Erneut Protest im Forst Kasten: Aktivisten besetzen Bäume

Klimaaktivisten setzen ihre Aktionen fort und besetzen zwei Bäume. Die Polizei lässt die Umweltschützer zunächst aber agieren.
Ralph Hub
Ralph Hub
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
2  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Die Losung der schwindelfreien Aktivisten: "Kasti bleibt!"
Die Losung der schwindelfreien Aktivisten: "Kasti bleibt!" © Sigi Müller

München - Die Gruppe von Klimaaktivsten ist zwar klein, aber sehr entschlossen: Zehn Männer und Frauen halten seit Dienstagabend zwei Bäume in Forst Kasten besetzt.

Sie haben inzwischen zwei provisorische Baumhäuser aus Balken, Holzpaletten und Plastikplanen in den Baumkronen errichtet, in denen sie, so ihre Ankündigung, wenn notwendig monatelang ausharren wollen. "Ich fühle mich gut hier oben", sagt ein Aktivist im Baum zum AZ-Fotografen. Die Stimmung im Forst war den ganzen Tag über entspannt.

Auge in Auge: Protestler und Polizisten im Forst Kasten.
Auge in Auge: Protestler und Polizisten im Forst Kasten. © Sigi Müller

Die eingesetzten Polizeikräfte halten sich zurück. Keine der beiden Seiten zeigt bisher Interesse, die Lage eskalieren zu lassen. Alles solle friedlich verlaufen, hört man.

"Ein friedliches Zeichen" gegen eine mögliche Rodung 

Die insgesamt zehn Männer und Frauen wollen mit ihrer Aktion gegen die Zerstörung von knapp zehn Hektar Wald im Landkreis München protestieren. Die Gruppe will mit der Baumbesetzung "ein friedliches Zeichen" gegen eine mögliche Rodung setzen, sagte ein Sprecher der Aktivisten am Mittwoch. Teile des Waldes, der der städtischen Heiliggeistspital-Stiftung gehört, sollen für den Kiesabbau gefällt werden.

"Die Klimaziele von Paris müssen erreicht werden. Deshalb dürfe kein Wald gerodet werden - insbesondere nicht für den geplanten Kiesabbau", sagte Ingo Blechschmidt (31), einer der Aktivisten. Mit dem friedlichen Einsatz ihrer Körper wolle die Aktivistengruppe die Rodung verhindern, so der 31-Jährige. "Wir bleiben Tage, Wochen oder auch Monate", kündigte Blechschmidt am Mittwoch an.

Den Aktivisten stehen am Mittwochmorgen rund 30 Einsatzkräfte der Polizei gegenüber. Man habe die Aktion zunächst als nicht angemeldete Veranstaltung betrachtet, sagte Polizeisprecher Sven Müller, und daher auch noch nicht eingegriffen. Soweit der Stand am Mittwochabend.

Lesen Sie auch

Ob die Klimaaktivisten und ihre improvisierten Baumhäuser im Forst Kasten tatsächlich länger bleiben dürfen, hängt nun von der Entscheidung des Landratsamtes München ab.

Seit drei Wochen demonstrieren im Wald nahe Neuried Klimaaktivisten. Sie haben ihre Kundgebung inzwischen bis Ende Juni angemeldet. Bislang wurden sie von den Behörden und der Polizei geduldet, solange sie nicht Bäume besetzen. Diese rote Linie ist inzwischen überschritten.

Professionell angegurtet: Protest auf der Euro-Palette.
Professionell angegurtet: Protest auf der Euro-Palette. © Sigi Müller

Die Gruppe hatte zunächst am 18. Mai im Forst Kasten eine Mahnwache errichtet. Zwei Tage später beschloss der Sozialausschuss der Stadt München dann, einer Firma den Zuschlag für den Abbau von Kies in dem Waldstück zu erteilen.

Sollte der geplante Kiesabbau in dem Gebiet tatsächlich erfolgen, müssten dafür rund 10 000 Bäume gefällt werden. Das wollen die Waldbesetzer unbedingt verhindern. Sie kündigten für den Fall, dass tatsächlich Bäume gefällt werden, Zustände an wie im Hambacher oder Dannenröder Forst.

Forst Kasten unterliegt als Bannwald einem gewissen Schutz

Offen ist weiterhin, ab wann im Forst Kasten in dem fraglichen Gebiet Kies abgebaut wird. Davor muss das Unternehmen, das von der Stadt gegen die Stimmen von ÖDP und Die Linke den Zuschlag bekommen hat, zunächst einen Genehmigungsantrag beim Landratsamt München stellen.

Die Behörde muss dann abwägen: Der Forst Kasten ist einerseits ein Bannwald und unterliegt einem gewissen Schutz. Anderseits ist das Gebiet aber auch eine Vorrangzone für den Kiesabbau.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
2 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Ludwig aus Bayern am 10.06.2021 09:47 Uhr / Bewertung:

    Forst Kasten, das wird wahrscheinlich das Freiham II der Zukunft werden. Davon gehe ich aus. Die Grünen und die SPD brauchen den Platz für Neumünchner.

  • am 09.06.2021 23:33 Uhr / Bewertung:

    Wo waren eigentlich im Ebersberger Forst die Klima-Aktivisten, als es zum Bürgerentscheid für fünf Windkrafträder im Landschaftsschutzgebiet kam? Im Gegenteil: Gegner dieses Projekts wurden beschimpft und in Leserbriefen verunglimpft. Die Gewichtung der Meinungsäußerungen in verschiedenen Medien war völlig undurchschaubar! Wenn man die Leserbriefe pro Windkraft mit den veröffentlichten gegen Windkraft vergleicht, hätten eigentlich 90 % zustimmen müssen. Es waren aber nur etwas mehr als die Hälfte! Anscheinend ist ein Wald wichtiger als der Andere. Und dass es im EBE-Forst bei 5 Windrädern bleibt, glaubt kein Mensch!

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.