Ex-Kultlokal in Schwabing: Die ungewisse Zukunft des Jennerwein

Ein knappes Jahr hatte die Schwabinger Kultkneipe 2022/2023 noch mal auf. Nur um in den nächsten mächtigen Dornröschenschlaf zu fallen. Was ist da los?
Helena Ott |
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Die Fassade hat Thomas Welcker saniert und umgestaltet. Den Gastraum saniert. Trotzdem hat der Wirt die Kneipe nach nur einem Jahr Betrieb wieder abgestoßen.
Die Fassade hat Thomas Welcker saniert und umgestaltet. Den Gastraum saniert. Trotzdem hat der Wirt die Kneipe nach nur einem Jahr Betrieb wieder abgestoßen. © Bernd Wackerbauer

Es ist wie verhext, da steht mitten in Schwabing ein Stück Kneipenkultur von 1962. Der Jennerwein auf rund 50 Quadratmetern, ein beliebter Treffpunkt, der durch eigenwilliges Interieur aufgefallen war. Jetzt ist dieser schon seit fast fünf Jahren zu, ein toter Ort. Die Geschichte der Kneipe mit den verschlossenen Türen beginnt 2020.

Kultkneipe in Schwabing – wann öffnet der Jennerwein wieder?

Dabei hatte da gerade der neue Wirt Thomas Welcker den Jennerwein übernommen. Er sanierte den Gastraum und die Fassaden und versuchte dennoch den alten Charme der Kneipe zu erhalten. Ob ihm das gelungen ist oder nicht, können freilich nur damalige Stammgäste abschließend befinden. Aber jetzt ist die beliebte, kuschelige Schwabinger Kneipe schon wieder seit Ende des Jahres 2023 geschlossen. Tür zu, Licht aus. Warum?

Hinter den Kulissen habe es Unstimmigkeiten gegeben, sagt der Wirt. Thomas Welcker sagt, ihm sei die Kneipe vom Großbrauereiunternehmen hinter Franziskaner/Spaten mit Hinweis auf einen eingebauten Lärmschutz verpachtet worden. Aber als Welcker begann, nach der Sanierung den Jennerwein zu bespielen, den Barbetrieb zu starten und wieder Musiker und DJs einzuladen, war schnell klar, dass das mit dem Schallschutz nicht stimmen konnte.

Lärmbeschwerden aus der Nachbarschaft

Denn der Lärm bahnte sich seinen Weg nach draußen. Mehr, als das die Hausbewohner und Nachbarn ertragen wollten. Und mehr, als das ein anständiger Schallschutz zulassen sollte. Dazu sei das Pech gekommen, sagt Thomas Welcker, dass während der Hochphase der Coronapandemie lauter Familien, die es gerne ruhig haben, nach Schwabing gezogen seien.

An der Tür hängt noch immer die Speisekarte. Ein Bier kostete hier vor der Schließung noch 4,20 Euro. Ob es bei einer Wiederöffnung bei dem Preis bleibt? Wohl eher nicht.
An der Tür hängt noch immer die Speisekarte. Ein Bier kostete hier vor der Schließung noch 4,20 Euro. Ob es bei einer Wiederöffnung bei dem Preis bleibt? Wohl eher nicht. © Bernd Wackerbauer

Es gab immer wieder Beschwerden wegen Lärmbelästigung beim KVR. "Es gab welche, die haben sich beschwert, dass sie so im Sommer nicht mit offenem Fenster schlafen könnten", sagt Welcker. Das schaukelte sich hoch. Thomas Welcker sei klar geworden, ohne funktionierenden Schallschutz würde er als Wirt des Jennerweins nicht glücklich werden. Aber nach der ersten Sanierung hatte er keinen Nerv mehr für Baustelle in der Kneipe.

Kein böses Blut – aber keine Zukunft mit der Großbrauerei

"Also haben wir es im Januar 2024 an Löwenbräu zurückgegeben", sagt der Gastronom. Vier Jahre, nachdem er kurzer Teil der Geschichte der über 60-jährigen Kneipe wurde. Welcker hat den Jennerwein also längst wieder abgestoßen, seitdem weiter verschlossene Türen. Welcker betreibt inzwischen gemeinsam mit Freunden und Geschäftspartnern mehrere der Giesinger Stehausschänke.

Es gebe da kein böses Blut zwischen Löwenbräu und ihm, sagt er. Als Unternehmer sei es "völlig normal", dass es mal so läuft. Dennoch Geschäfte mit der Großbrauerei-Gruppe AB inBev, die hinter Löwenbräu steht, wolle er zukünftig nicht mehr machen. Die Brauerei selbst beantwortet Fragen zum Jennerwein, zum Rückkauf und zu den zukünftigen Plänen mit der Kneipe auf schriftliche Anfrage nicht.

Hoffnung auf eine Wiedereröffnung

Doch Welcker habe es so verstanden, als wolle die Brauereigruppe den Schallschutz jetzt selbst Raum für Raum nachrüsten. Und daneben würde ein neuer Pächter gesucht. Er könne sich vorstellen, dass die Schwabinger Kneipe im Herbst, ihre Türe wieder öffnen könnte. Aber das bleibt Vermutung. Stattdessen bleibt die Frage, ob ein neuer Wirt mehr Glück mit der Kneipe hat, der Schall dann gebannt ist. Und ob Stammgäste und Freunde ihrer Kultkneipe die lange Karenzzeit verzeihen.

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