Show-Küche des Einrichtungshauses in Parsdorf kämpften beziehungsweise kochten die fünf Finalisten um den Wette. Ausgewählt wurden die fünf Hobbyköche aus über 150 AZ-Lesern, die uns ihre Rezepte zum Thema „Urlaubsküche“ verraten hatten. Ab 10 Uhr wurde geschnitten, gerührt, geknetet, gedämpft, gebacken und gebraten. Beäugt von der Fachjury aus Spitzenköchen. „Ich bin so unglaublich aufgeregt. Ich hätte mir Baldrian mitnehmen sollen“, sagte Elke Dierl, während sie mit gekonnten Schnitten Kartoffeln in Ziehharmonika-Form brachte.
Eigentlich hatte sie sich ja vorgenommen, „die Chance zu nutzen und Heinz Winkler, diesem Koch-Genie, ein paar Fragen zu stellen“. Doch als Heinz Winkler („Residenz“ in Aschau) dann vor ihr stand, war sie noch aufgeregter. Und so holte der Großmeister erstmal zwei Gläser Champagner. Elke Dierl strahlte. Winkler lächelte: „Na also, geht doch! Kein Grund, nervös zu sein! Was ich hier an Ihrem Arbeitsplatz so sehe, sieht doch vielversprechend aus.“
Er kostete den Lachstatar, gab einen Tipp zur Würzung – als plötzlich von Gegenüber rote Pfefferkörner geflogen kamen. Finalistin Nadin Sos, die gerade ihr Quittnchutney fürs Ziegenkäse-Feuilleté würzen wollte, war das Pfefferdöschen aus der Hand gefallen. Kein großes Malheur. Nadin Sos war gut ausgerüstet zum Finale gekommen - mit einem Wäschekorb voller Küchengerätschaften und Zutaten. „Ich habe zur Sicherheit alles eingepackt, was ich brauchen könnte, einiges auch doppelt", sagte Nadin Sos, um dann in einer vollen Tüte nach ihrem Ersatz-Spezialpfeffer zu wühlen. Sternekoch und Jury-Mitglied Mario Gamba („Acquarello“) legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter: „Sie schaffen das, keine Sorge! Die Klarheit, das Konzept – das ist alles sehr erstaunlich in Ihrem Alter."
Nadin Sos ist erst 16 und damit die jüngste Finalistin unseres Koch-Wettbewerbs seit dessen Start im Jahr 2009. Um beim Finale dabei sein zu können, musste sie von der Schule einen Tag beurlaubt werden. „Mein Rektor war sehr nett und hat mich beglückwünscht“, erzählte Nadin beim Rühren ihrer Käsemasse: „Außerdem soll ich einen Bericht für unsere Schü-lerzeitung schreiben.“ Am Platz neben ihr bearbeitete Finalist Georg Ulrich lautstark den Wirsing für die Frühlingsrollen. Bumm! Bumm! Ein ums andere Mal landete ein großer schwerer Topf auf den abgedeckten Blättern. „Wir klopfen hauchdünn mit dem Plattiereisen, doch mit dieser Methode geht's auch“, sagte Heinz Winkler und probierte die Füllung: „Ganz schön scharf, mal schauen, wie's wird.“
Dass Georg Ulrich bei der Jury-Bewertung seines Arbeitsplatzes nicht unbedingt die volle Punktzahl bekommen sollte, war schnell klar. Kreatives Chaos könnte man sagen - oder wie Mario Gamba schmunzelnd formulierte: „Hier sieht’s aus wie bei einem Forscher, einem sympathischen.“ Heinz Winkler und die Jury-Kollegen Kerstin Spehr und Holm Schwarzer standen der-weil mit Probelöffeln in der Hand bei Finalistin Hanni Frankl und ihrer Fischsuppe. „Sehr harmonisch“, befand Kerstin Spehr. Nicken um sie herum. „Ich hätte vielleicht nur den Schnittlauch weggelassen. Der passt nicht so zu Safran. Etwas Zitronenmelisse wäre besser“, sagte Winkler: „Doch alles in allem sehr gut“ Dann war’s soweit: Probeessen der Jury! Alle fünf Finalisten hatten es geschafft.
Die Stimmung war gelöst. In den vergangenen zweieinhalb Stunden wurde trotz aller Anspannung viel gelacht. Längst waren die Hobbyköche per Du, hatten sie ihre Adressen ausgetauscht. „Sie alle sind ja schon Gewinner“, sagte AZ-Chefredakteur Arno Makowsky: „Ins Finale muss man es ja erstmal schaffen!“ Die gesamte Jury war sich darin einig, dass an allen fünf Herden „tolle Leistungen“ (so Winkler) und „hohes Niveau“ (so Kerstin Spehr) gezeigt wurden. Als Elke Dierls „Hasselback Potatoes“ aufgetragen wurden, gab’s schon mal ein Lob fürs Anrichten. „Interessante Textur“, urteilte dann Maria Gamba: „Gute Aromatik.“ Ebenso einig war sich die Jury auch darin, dass die Kartoffeln mehr Butter vertragen hätten. Ein wenig trocken war das Gericht von Nadin Sos geworden. „Leider etwas zu lang im Rohr geblieben“, so Heinz Winkler: „Allerdings alles sehr aufwendig und eine gute Idee.“ Bei der „Fischsuppe a la Lofoten“ hörte man zunächst ein lautes „Mmmh, gut!“ Dann entbrannte eine Diskussion über die Schärfe. Den einen war zu viel Paprika drin, die anderen meinten: „Das braucht’s!“ Es ging hin und her, bis Mario Gamba sagte: „Das ist halt die Individualität, die persönliche Note. Kochen ist demokratisch!“ Bei den raffinierten Frühlingsrollen lobte die Jury einhellig die Füllung, die Wirsingblätter waren aber zu dick, zu grob. Die Rinderroulade mit Lardo, Parmaschinken und Co. hätte die Begeisterung perfekt gemacht, wenn nicht ganz so viel Salsicce drin gewesen wäre.
Sternekoch Heinz Winkler brachte es auf den Punkt. „Durchwegs sehr gute Leistungen. Ich bin begeistert.“ Und so entschied die Jury auch, dass es keinen vierten und fünften Platz gibt, sondern gleich drei dritte. Von Segmüller-Gesamtvertriebsleiter Reinhold Gütebier gab’s für das Trio je eine Nespresso-Maschine und einen hochwertigen Messerblock. Zur Zweitplatzierten wurde Gina Eder gewählt, zur Siegerin Hanni Frankl gekürt. Die bekam von Ehemann Lothar einen Kuss, von Segmüller Küchengerätschaften im Wert von rund 3000 Euro. Gina Eder hatte Tränen in den Augen, als sie die Glückwünsche der Jury entgegennahm. „Ich kann's kaum glauben. Meine Rouladen werde ich jetzt als Weihnachtsessen machen“, sagte sie, um lachend hinzuzufügen: „Mein Plüschhuhn ist wirklich ein Glückshut“! Annette Baronikians
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