Eisbach: Jetzt soll Kies die Welle retten
Die Situation an der Prinzregentenstraße in den letzten Tagen: keine Welle, dafür Warterei, bis sich Abflüsse und Wasserstände des Eisbachs einstellen. Hinter dem Haus der Kunst war die Kunst gefragt, sich in Geduld zu üben. Das soll sich jetzt ändern.
Der Eisbach bleibt zwar wellenlos – Stadt, Surfer und Forscher dafür nicht planlos. Am Mittwoch hat ein Austausch zum Thema stattgefunden. "Die Stadt arbeitet weiter auf Hochtouren an einer Lösung. Ich weiß, dass die Geduld aller hier auf eine harte Probe gestellt wird", sagt OB Dieter Reiter (SPD) dazu. Er ist zuversichtlich, dass die Welle zeitnah wiederhergestellt werden könne.
Baureferat appelliert: Auf nicht-genehmigte Einbauten verzichten
Diese Maßnahme soll nun helfen: Grobkörniger Kies im Bachbett soll die Welle machen. Der Münchner Hochschulprofessor Robert Meier-Staude wird die Maßnahme leiten. Er ist Ingenieur, Strömungsmechaniker und selbst Surfer. Auch Markus Aufleger, Wasserbau-Experte der Universität Innsbruck, hilft mit. Die Krux an der Sache: mal wieder die Bürokratie. Wer in beobachtendes Gewässersystem eingreift, braucht eine wasserrechtliche Genehmigung.
Das Baureferat gesteht zudem, im Zuge der turnusmäßigen Bachauskehr ein abgelagertes Sediment entfernt zu haben.
Außerdem: Mario Oertel, der Inhaber des Hamburger Lehrstuhls für Wasserbau, hatte bereits im Juni angefangen, Untersuchungen zur Strömungssituation durchzuführen. Das tat er im Auftrag der Stadt. "Der Versuchsaufbau im Maßstab 1:5 kann voraussichtlich kommende Woche in Betrieb gehen", erklärt das Baureferat.
Das Modell soll ebenfalls bei der Wellen-Wiederbelebung helfen. Das Baureferat appelliert zudem, "auf die Nutzung nicht genehmigter Einbauten am Eisbach zu verzichten".
Vor Corona gab es schon einmal eine Rampe
So ein Einbau könnte jedoch sehr hilfreich für die Welle sein, findet Alexander Neumann. Der 46-Jährige, der seit 45 Jahren auf dem Brett steht, fordert eine dauerhafte Rampe für den Eisbach (AZ berichtete). Was viele nicht wissen: Eine Rampe, wie sie einige Bastler vergangene Woche für eine Nacht-Surfsession nutzten, ist nicht neu. 2000 baute "die Surf-Kommune", Namen möchte Neumann nicht nennen, eine solche Holzkonstruktion für den Eisbach.
Die Rampe war ein illegaler Einbau – jedoch mit erfreulichen Folgen für die Surfer. "Die Welle war dadurch für Einsteiger besser surfbar", so Neumann. Während der Bachauskehren haben die Surfer die Rampe entfernt.
Doch dann hatte die Stadt die Rampe abbauen lassen. Wann das war? Neumann muss überlegen: "Zu Beginn von Corona."
Nachfrage beim zuständigen Referat für Klima- und Umweltschutz. Die Pressestelle nennt keinen Zeitpunkt. In der Antwort heißt es nur: "Einbauten wurden immer sofort entfernt oder unmittelbar veranlasst, sobald die Landeshauptstadt davon Kenntnis hatte". Der Grund: Gefahren für die Surfer. Alexander Neumann widerspricht: "Als die Rampe drin war, passierte kein Unfall."
Ist der Sicherheitsdienst noch im Einsatz?
Was sonst noch am Eisbach los ist: Wachdienst-Wirrwarr. Nachdem die AZ vergangene Woche zwei dunkel gekleidete, das Geschehen am Eisbach intensiv beobachtende Männer entdeckt hatte, bestätigte das Baureferat, dass seit diesem Juni ein Sicherheitsdienst engagiert ist (AZ berichtete). Wochen zuvor war eine Surferin ums Leben gekommen. Sind die Securitys trotz fehlender Surfer noch im Einsatz? Offenbar nicht. "Der Sicherheitsdienst hat bis zu Beginn der Bachauskehr die Situation vor Ort in regelmäßigen Abständen in Augenschein genommen", heißt es vom Baureferat. Da muss es wohl ein Missverständnis zwischen Arbeitgeber und -nehmer gegeben haben: Die Securitys waren letzte Woche (nach der Bachauskehr) immer noch vor Ort.
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