Tausende Kunden warteten auf ihre Rechnung: So erklären die Stadtwerke München das Chaos
München - Der Blick in den Briefkasten dürfte bei vielen Münchnern in den letzten Monaten für Unbehagen gesorgt haben. Nicht wegen der Briefe, die sie dort vorfanden – sondern wegen der Rechnungen, die dort eben nicht zu finden waren.
Die Stadtwerke hatten im März die monatlichen Abschlagszahlungen vorläufig gestoppt, um die Energiepreisbremse umzusetzen und von niemandem zu viel abzubuchen. "Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass die Preisbremse ab März 2023 in den Abschlägen berücksichtigt sein muss," erklärten die Stadtwerke in einer Mitteilung.
"Keine oder nur geringe Nachzahlungen": SWM geben Entwarnung nach Abschlags-Chaos
"Die SWM dürfen daher den monatlichen Abschlag erst dann abbuchen, wenn die Kunden ihre persönlichen Informationen zur Energiepreisbremse inklusive des neuen Abschlags erhalten haben", hieß es weiter.
Die Konsequenz: Viele Münchner erhielten monatelang keine Stromrechnung und fürchteten die Höhe der Nachzahlung. Doch die Stadtwerke gaben in einer Mitteilung im Juli Entwarnung: "Bei den meisten abgerechneten Privatkunden sind bislang keine oder nur geringe Nachzahlungen fällig."
Verbraucherzentrale Bayern zum Rechnungs-Chaos: "Verständlich, dass es sich länger hinzieht"
Marion Gaksch von der Verbraucherzentrale Bayern hat für die langen Wartezeiten bei den Stromrechnungen Verständnis – die sehe man bei vielen Anbietern. "Es ist eigentlich selbstverständlich, dass es sich länger hinzieht", sagt Gaksch. Denn: Jeder einzelne Vertrag müsse bearbeitet werden. "Durch die Preisbremse sind 100 Prozent der Haushalte betroffen", so die Referentin der Verbraucherzentrale.
Wie könnte man diesen Arbeitsaufwand also besser bewältigen? "Die Energieanbieter könnten mehr Personal einstellen. Aber vielleicht finden sie niemanden", lautet die Einschätzung von Gaksch. Doch das ist offenbar bereits geschehen – die Stadtwerke erklären auf AZ-Anfrage: "Wir haben Personal – insbesondere in der Kundenbetreuung – aufgestockt."
Stadtwerke München wollen Preise für Erdgas und Strom zum Jahresende senken
Das Vorgehen, die Abschlagszahlungen zu stoppen und dann Nachzahlungen einzufordern, findet Gaksch vertretbar. Dass die Kunden jeden Monat Geld für die Strom-Nachzahlung zur Seite zu legen, könne man schon verlangen, sagt Gaksch. Das sei bei der Miete nicht anders.
In der jüngsten Mitteilung am Montag kündigten die Stadtwerke eine Preissenkung beim Erdgas und beim Strom gegen Ende des Jahres an – die nächste Preisänderung. Im vergangenen Jahr hatten die SWM ihre Energiepreise deutlich erhöht, jetzt kommt die versprochene Senkung. Doch Preise, die sich ständig ändern – kann man das den Kunden zumuten?
Ständige Preisänderungen bei den SWM: "Das ist ein normaler Vorgang"
"Das ist ein normaler Vorgang", findet Gaksch von der Verbraucherzentrale Bayern. "Die Energieanbieter haben selbst Lieferverträge und müssen Preiserhöhungen und Preissenkungen weitergeben."
Die Stadtwerke rechtfertigen die zahlreichen Änderungen in den letzten Monaten und die langen Wartezeiten bezüglich der Stromrechnungen mit der komplexen Berechnung der Energiepreisbremsen.
200 Tarife bei den Stadtwerken München: "Dies hat zu Verzögerungen geführt"
Um die rund eine Million Kunden in rund 200 Tarifkonstellationen zu informieren, mussten auch neue IT-Systeme programmiert werden. "Dies hat auch zu Verzögerungen bei den Abrechnungen geführt", heißt es seitens der SWM. Doch das Energiepreis-Chaos ist offenbar bald überwunden: "Inzwischen haben weit über 90 Prozent der Privatkunden ihr Informationsschreiben beziehungsweise ihre Abrechnung erhalten", so die SWM auf AZ-Anfrage.
"Bei den verbleibenden zehn Prozent handelt sich überwiegend um Wärmestromkunden. Für diese sind die finalen gesetzlichen Regelungen erst am 7. Juli durch den Bundesrat verabschiedet worden", so die SWM. "Die Umsetzung läuft nun. Alle wurden schriftlich über die Verzögerung und die Gründe informiert."
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