"Ein Klinikum der Superlative": In Harlaching ist der einzige Krankenhaus-Neubau in ganz Bayern fertig

Armin Niklas hat eine Bitte: "Passen Sie gut auf das Gebäude auf." Er ist als Geschäftsführer für alle Bauprojekte der städtischen Krankenhäuser verantwortlich. An diesem Freitag hat er etwas zu feiern: Der größte Klinik-Neubau, nicht nur in München, sondern in ganz Bayern ist fertig. Nach fünf Jahren Bauzeit – nach der Corona-Pandemie, nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine, nachdem Baupreise teuer und Material knapp wurden – dürfen die Ärzte und Pfleger nun ihr neues Klinikum in Harlaching einrichten und Abläufe üben. Voraussichtlich nächstes Jahr um Pfingsten herum werden hier die ersten Patienten behandelt. Eine "Klinik der Superlative" nennt Niklas den Neubau.

Im Eingangsbereich sind die Wände mit Lamellen verkleidet, eine Freitreppe führt in den ersten Stock, eine riesige, goldene Lampe hängt von der Decke. Chic sieht das aus. Aber das ist freilich nicht der Grund, warum Freistaat und Stadt 255 Millionen investiert haben.
Der Altbau stammt aus den 1960er Jahren. "In so einem alten Haus gibt es immer etwas zu flicken", sagt der Geschäftsführer der städtischen Krankenhäuser, Dr. Götz Brodermann.

WLAN, Elektrik, Lüftung seien nicht mehr auf dem neuesten Stand gewesen. In dem Neubau seien 2500 Kilometer Starkstromkabel verlegt worden. Diese Strecke reicht von hier bis Lissabon. Das zeige, wie hoch die technischen Anforderungen an eine moderne Klinik sind.
"Mit einer Uni-Klinik können wir locker mithalten"
Das Klinikum Harlaching ist ein sogenannter Maximalversorger. Das heißt: Die Ärzte kennen sich in allen Fachbereichen aus. Und in zwei Bereichen ist Harlaching besonders: Es gibt eine Palliativstation mit 18 Betten.
Und hier werden die kleinsten Frühchen behandelt, die weniger als ein Päckchen Mehl wiegen. Neonatologie heißt dieser Spezialbereich. Professor Marcus Krüger ist der Chefarzt. Auch er freut sich über den Neubau: "Das ist ein Quantensprung. Mit einem Uni-Klinikum können wir hier locker mithalten."

Doch ein Krankenhaus ist mehr als ein Gebäude. Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) betonte, dass der Freistaat 164 Millionen für den Klinikbau ausgegeben habe. "Aber die Betriebskosten müssen vom Bund auch auskömmlich finanziert werden." Gerade allerdings macht die München Klinik jedes Jahr ein Defizit in dreistelliger Millionenhöhe. Sie muss sparen – auch beim Personal.
Auch im Team von Krüger sei eine Ärztestelle gekürzt worden. "Das ist hart, aber ich habe Verständnis, dass gespart werden muss", sagt er. Er habe das Gefühl, dass die Geschäftsführung eine Strategie habe und nicht wahllos kürze. Es sei klar, dass die Stadt nicht auf Dauer ein so hohes Defizit ausgleichen könne.

Das Rathaus muss sich in den nächsten Monaten nicht nur wegen der Finanzen mit der Klinik beschäftigen. Nach dem Umzug soll der Altbau abgerissen werden. Dann wird eine riesige Fläche frei. "Das wird keine Wiese bleiben", sagt OB Dieter Reiter (SPD). Vorstellen kann er sich Wohnungen für Pfleger.