Die Kunst der Reduktion
Im Café Himmelherrgott dient eine Kirchenkanzel als Bar. Gepredigt wird dort jedoch allenfalls das gute Leben.
Was war das früher nicht für ein Durcheinander: Boutique, Fotostudio, Grafikbüro, Café – alles in einem. Und da sind die Ideen, die Fritz Schneider zusätzlich hatte, noch nicht einmal erwähnt.
Nun ist Schneider mit seinem modernen Gemischtwarenladen, Neondorn Store genannt, umgezogen. Zugegebenermaßen nicht besonders weit: von der Schwanthalerstraße 160 ein paar Häuser weiter in die 142. Aber das ist auch nicht die große Neuerung. Viel spannender ist, dass sich Schneider nach Jahren der üppigen Vielfalt nun selbst beschränken will.
Für einen, der auch mal mit dem Gedanken kokettiert hat, trotz fehlender Quadratmeter noch einen Plattenladen, ein Gewächshaus und einen Friseursalon in sein Geschäft zu integrieren, ist das schon eine Nachricht. „Das Problem ist”, sagt Schneider, „die Leute wollen zum einen die Vielfalt, sind dann aber abgeschreckt, wenn es so wild durcheinander geht.” Deshalb jetzt die Reduktion.
Schneider hat sein Angebot verkleinert: Kein Gewächshaus, kein Friseursalon. Geblieben ist sein Ladencafé, das Himmelherrgott, und noch ein paar Klamotten. Spätestens in einem Jahr sollen aber auch die verschwunden sein. Dann wird aus dem bunten Warenhaus ein reiner Cafébetrieb.
Essen und trinken kann man natürlich schon heute: Bio-Kaffee etwa (1,80 Euro) oder schwedische Løv-Tees (3 Euro). Mittags gibt es Tagesgerichte wie das Spargelragout mit Sojamedaillons (5,80 Euro) oder Spaghetti mit Soja-Bolognese. Ohnehin ist im Himmelherrgott alles vegan–oder zumindest vegetarisch, auch die Thunfisch- oder Salami-Toasts (3 Euro). Seit einer traumatischen Erfahrung im Schlachthof verwendet Schneider kein Fleisch mehr, nur noch Ersatzprodukte.
Von der Einrichtung her macht das Café Himmelherrgott seinem Namen alle Ehre. Vor dem Umzug dominierte ein bisschen der Achtziger-Jahre-Schick. Nun dient eine alte Kirchenkanzel als Bar, Bleifenster verleihen der Glasfront des Cafés einen weihevollen Charakter. Und zumindest eine Wand ist vollgestellt mit alten Türen. „Bei mir ist alles wie eine Collage”, sagt Schneider. So ganz ohne Durcheinander geht es im Himmelherrgott zum Glück doch nicht.
Schwanthalerstraße 142, Mo. bis Sa. 10-20 Uhr, www.neondornstore.de, Tel. 45 81 87 18
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