Ein Achtel von Lolita
Schon erstaunlich, wie lange man vor so einer Regalwand stehen kann. Aber darin sind gut 40 Flaschen ausgestellt – und jede einzelne davon erzählt eine Geschichte.
Eigentlich erzählt die Geschichte nicht die Flasche selbst, sondern Gregor Sturm macht das. Der 40-Jährige hat kürzlich zusammen mit Oliver Knick unweit des Isartors die Loreley aufgemacht, eine Weinbar, die sowohl für Novizen als auch für Kenner den richtigen Schluck bereithält.
Klassische Weinbars gibt es mittlerweile eigentlich in jeder Stadt, die etwas auf sich hält: in London, Berlin, Mailand und Wien. Nur in München konnte man bisher lange suchen. „Bei so einer Gourmetstadt ist das schon komisch”, sagt Sturm.
Seit Mitte Januar hat nun die Loreley geöffnet. Hinter der Eingangstür empfängt einen links gleich das Regal mit den offenen Weinen. Ein österreichischer Zweigelt steht hier, ein Muscadet und „Lolita”, ein junger Wein aus der Sammlung des leicht abgedrehten Münchner Weinhändlers Finkus Bripp. Letzterer steht ganz oben, was bedeutet, dass es sich hierbei um einen Wein aus der höchsten Kategorie handelt.
Je nach Stellplatz kosten die Weine im Loreley vier, sechs oder neun Euro. Ausgeschenkt werden sie in einer etwas krummen Einheit: „Wir haben die Beobachtung gemacht”, erklärt Sturm, „dass 0,1 Liter genau ein Schluck zu wenig ist”. Deswegen gibt es die Weine – egal ob rot oder weiß, egal ob Chianti oder Riesling – ausschließlich als Achterl.
Die Weine stammen allesamt aus Europa, vor allem aus Frankreich, Deutschland und Österreich. Das liege aber nicht daran, dass er etwas gegen neuseeländische Weine habe, sagt Sturm. Dogmen gibt es in der Loreley keine, nur diese eine Regel: Es muss schmecken–und das in erster Linie ihm selbst.
Sturm hat schon mit 17 Jahren mit Wein gehandelt. Stephan Geisel, der jüngste der drei Geisel-Brüder, denen das Hotel Königshof gehört, ist mit ihm zusammen zur Schule gegangen. Die beiden haben schon in jungen Jahren mal gemeinsam am Wein genippt. So ist es losgegangen.
Heute arbeitet Sturm als Architekt. Den Weinhandel hat sein Vater übernommen–und offenbar gut gepflegt. Das Weinbuch der Loreley jedenfalls zählt kurz nach der Eröffnung bereits 600 Flaschenweine.
Marienstraße 18, Di. bis Do. 17-1 Uhr, Fr. und Sa. 14-3 Uhr www.loreley.me, Tel. 332435
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