Hochzeit im Saustall

Kaltenberg in Geltendorf lohnt nicht nur zu den Ritterspielen einen Abstecher: Jederzeit ist die Ritterschwemme ein beliebtes Ausflugsziel – ob zum Mittelalter-Mahl oder Weißwurstessen
von  Laura Kaufmann
Mit dem Radl, mit dem Motorrad oder mit dem Auto: Die Ritterschwemme ist ein beliebtes Ausflugsziel.
Mit dem Radl, mit dem Motorrad oder mit dem Auto: Die Ritterschwemme ist ein beliebtes Ausflugsziel. © Sigi Müller

 Das Gasthaus, das Mahmut Gerzic führt, hat eine Zeit, da herrscht der absolute Ausnahmezustand – und damit ist nicht die Wiesn gemeint. In der „Ritterschwemme zu Kaltenberg“ sind es die Ritterspiele im Juli, zu denen die Leute in Scharen einfallen und die mittelalterliche Kulisse um das Lokal auflebt; Gaukler und Wahrsager ihr Können zum Besten geben, Rüstungen klappern, Pferde wiehern und Lanzen aufeinander krachen.

Dann sind die Zuschauerränge der Arena unterhalb des Biergartens voller Menschen, jetzt herrscht friedliche Ruhe. Ein Turm der Schlosskulisse liegt im Staub, dort, wo sich sonst die Ritter bekriegen. Aber auch außerhalb der Spiele können sich größere Gruppen ein mittelalterliches Festmahl gönnen, „viele Firmen buchen das Ritteressen“, sagt Mahmut Gerzic.

Bei Fackelschein und Kerzenlicht sitzen die Gäste dann, mit Servietten um den Hals und Stiletten in der Hand für die deftigen Speisen, ein Salzknecht muss Acht auf das Salzfass geben, Honigtrunk wird aus dem Horn getrunken (ab 42 Euro pro Person). „Aber bei uns ist das schon eher ein höfisches Rittermahl, keine Bauernspeisung“, sagt Gerzic. Platz genug ist im umgebauten Bauernhof auf jeden Fall, die kleineren Mahle werden im alten Ochsenstall serviert, Hochzeiten feiern meist im Saustall.

Mahmut Gerzic hat die „Ritterschwemme zu Kaltenberg“ vor vier Jahren übernommen, nachdem er schon fünfzehn Jahre hier gearbeitet hatte. Hat renoviert, die Gaststätte moderner und heller gestaltet. Statt eines eingestaubten Sammelsuriums an Bildern und Musikinstrumenten an Decke und Wand hängen jetzt ausgesuchte Antiquitäten. Der Kupferstich einer Burg oder der Steckbrief des Räuber Kneißl etwa, viel bewundert von den Gästen. „Für 500 Euro wollte mir den Steckbrief mal jemand abkaufen“, sagt der Wirt. Gerzic hat ihn behalten.

Mehr noch als das Aussehen liegt ihm als Koch natürlich die Küche am Herzen. „Old School“ ist die, sagt er, und meint damit, dass hier nichts aus Tüten angerührt wird; die Suppen und Soßen hausgemacht sind und das Fleisch vom Hofgut Schwaige stammt, welches seine Tiere artgerecht und ohne Antibiotika aufzieht. Klassisch bayerisch ist die Karte von Brotzeit und Breznsuppen bis zu Salaten für heiße Tage und den Schweinsbraten, jeden Tag gibt es ein paar wechselnde Gerichte, mal das „Altbayerische Pfandl“ mit Geschnetzeltem vom Rind mit Zwiebeln Speck, Steinpilzen und Butterspätzle (15,80 Euro), mal eine Surhaxn mit Salzkartoffeln und Sauerkraut mit frischem Meerrettich (7).

Auch unter der Woche ist hier was los: Viele fahren mittwochs extra zum Schweinshaxntag her, wenn's eben jene mit Kartoffelknödel und Krautsalat für 7 Euro gibt, donnerstags ist bis 13 Uhr das Weißwurstfrühstück, Stückpreis 80 Cent, und Freitagabend werden Steaks und Spareribs auf dem Holzkohlegrill zubereitet. Fans hat die Schwemme jede Menge. Nicht nur unter Mittelalter-Anhängern.

Die Motorradfahrer läuten hier ihre Saison ein, jeden ersten Freitag im Monat treffen sich irische Musiker zum jammen – und natürlich zieht das Schloss jede Menge Besucher an; direkt am König-Ludwig-Radlweg liegt die Ritterschwemme. Vom Prinz und der Prinzessin hat Gerzic das Lokal gepachtet. „Das sind sehr nette, bodenständige Leut’“, sagt er. Und fürs bodenständiges Volk betreibt Mahmut Gerzic ihre äußerst anständige Gaststätte.


 Ritterschwemme zu Kaltenberg, Di. bis So. 9:30 – 23 Uhr, Schloßstraße 11 in Kaltenberg, www.ritterschwemme.de, Tel.: 08193 / 7575

 

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