Pistorius nennt Bundeswehr-Sanitätsakademie in München "unverzichtbar"

Der Bundesverteidigungsminister hat die Sanitätsakademie der Bundeswehr in Milbertshofen-Am Hart besucht und sich die neueste Technik zum Retten von Leben zeigen lassen, wie etwa einen Prototyp für eine Rettungsdrohne. Die AZ war mit vor Ort.
Maximilian Neumair |
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Pistorius (l, stehend) beobachtet eine Simulation zur Ersten Hilfe in Gefechtssituationen. Er hat sich mit eigenen Augen davon überzeugt, wie "realitätsnah" die Sanitätsakademie der Bundeswehr ausbildet.
Pistorius (l, stehend) beobachtet eine Simulation zur Ersten Hilfe in Gefechtssituationen. Er hat sich mit eigenen Augen davon überzeugt, wie "realitätsnah" die Sanitätsakademie der Bundeswehr ausbildet. © Tobias Hase/dpa

Zwei Soldaten mit Gewehren und Schutzwesten, ganz in Camouflage, ziehen gemeinsam einen Kameraden hinter sich her und legen ihn vorsichtig ab. Ein Fuß fehlt, am Hosenbeinende klebt noch Blut. "Hey, hörst du mich?", ruft der eine, der andere sagt an, dass das linke Bein behandelt werden müsse.

Sie binden das Bein ab, ziehen die störende Ausrüstung aus, bringen den Verletzten in die stabile Seitenlage. Jeder Griff sitzt, begleitet von der passenden Ansage des nächsten Schritts im Befehlston.

Pistorius bei der Sanitätsakademie in München: "Sie bilden realitätsnah aus"

Aus direkter Nähe beobachtet Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) mit interessiertem Blick das Geschehen. Der verletzte Kamerad ist zum Glück eine Puppe – die Szene nur eine Übung.

Pistorius war am Dienstag zu Besuch bei der Sanitätsakademie der Bundeswehr in Milbertshofen-Am Hart. Er sagt später zu der Übung: "Ich konnte mich heute davon überzeugen, dass sie hier realitätsnah ausbilden." In sogenannten dynamischen Gefechtssimulationen lernten die Soldaten unter Lärm, Stress und Zeitdruck, im Ernstfall zu helfen. "Sie sind buchstäblich gedrillt, in unvorhersehbaren Situationen zu wissen, was sie tun."

Gefechtssimulation bei der Sanitätsakademie der Bundeswehr: Pistorius sieht zu

Wer an die Bundeswehr denkt, dem schießen meist Bilder von Panzern, Soldaten mit Gewehren oder Granaten in den Sinn. Klar, eine Armee steht zuvorderst fürs Kämpfen. Aber gerade deshalb ist auch die Versorgung jener so wichtig, die dabei verletzt werden – das will Pistorius klarmachen.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hebt bei seiner Ansprache vor Presse und Soldaten bei einem Besuch der Sanitätsakademie der Bundeswehr die Hand.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hebt bei seiner Ansprache vor Presse und Soldaten bei einem Besuch der Sanitätsakademie der Bundeswehr die Hand. © Tobias Hase (dpa)

Pistorius über Sanitätsdienst: "Einer der besten der Welt"

Er überhäuft die Sanitätsakademie mit Lobeshymnen, nennt sie "unverzichtbar" und spricht mehrmals über das hohe internationale Ansehen der Sanitäter der Bundeswehr. "Der Sanitätsdienst ist einer der besten der Welt – und das nicht erst seit gestern." Er bildet deshalb auch ukrainische Soldaten aus. Die wiederum teilen ihre praktische Erfahrung beim Verarzten auf echten Schlachtfeldern.

Laut Pistorius zeigt der russische Krieg gegen die Ukraine, dass beim Sanitätsdienst genauso wie bei Waffen auf zukunftsweisende Technologie gesetzt werden muss. Wie das in der Praxis aussieht, zeigt die Bundeswehr anhand von zwei Beispielen.

Zum einen stellt sie ihre Rettungsdrohne "Grille" vor. Die soll unbemannt Verwundete evakuieren und Material herbeischaffen. Laut Generalstabsarzt Hans-Ulrich Holtherm soll der experimentelle Prototyp Helikopter und Landtransport, etwa im Fall von eingestürzten Brücken, ersetzen können.

Die Rettungsdrohne "Grille" soll verletzte Soldaten sicher vom Gefecht wegbringen.
Die Rettungsdrohne "Grille" soll verletzte Soldaten sicher vom Gefecht wegbringen. © Maximilian Neumair

Wie die Grille abhebt, bekommen Pistorius und die Pressevertreter zwar nicht zu sehen, aber Holtherm versichert: "Ich habe dieses Gerät schon viel fliegen sehen mit einer Puppe, die so viel wiegt wie ein Mensch." Er hofft darauf, dass bald der erste Flug mit einem echten Menschen stattfinden dürfe.

Bundeswehr hat mobile Labore, um Einsatz von Biowaffen zu erkennen

Zum anderen präsentiert die Bundeswehr ihr mobiles Labor vom Institut für Mikrobiologie, das wie das Institut für Radiobiologie und das Institut für Toxikologie zur Akademie gehört.

Von außen sieht es aus wie ein Zelt, mit aufblasbaren Eingangspfeilern, die an Hüpfburgen erinnern. Innen stehen Kisten, aufklappbare Tische und technische Geräte. Laut Bundeswehr soll das Labor am Einsatzort in zwei bis sechs Stunden funktionsfähig sein und innerhalb von 72 Stunden verlegt werden können.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (M., SPD) sitzt bei einem Besuch der Sanitätsakademie der Bundeswehr an einer Glovebox. Gezeigt wird das mobile Labor des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (M., SPD) sitzt bei einem Besuch der Sanitätsakademie der Bundeswehr an einer Glovebox. Gezeigt wird das mobile Labor des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr. © Tobias Hase/dpa

Institutsleiter Oberstarzt Roman Wölfel erklärt der AZ den Nutzen so: "Das mobile Labor ist entwickelt worden, um im Falle unklarer Krankheitsausbrüche schnell handeln zu können." Das heißt: Patientenproben können direkt vor Ort untersucht werden und müssen nicht erst aus dem Einsatzland herausgebracht werden. Diese Art Labor wurde demnach das erste Mal im großen Stil 2013 zur Ebola-Diagnostik in Westafrika verwendet. Bei einem Kriegseinsatz wiederum könnte so etwa schnell der Einsatz von Biowaffen erkannt werden.

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