Der Junge mit den Reisbandnudeln

Als Jack Pham mit 13 Jahren nach München kam, konnte er kaum ein Wort Deutsch, aber er konnte gut kochen. So fand Anschluss. Mittlerweile betreibt er ein eigenes Lokal.
Florian Zick |
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Jack Pham alias Jack Glockenbach serviert in seinem loungeartigen Lokal nicht nur vietnamesische Gerichte, sondern immer auch die entsprechende Geschichte dazu.
Petra Schramek Jack Pham alias Jack Glockenbach serviert in seinem loungeartigen Lokal nicht nur vietnamesische Gerichte, sondern immer auch die entsprechende Geschichte dazu.

Als Jack Pham mit 13 Jahren nach München kam, konnte er kaum ein Wort Deutsch, aber er konnte gut kochen. So fand er Anschluss. Mittlerweile betreibt er ein eigenes Lokal.

Als Jack Pham nach München kam, war er ein verschüchterter Junge. In seiner neuen Schule fand er nicht so schnell Anschluss – was nicht weiter verwunderlich war, schließlich konnte er kaum ein Wort Deutsch. Dafür aber konnte er für seine 13 Jahre schon fantastisch kochen. Das hatte er in seiner Heimatstadt Vung Tàu in Süd-Vietnam gelernt, wo die Kinder untereinander gerne mal einen Kulli gegen eine Frühlingsrolle oder ein Stück Gebäck tauschten.

Als sich das erste Schuljahr dem Ende zuneigte, beschloss Pham, in die Offensive zu gehen. Er kündigte an, die ganze Klasse mit einem Menü zu verköstigen. Wer an ihn glaube, solle einen Fünfer auf den Tisch legen. Es kamen zwar nur 65 D-Mark zusammen, aber am Zeugnistag brachte der kleine Jack eine riesige Menge gebratener Reisbandnudeln mit Bärlauch in die Schule.
 
Heute ist Pham 31 und betreibt mit dem Jack Glockenbach in der Thalkirchner Straße sein eigenes Lokal. Auch dort stehen die Reisbandnudeln mit Bärlauch (13,90 Euro) auf der Karte. Das Rezept dafür hat Pham seit dem Zeugnistag immer weiter verfeinert. Selbst seine Lehrer auf der Kochschule mussten irgendwann zugeben, das niemand so gute Phò Xào Bò macht, so der vietnamesische Name, wie Jack Pham.
 
Auch zu ein paar weiteren Gerichten im Jack Glockenbach gibt es eine Anekdote aus Phams Schulzeit. Die Nachspeise „Sugar in my eyes“ – Wasserkastanien mit Kochbanane und Kokosnuss (5,60 Euro) – zum Beispiel erinnert an die Begebenheit, als Phams Lehrerin seine Augen auf Kristalle untersuchte, dabei hatte er ihr mit dem Satz eigentlich bloß sagen wollen, dass er sie süß findet.
 
Das Jack Glockenbach ist voller solcher Geschichten. Das loungeähnlich eingerichtete Lokal ist der Beweis dafür, dass „Essen verbindet“ nicht nur ein Spruch ist, sondern tatsächlich Menschen und Kulturen zusammenbringt. Für seine Mitschülern war Jack Pham nach dem Zeugnis-Mahl jedenfalls kein Fremder mehr, sondern der Junge mit den Reisbandnudeln.
 
Thalkirchner Straße 3, Mo. bis Fr. 11-15 Uhr und 17.30-23 Uhr, Sa. und So. 17.30-23 Uhr, Tel.: 23 07 67 88
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