Elefanten gequält? Anzeige gegen Circus Krone

Tierschützer beklagen, dass die Tiere des Circus Krone zu lange in engen Wagen eingesperrt sind und unter Arthrose leiden. Jetzt wurde Anzeige gegen ihn erstattet.
Natalie Kettinger |
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Ein Elefant beim Rüsselstand. Tierschützer sagen, die Kunststücke schaden den Gelenken der Tiere.
Vier Pfoten 2 Ein Elefant beim Rüsselstand. Tierschützer sagen, die Kunststücke schaden den Gelenken der Tiere.
Die grauen Schwergewichte sind mit Fußfesseln gesichert.
Vier Pfoten 2 Die grauen Schwergewichte sind mit Fußfesseln gesichert.

Tierschützer beklagen, dass die Tiere des Circus Krone zu lange in engen Wagen eingesperrt sind und unter Arthrose leiden. Jetzt wurde Anzeige gegen ihn erstattet.

München - Die Klagen von Tierschützern über den Circus Krone reißen nicht ab: Die Organisation „Vier Pfoten“ hat jetzt Strafanzeige gegen das Münchner Traditionshaus gestellt – wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz und die Zirkusleitlinien. Der Vorwurf bezieht sich auf die laufende Tournee: „Die Elefanten werden bei Wechseln zwischen den Gastspielorten oft bis zu 20 Stunden in extrem beengte Transportwagen gesperrt, obwohl die Fahrtdauer maximal ein paar Stunden beträgt. Damit sind die Elefanten unnötigem Leid ausgesetzt“, sagt Thomas Pietsch von „Vier Pfoten“.

Seit April tourt Deutschlands größter Zirkus mit seinen Tieren durch die Republik. Sieben Mal haben Mitarbeiter von „Vier Pfoten“ die Verladezeiten und die Aufenthaltsdauer der Dickhäuter in den Transport-Lkw gestoppt. Dabei sei dokumentiertworden, dass die Tiere unverhältnismäßig lange in die Laster gesperrt wurden, so Wildtierexperte Pietsch. „Die Elefanten fast einen Tag in winzige Anhänger zu pferchen, um sie von Lübeck nach Hamburg zu bringen, ist völlig überflüssig.“ Wenn die Tiere bei nicht einmal zwei Stunden Fahrtzeit bis zu 20 Stunden im Wagen stehen müssten, stelle dies einen Verstoß gegen die Zirkusleitlinien dar, die eine möglichst kurze Transportzeit fordern. Pietsch: „Die Vorgänge zeigen, dass das Wohl der Elefanten im Zirkusalltag kaum eine Rolle spielt.“

Was versprechen sich die Tierschützer von der Anzeige gegen Circus Krone, die sie bei der Hamburger Staatsanwaltschaft gestellt haben? „Unser größter Wunsch wäre, dass die Elefanten beschlagnahmt werden und auf einem Gnadenhof ihr Gnadenbrot bekommen“, sagt „Vier Pfoten“-Sprecherin Melitta Töller. Schließlich gehörten Elefanten generell nicht in die Manege: „Diese Tiere haben ein immenses Bewegungsbedürfnis und laufen in freier Wildbahn täglich kilometerweit. Außerdem leben sie normalerweise in großen Familienverbänden.“ Von „Kunststücken“ wie dem Rüsselstand oder dem Stellen auf die Hinterbeine bekämen die Dickhäuter zudem Gelenkprobleme.


„Bei Circus Krone haben mittlerweile fast alle Elefanten Arthrose“, sagt die „Vier Pfoten“-Sprecherin. Beim Zirkus selbst will man von den Vorwürfen zunächst nichts wissen. „Das stimmt nicht“, behauptet Sprecher Frank Keller anfangs. „Der Transport stellt wissenschaftlich gesehen keinen Stress für die Tiere dar.“ Dafür gebe es Belege: Ein Experte habe Raubtieren und Elefanten unlängst Speichelproben entnommen und diese untersucht: „Mit dem Ergebnis, dass die Tiere überhaupt keinen Stress haben“, sagt Keller. Zudem übe man mit den Tieren von klein auf das Besteigen der Lkw und gewöhne sie so daran.

Wie lange die Elefanten im Transporter bleiben müssten, hänge davon ab, wie lange der Transport-Weg sei. „Manchmal sind das sechs, manchmal auch zehn Stunden“, sagt Frank Keller. Im Extremfall könne es aber auch länger sein. Ja, vielleicht auch 18 Stunden, lenkt er schließlich ein. Aber nur in Ausnahmesituationen – so wie Mitte September in Hamburg: „Da durften wir zur Verankerung des Stallzeltes keine Haken in den Boden schlagen und mussten erst Wassertanks zur Befestigung organisieren. Dann kam auch noch eine Stark-Wind- Warnung dazu, und bei Sturm sind die Tiere im Transporter sowieso besser aufgehoben als im Zelt.“ Wie lange sie im Lkw warten mussten? „Ich habe nicht auf die Stoppuhr geschaut“, sagt Frank Keller.


Aus für die Dressur? 

Zirkusauftritte von Elefanten, Giraffen oder Affen sollen nach dem Willen der Bundesländer verboten werden. Der Agrarausschuss des Bundesrats votierte für ein Wildtierverbot, bald soll das Plenum der Länderkammer die Empfehlung absegnen. Damit steigt der Druck auf Schwarz-Gelb, das Aus für die Dressur zu beschließen. Auch in München wurde über ein generelles Wildtierverbot auf allen Stadt-Flächen diskutiert: Die Verwaltung sah rechtliche Probleme.

 

 

 

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