„Ein Warnschuss vor den Bug“
MÜNCHEN - Die Münchner SPD steckt nach dem Debakel bei der Europawahl schon mitten in der Ursachenforschung – und macht sich Mut für die Bundestagswahl im September.
So schlecht war die Münchner SPD noch nie. 16,9 Prozent – wieder nur drittstärkste Kraft in der Stadt nach der CSU und den Grünen. Selbst 2004 schnitten die Genossen besser ab – obwohl sie schon damals eine historische Wahlschlappe einfuhren. Und jetzt? Wundenlecken. Analyse. Und die unbedingte Hoffnung, dass bei der Bundestagswahl alles besser wird.
OB Christian Ude verfolgte das Debakel von seinem Urlaubsdomizil in Mykonos aus – via Internet. „Das war ein ganz ernster Warnschuss vor den Bug, dass die SPD ihre Mobilisierungskraft verliert“, sagt er am Tag danach.
Angst vor den Grünen im Rathaus?
Was ist los mit den Genossen? „Die unteren Einkommensgruppen lassen sich von der SPD nicht in die Pflicht nehmen“, meint Ude. „Dieser neue Effekt könnte über die Europawahl hinaus wirken.“ Als „Ursprung der Entfremdung“ sieht er die Politik in der Regierungszeit von Gerhard Schröder – immer noch.
Fürchtet er sich vor einem erstarkten Bündnispartner im Rathaus? Immerhin haben die Grünen in München bei der Europawahl die SPD überholt. „Am Kräfteverhältnis im Rathaus ändert sich nichts.“ Dass die Grünen Oberwasser hätten, sei klar. Ein Problem sieht Ude darin aber nicht: „Ein selbstbewusster Partner ist besser als ein kränkelnder.“
Ähnlich klingt die Analyse von Münchens SPD-Chef Uli Pfaffmann. Auch er ist im Urlaub, in Italien. „Müssen wir nicht stärker die Interessen der unteren und mittleren Einkommensschichten betonen?“, fragt er jetzt. Und beginnt schon mit dem Mutmachen: „Das war keine Tendenzwahl für die Bundestagswahl! Im September wird das ganz anders aussehen.“
Julia Lenders