gAZtro Neueröffnung: Champagne Characters Boutique ganz ohne Chichi
Westend - Der Münchner ist im Rest der Welt ja manchmal als schnieker Schnösel verschrien. Trotzdem werden die wenigsten Münchner regelmäßig auf ihrer Dachterrasse sitzen und Champagner schlürfen. Viele trauen sich an Champagner nicht ran – zu teuer und zu wenig Ahnung.
Nicola Neumann will in ihrem Laden das Luxusimage nun durchbrechen. Eigentlich macht Neumann 90 Prozent ihres Umsatzes im Internet. Aber nur von zu Hause zu arbeiten, war ihr zu fad. Deshalb hat sie vor drei Jahren zugegriffen, als ihr ein Untermietvertrag im Glockenbachviertel angeboten wurde.
In der Holzstraße hat sie ihre Champagne Characters Boutique und Tagesbar eröffnet. "Der Kontakt mit den Kunden hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich den Laden unbedingt weiterführen wollte – auch wenn ich mir nicht mal eine Aushilfe leisten kann."
Zusammenarbeit mit Winzern hält die Preise unten
Im Juli ist sie mit ihrem Laden an den Alten Messeplatz umgezogen. Die Größe ist in etwa gleichgeblieben, nur ein Gewölbekeller im denkmalgeschützten Haus von 1890 für Verkostungen und 15 Plätze draußen sind dazugekommen.
Schon ab 25 Euro die Flasche gibt’s hier einen Champagner. Das liegt daran, dass Neumann mit kleinen Winzern zusammenarbeitet, die meist zwischen 25 und 40 Euro pro Flasche liegen. "Mir geht’s um Handwerk und nicht ums Chichi", sagt sie.
Mit neuen Kunden spricht Neumann zuerst sehr lange. Fragt sie, was sie für ein Typ sind, was sie für Weine mögen – und gibt dann Empfehlungen. In sieben Charaktere von "unkompliziert bis souverän" über "kräftig und zupackend" hat sie ihre Regale eingeteilt. Letzteres sind die meisten – zumindest vom Champagnertyp her.
Champagner in Wohnzimmeratmosphäre
Die Kunden können hier aber nicht nur flaschenweise kaufen, sondern in Wohnzimmeratmosphäre freitags und samstags für 7 Euro ein Gläschen probieren. Einige Flaschen hat Neumann immer kühl. "Wir machen das demokratisch. Der Erste, der reinkommt, den frage ich, was er mag, den Zweiten auch noch – und wenn dann eine Flasche leer ist, wird noch eine neue aufgemacht."
"Ich möchte die Restaurants nicht unterbieten, sondern den Leuten die Chance geben, mal reinzuschnuppern", sagt Neumann. "Dadurch, dass sie den gekosteten Champagner zahlen, fühlen sie sich auch nicht verpflichtet, einen zu kaufen", erklärt sie. Gekauft wird meist trotzdem.