Italien auf Bayerisch
Eine Enothek ist in Italien eine Kombination aus gehobenem Weinhandel, Feinkostgeschäft und Gastrobetrieb. Eine Art Probierstube, in der Weine – oft zum reinen Ladenpreis oder zu leicht höherer Probierpauschale – zusammen mit Feinkost verköstigt und dann zum Mitnehmen gekauft werden können. Anfang September hat Diplom-Sommelière Merlin Lamparth die Enothek „Merlins“ im Glockenbachviertel eröffnet.
Unter den Gästen: Förderer und Sternekoch Alfons Schuhbeck. „Ich hab ihr immer gesagt: Mädel, mach es nicht“, witzelte er vor großer Runde. „Doch auf mich hört sie ja nicht – jetzt muss ich zusehen, wie ich mit der Konkurrenz klarkomme.“ Unter den Gästen des Abends fühlten sich auch Schlagersänger Patrick Lindner und dessen Lebensgefährte Peter Schäfer erkennbar wohl. Mit ihrem Einraumlokal hat sich das 28-jährige Model, das auch als Flugbegleiterin und ein Jahr im Weinhandel von Alfons Schuhbeck gearbeitet hat, ihren Traum erfüllt.
Eine Vollküche gibt es bei Merlin Lamparth nicht, dafür aber hausgemachte Schmankerl: deftig-bayerische Versionen der Bruschetta – mit süßem Senf bestrichene Weißwurstscheiben oder Mortadella auf Brot (1,90 pro Stück). „Italienisch-bajuwarische Cross-Kitchen“, so nennt Lamparth das. Oder auch „Bocconcino“ (italienisch für Häppchen). Die Bocconcini orientieren sich an der italienischen und bayerischen Küche, was gut zu den Weinen aus Österreich, Deutschland und Italien passt.
Auch fein: die Prosecco-Sprizz-Variationen (3,90), etwa mit hausgemachtem Rosmarinlikör, Rhabarber oder Basilikum mit Limette. Die Besitzerin steht selbst jeden Tag in ihrer Mini-Küche neben der Bar. Dort bereitet sie mittags die Tagespasta vor (6,50 Euro mit Salat, etwas Süßem oder einem Espresso für 7,50 Euro). Abends kocht sie ihre besondere Spezialität: selbstgemachtes Pesto in verschiedenen Variationen. Klassisch, extra scharf, süß, ohne Knoblauch oder bayerisch interpretiert.
Auf Wunsch serviert sie auch Klassiker, die jeder Italien-Urlauber als Snack kennt: Tramezzini (3,20), Piadina (4,80) oder Panini (4,60). Italienische Musik umsäuselt den Gast, manchmal vielleicht einen Tick zu laut. Im Rücken: halb gefüllte Weinregale. Wo keine Flaschen Platz finden, hängen Fotografien der Besitzerin. Man sitzt in gedämpftem Licht und fühlt sich wie in Italien – selbst wenn einmal Regen hart gegen die Scheibe klopft.
Merlin Lamparth hat zwei Jahre in Italien gelebt. Es war eine verdammt gute Zeit, sagt sie. Ein Stück Italien will sie auf ihren paar Quadratmetern in die Angertorstraße holen. Italo-Liebhaber werden es zu schätzen wissen.
Angertorstraße 4, Di. bis So. 11.30 – 23 Uhr, Fr. und Sa. 12 – 23 Uhr, Tel.: 92 56 61 34, www.merlins-muenchen.de
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