Eisbach München: Surfer erwarten temporäre Rampe für eine Dauerwelle
Neue Wahnsinnswelle oder Wellen-Wahnsinn nonstop? Mithilfe von Kies sollen die Surfer bald wieder auf ihren Brettern über den Eisbach gleiten können.
Andreas Klarwein ist Kies-Kenner qua Geburt. Er leitet in vierter Generation gemeinsam mit seinen Geschwistern Karin und Christian einen Kiesbetrieb in Weßling (Lkr. Starnberg). Sie boten OB Dieter Reiter (SPD) an, kostenlos Kies an die Prinzregentenstraße zu liefern (AZ berichtete). "Wir haben immer noch keine Rückmeldung“, sagt Klarwein zur AZ. In den Eisbach soll grobkörniger Kies kommen. Klarwein erklärt, wieso: "Grober Kies liegt satter im Flussbett.“
Surf Club setzt Frist
Gar nicht so viel Kies für Kies: Eine Tonne koste mit Lieferung normalerweise 100 bis 200 Euro, so Klarwein. Laut dem Präsidenten des Surf Clubs München, Martin Grün, brauche man drei Tonnen – oder weniger. Der Surf Club hat der Stadt eine Frist gesetzt: "Wir erwarten, dass die vereinbarten Schritte bis spätestens Freitag, 21. November, umgesetzt werden.“ Der Grund: Man wolle so vermeiden, dass die Verwaltung in "ewigen bürokratischen Runden nicht zu Potte kommt“, so Grün forsch.
Also eisige Stimmung zwischen Stadt und Surfern? Ganz und gar nicht. Der Surf Club vertraut darauf, dass die "zuständigen Stellen die kommenden Schritte zügig ermöglichen“.
Hamburger Professor hat Mini-Eisbachwelle gebaut
Was viele Surfer freuen wird: Bald wird eine Rampe am Eisbach eingebaut – wenn auch nur für kurze Zeit. Während das Baureferat ominös nur von einer "temporären Maßnahme“ sprach, wird Martin Grün, der beim gemeinsamen Treffen dabei war, etwas konkreter: "Es wird vorerst eine Rampe eingebaut werden. Würde man nur Kies einschütten, würde der von der Strömung mitgerissen werden.“ Auch am Donnerstag fanden Arbeitsmeetings zur konkreten Umsetzung statt.
Zwischen zwei von zahlreichen Meetings erwischt die AZ Professor Mario Oertel telefonisch, der gerade in seinem Wohnort Lübeck ist. Die Arbeitsstätte des Ingenieurs (47) ist in Hamburg: Dort hat er an der Helmut-Schmidt-Universität den Lehrstuhl für Wasserbau inne. Oertel und sein Team haben seit Juni mit der Welle zu tun. Sie wurden nach dem tödlichen Surfer-Unfall im April von der Stadt engagiert, um die Geometrie am Eisbach abzubilden. Dass der 1:5-Modellversuch wohl nächste Woche fertig wird, sei "reiner Zufall“.
480 Liter fließen im Modell, pro Sekunde
Das Modell kann bei "kleineren Maßnahmen am Eisbach“ helfen, sagt Oertel. Diese können so zuerst ausgetestet werden. Die Konstruktion steht in Hamburg – und das wird auch so bleiben. Eckdaten: 20 Meter lang, rund vier Meter breit und zu "98 Prozent fertig“. 480 Liter Wasser fließen pro Sekunde durch das Modell. Ab Montag beginnen die Testläufe.
Auch wenn Forscher, Stadt und Surfer noch so bemüht sind, könnte es am Ende doch an der Bürokratie scheitern. Denn es braucht eine wasserrechtliche Genehmigung. Laut der Pressestelle des Referats für Klima- und Umweltschutz liegt noch kein Antrag vor. Diesen werden die Surfer wohl selbst stellen. Eine durchschnittliche Dauer bis zur Genehmigung nennt die Pressestelle nicht, es würden "mehrere hundertmal im Jahr“ Erlaubnisse erteilt.
Unklar, wie lange das Genehmigungsverfahren dauert
Abhängig sei die Dauer des Genehmigungsverfahrens von zwei Faktoren: von der Qualität und Vollständigkeit der Antragsunterlagen (ein Merkblatt nennt stattliche elf Unterpunkte zum Antrag) sowie der Anzahl der zu beteiligenden Behörden. Schnellverfahren gibt es im Wasserrecht nicht. Die Surfer müssen sich also in die Formulare reinfuchsen.
Aber vielleicht geht doch alles schneller als gedacht. Nächste Woche wird Mario Oertel 48 Jahre alt, eine wiederbelebte Welle wäre ein schönes Geschenk – und nicht nur für ihn.
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