"Ein Ort zum Bleiben": Wiesn-Wirt eröffnet Wirtshaus vor den Toren Münchens
Eigentlich müsste das Stichwort "Wirtshaussterben" wie ein Damoklesschwert über jedem schweben, der vorhat, ein solches zu eröffnen – besonders im ruhigeren Münchner Umland.
Ein neuer Treffpunkt in Aschheim: Gasthof zur Post von Wiesnwirt Otto Lindinger
Trotzdem steht an diesem Montag vor dem Hotel und Gasthof Zur Post in Aschheim ein festlich geschmücktes Brauereigespann von Augustiner. Wiesnwirt Otto Lindinger (Bodo’s Cafézelt) möchte sein Wirtshaus zum Treffpunkt machen und feiert dessen Neueröffnung. Die AZ war dabei.
Es sei gewissermaßen ein Schritt zurück zu den Wurzeln, erklärt Gastgeber Otto Lindinger seine Entscheidung. Das Traditionshaus nordöstlich von München blickt auf eine über 150-jährige Geschichte zurück. Schon 1873 befand sich hier eine Bierwirtschaft.

Von Wirtshaussterben will Lindinger nichts wissen – im Gegenteil: Er glaubt, mit dem Konzept erst recht die Leute anzuziehen. "Der Stammtisch erlebt ein Comeback, besonders bei jungen Leuten", ist sich der Wiesnwirt sicher. "Wir wollen wieder mehr als zuvor die Aschheimer ansprechen", sagt Lindinger der AZ. Der Ort wachse kontinuierlich - Anlaufstellen wie der Gasthof zur Post seien daher umso wichtiger.
Renoviert für eine halbe Million Euro: Der Gasthof zur Post in Aschheim
Bereits im Dezember wurde das Restaurant renoviert. Die Wände erhielten einen frischen Anstrich, neue Holzvertäfelungen wurden angebracht, die Beleuchtung verbessert und neue Tische angeschafft. Rund fünf Wochen dauerte der Umbau. Kosten: rund 500.000 Euro.

Seit Weihnachten ist der neue Postwirt geöffnet. Am Montag wurde das groß gefeiert. Anwesend waren auch Wiesn-Stadträtin Anja Berger (Grüne) und Wiesnwirte-Kollegen wie Peter Schöniger (Boandlkramerei), Eva Hochreiter (Zur Bratwurst) oder Manfred Schauer (Schichtl).
In seinem Wiesnzelt besiegelte Lindinger eine Zusammenarbeit mit der Augustiner-Brauerei. "Das passt an allen Ecken und Enden zusammen", sagt er. Nach über 150 Jahren Zusammenarbeit mit Spaten/Franziskaner fließt im Postwirt fortan Augustiner-Bier aus dem Zapfhahn (Helles: 4,60 Euro). Das Weißbier kommt weiterhin von Franziskaner (4,90 Euro).
Neue Speisekarte: Fokus auf bayerische Wirtshausküche
Auch die Speisekarte wurde überarbeitet. Der Fokus liege nun noch stärker auf bayerischer Wirtshausküche, erklärt Lindinger. Auf der Karte stehen entsprechend klassische Schmankerl wie Schweinsbraten (15 Euro) oder Zwiebelrostbraten (26,50 Euro), aber auch ein veganes Selleriegulasch (14,50 Euro).
Zurzeit laufen die Vorbereitungen zur Wiesn. "Die Wiesn ist mein Ausgleich zum Alltagsleben", sagt der Wirt. Der Gasthof komme während der Wiesn gut ohne ihn aus.
"Ich habe das Gastgeber-Gen in die Wiege gelegt bekommen", sagt Lindinger, der den Gastronomiebetrieb in den 2010er-Jahren von seiner Mutter Anneliese Lindinger übernommen hat.
"Der Postwirt war immer ein Ort zum Ankommen – jetzt ist er wieder ein Ort zum Bleiben", schwärmt die Wirtsmutter. Bleibt zu hoffen, dass die Menschen Dorfwirtschaften auch weiterhin als genau das zu schätzen wissen.
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