Ess-Klasse im November: Vino e Gusto
Wer in München essen gehen will, findet sich mit der Luxusfrage nach dem "Wohin?" konfrontiert. Gute Restaurants gibt es viele, ob koreanisch oder kroatisch, ob Gasthaus oder Gourmet-Tempel. Und da München, allseits bekannt, die nördlichste Stadt Italiens ist, lässt sich auch an vielerlei Orten sehr anständige Pasta genießen.
Das Vino e Gusto darf dieses Jahr auf sein zehnjähriges Bestehen zurückschauen und hat dementsprechend eine gute Antwort auf das "Wohin?" gegeben. Und die heißt, neben sehr guter Küche, erlesener Weinauswahl und spannender Atmosphäre: Charakter. Ein Team, das schon viele Jahre miteinander arbeitet. Die Küche unter italienischer Führung, mit Sebastiano Sposito, der die Linien skizziert, ab und an auch auf seinem Obsthain in Sizilien nach dem Rechten sieht, und Dario, der ausführt.
Vor allem aber Guido Prick, der Inhaber, der zur Gastro kam wie die Jungfrau zum Kinder – eigentlich hatte er sich eine Karriere in einer ganz anderen Branche aufgebaut, mit 30 Jahren war er der jüngste Umweltdirektor in der Automobilindustrie, erzählt er. Das Vino e Gusto ist sozusagen ein Erbe aus einer alten Beziehung. Die verging, das Restaurant blieb. Und an Prick hing es nun, das kleine Boutique-Restaurant zum Erfolg zu führen.
Das Vino e Gusto liegt in der Altstadt, in der Herrnstraße, vis a vis vom Mandarin Oriental. Und weil die Küche eben kocht, wie sie kocht, empfehlen viele der umliegenden Hotels ihren Gästen das Vino e Gusto, wenn diese Lust auf italienische Küche haben – und die Küche macht hier niemals Pause, Essen gibt es den ganzen Tag lang. Die Pasta im Parmesanlaib etwa ist ein Gericht, das immer überzeugt. Prick selbst hat sich auf die Weine dazu spezialisiert und kann in immer eine passende, spannende Begleitung empfehlen. Sieben Tage die Woche ist er hier, das Vino e Gusto ist eine Art zweites Zuhause, und so bleibt es auch nicht aus, dass seine vierbeinigen "Kinder" auch in der Herrnstraße anzutreffen sind: Malesh und Allison, die beiden betagteren Bulldoggen, die zu ihrem Menschen gehören.
Münchens kleines Stück Italien
Neben Münchenbesuchern hat das Vino e Gusto über die Jahre eine ganze Reihe Stammgäste aus der ganzen Welt gesammelt, vom Fußballer bis zum Opernstar, was sich an einem gewöhnlichen Abend auch daran bemerkbar macht, wie herzlich viele Prick begrüßen wie einen alten Freund.
Die Atmosphäre hier ist weit davon entfernt, steif zu sein: Der Barbereich und damit etwa die Hälfte des Lokals sind hoch bestuhlt wie eine klassische Enoteca, hinter einem Weinregal ist der normale Restaurantbereich, klein und intim – gespeist wird auf beiden Seiten gerne, jeder Bereich hat seine Fans. Manche wechseln nach einem mehrgängigen Menü noch entspannt auf ein Glas Wein an die Bar, andere nutzen die Enoteca am liebsten für ein schnelles Business-Lunch, und bei schönem Wetter zieht es ohnehin alle raus auf die große Terrasse um den malerischen Altbau. Das Vino e Gusto ist der gelebte Gegenentwurf zu den durchgestylten Systemgastronomien, die wie Pilze aus dem Boden schießen. Es ist ein Italiener mit Persönlichkeit.
Guido Prick ist aber auch einfallsreich: Während der Pandemie etwa erfand er prompt das "Vino-Bike", um seinen Gästen weiterhin das Vino e Gusto Gefühl geben zu können: Ein Lastenrad, das ein gesamtes Menü komplett mit Gläsern, Besteck und Stoffservietten transportiert, in Thermokisten, inklusive Aufwärmequipment und Geo-Tags im Nordteil des Englischen Gartens, wo Prick früher mit Malesh, als der noch jung war und mehr Bewegung brauchte, viel unterwegs war und sich auskennt (Allison stieß erst später dazu, sie wurde aus einem Käfig in Ungarn befreit).
Wer möchte, kann sich auch heute noch gegen eine Gebühr ein "Vino-Bike" leihen und damit ein stilvolles Picknick in der Natur machen.
Im November allerdings empfiehlt sich ein Besuch direkt im Vino e Gusto. Denn dann findet die Ess-Klasse statt, die Gourmet-Aktion der Abendzeitung mit Rindchens Weinkontor. Ein tolles Fünf-Gänge-Menü hat sich die Küche überlegt, inklusive Weinbegleitung und Aperitif von Rindchen ist es vier Wochen lang für nur 79 Euro pro Person erhältlich.
Aperitif
Der Prosecco DOC Organic vom Weingut Le Contesse aus dem Veneto macht mit leichten Noten von Erdbeere und einer elegant herben Note neugierig auf mehr.

Erster Gang:Toskanisches Rindertatar mit Borettane-Zwiebeln, Kapern-Apfel, Parmesanhobeln und hausgebackenem Brot
Angerichtet wie ein delikates Kunstwerk, der Kapern-Apfel als Krönung obenauf, drumherum die Borettane-Zwiebeln: Eine kleine Sorte, ursprünglich aus Boretto in der Emilia-Romagna stammend, die traditionell in Balsamico eingekocht wird. Der Chardonnay Caliz von der Kellerei Kurtatsch in Südtirol, Jahrgang 2024, hat eine schöne Klarheit, Frische und cremige Textur, mit der er sich dem Gang gegenüber gut behaupten kann.

Zweiter Gang: Spaghetti aus dem Parmesanlaib mit schwarzem Trüffel
Wenn das Vino e Gusto ein kulinarisches Aushängeschild hat, sind es diese Spaghetti. Natürlich hat der Gast die Wahl, ob er sie pur oder mit Trüffel genießen will, schließlich sind Trüffel nicht jedermanns Sache. Die Spaghetti sind ohne – aber natürlich für Trüffelfreunde besonders mit – ein feiner Genuss, mit dem der Torfel San Martino della Battaglia von der Azienda Agricola Feliciana aus der Lombardei Jahrgang 2024, mit stimmiger Balance von Saftigkeit und Mineralität, perfekt harmoniert.

Dritter Gang: Thunfischsteak an Mango- Chili-Salsa und Saison-Gemüsen
Ein schöner Fischgang, leicht asiatisch angehaucht dank der pikanten Salsa, die einen fruchtigen Frische-Kick in den Gang bringt und die der Rosé Cerasuolo vom Weingut Jasci & Marchesani aus den Abruzzen, Jahrgang 2024, noch einmal spannender macht; ein Charakterwein, der Cremigkeit und eine Nase voll Kirsche mitbringt.

Vierter Gang:Lamm-Karrees mit Pistazienkruste an Rosmarin-Bratkartoffeln
Ein klassischer Hauptgang mit Pistazien-Twist, dazu ein Merlot von Elena Walch aus Südtirol, Jahrgang 2024, nach Waldbeere und Zimt duftend, der das Gericht mit seinen samtigen Tanninen und seidiger Beerenfrucht in eine weiche Decke hüllt.

Fünfter Gang: Käse mit Feigensenf
Im Vino e Gusto ist die Käseplatte ein gerne bestellter Abschluss des Abends (wer das nicht mag, bekommt aber auch ein Tiramisu). Grana Padano, Pecorino und Bergkäse sind neben anderen Sorten typischer Bestandteil eines solchen Tellers, und Feigensenf ist ein Muss. Den Abschluss im Glas gibt der halbtrockene 100x100 Appassimento, De’Conti Esploratore aus Apulien, Jahrgang 2023, mit Aromen von Pflaumen und Rosinen, anschmiegsam und reich am Gaumen.
Ess-Klasse im Vino e Gusto vom 3. bis zum 30. November, Herrnstraße 52, Reservierung unter 089/ 210 288 388 mit dem Stichwort "Ess-Klasse", oder hier.
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