Erneut Protest im Forst Kasten: Aktivisten besetzen Bäume
München - Die Gruppe von Klimaaktivsten ist zwar klein, aber sehr entschlossen: Zehn Männer und Frauen halten seit Dienstagabend zwei Bäume in Forst Kasten besetzt.
Sie haben inzwischen zwei provisorische Baumhäuser aus Balken, Holzpaletten und Plastikplanen in den Baumkronen errichtet, in denen sie, so ihre Ankündigung, wenn notwendig monatelang ausharren wollen. "Ich fühle mich gut hier oben", sagt ein Aktivist im Baum zum AZ-Fotografen. Die Stimmung im Forst war den ganzen Tag über entspannt.

Die eingesetzten Polizeikräfte halten sich zurück. Keine der beiden Seiten zeigt bisher Interesse, die Lage eskalieren zu lassen. Alles solle friedlich verlaufen, hört man.
"Ein friedliches Zeichen" gegen eine mögliche Rodung
Die insgesamt zehn Männer und Frauen wollen mit ihrer Aktion gegen die Zerstörung von knapp zehn Hektar Wald im Landkreis München protestieren. Die Gruppe will mit der Baumbesetzung "ein friedliches Zeichen" gegen eine mögliche Rodung setzen, sagte ein Sprecher der Aktivisten am Mittwoch. Teile des Waldes, der der städtischen Heiliggeistspital-Stiftung gehört, sollen für den Kiesabbau gefällt werden.
"Die Klimaziele von Paris müssen erreicht werden. Deshalb dürfe kein Wald gerodet werden - insbesondere nicht für den geplanten Kiesabbau", sagte Ingo Blechschmidt (31), einer der Aktivisten. Mit dem friedlichen Einsatz ihrer Körper wolle die Aktivistengruppe die Rodung verhindern, so der 31-Jährige. "Wir bleiben Tage, Wochen oder auch Monate", kündigte Blechschmidt am Mittwoch an.
Den Aktivisten stehen am Mittwochmorgen rund 30 Einsatzkräfte der Polizei gegenüber. Man habe die Aktion zunächst als nicht angemeldete Veranstaltung betrachtet, sagte Polizeisprecher Sven Müller, und daher auch noch nicht eingegriffen. Soweit der Stand am Mittwochabend.
Ob die Klimaaktivisten und ihre improvisierten Baumhäuser im Forst Kasten tatsächlich länger bleiben dürfen, hängt nun von der Entscheidung des Landratsamtes München ab.
Seit drei Wochen demonstrieren im Wald nahe Neuried Klimaaktivisten. Sie haben ihre Kundgebung inzwischen bis Ende Juni angemeldet. Bislang wurden sie von den Behörden und der Polizei geduldet, solange sie nicht Bäume besetzen. Diese rote Linie ist inzwischen überschritten.

Die Gruppe hatte zunächst am 18. Mai im Forst Kasten eine Mahnwache errichtet. Zwei Tage später beschloss der Sozialausschuss der Stadt München dann, einer Firma den Zuschlag für den Abbau von Kies in dem Waldstück zu erteilen.
Sollte der geplante Kiesabbau in dem Gebiet tatsächlich erfolgen, müssten dafür rund 10 000 Bäume gefällt werden. Das wollen die Waldbesetzer unbedingt verhindern. Sie kündigten für den Fall, dass tatsächlich Bäume gefällt werden, Zustände an wie im Hambacher oder Dannenröder Forst.
Forst Kasten unterliegt als Bannwald einem gewissen Schutz
Offen ist weiterhin, ab wann im Forst Kasten in dem fraglichen Gebiet Kies abgebaut wird. Davor muss das Unternehmen, das von der Stadt gegen die Stimmen von ÖDP und Die Linke den Zuschlag bekommen hat, zunächst einen Genehmigungsantrag beim Landratsamt München stellen.
Die Behörde muss dann abwägen: Der Forst Kasten ist einerseits ein Bannwald und unterliegt einem gewissen Schutz. Anderseits ist das Gebiet aber auch eine Vorrangzone für den Kiesabbau.
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