Eggarten: Kettenbagger im Naturidyll - Abriss-Stopp gefordert

Der Eggarten ist ein Fledermaus-Hotspot: Die Zerstörung dieses verwilderten Stücks in der Stadt hat gerade begonnen. ÖDP, München Liste und die Bürgerinitiative fordern, dass der Abriss aufhören soll.
Eva von Steinburg
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Schweres Gerät: Dieser Kettenbagger ist für den Abriss angerückt.
Schweres Gerät: Dieser Kettenbagger ist für den Abriss angerückt. © Martin Schreck

München - In einem Baum sitzt ein Grünspecht. Zwei majestätische Fischreiher fliegen auf. Am frühen Morgen ist im Eggarten die vielfältige Tierwelt sofort zu spüren.

Eggarten: ÖDP und München Liste fordert Abriss-Stopp

Obwohl seit Montag in dem verwunschenen Naturidyll der Abriss begonnen hat. Über die nächsten Monate wollen die Investoren CA Immo und die Büschl Unternehmensgruppe 14 der verlassenen kleinen Häuser im grünen Paradies abreißen.

Die ÖDP und die München Liste forderten am Mittwoch den Abriss-Stopp: "Die schwarz-rote Mehrheit im Stadtrat hat hier 2019 ein neues Stadtquartier beschlossen. Diesen Weg gehen wir nicht mit! Lokal und bei den Münchner Bürgern gibt es eine breite Front der Ablehnung gegen die Zerstörung dieser grünen Erholungsstätte", so Dirk Höppner von der München Liste.

Der Eggarten: ein Idyll unterhalb des Lerchenauer Sees.
Der Eggarten: ein Idyll unterhalb des Lerchenauer Sees. © Google Earth

Bürgerinitiative gegen Eggarten-Abriss: "Es ist nur traurig"

Denn zwei Kettenbagger arbeiten in der Eggartenstraße. Das Haus Nummer 9 ist bereits zerstört. Martin Schreck von der Bürgerinitiative, der mit Leidenschaft für die Rettung des Eggartens kämpft, kann es nicht fassen: "Es ist nur traurig."

Die charmante historische Gartensiedlung und die Tierwelt sind in akuter Gefahr. "Wir halten es für einen Fehler, was hier passiert. Ökologisch ist es absolut fatal, ausgerechnet diese Fläche zuzubauen, wo es eine vernünftige Vernetzung von Grün und Biotopflächen nach Westen bis ins Dachauer Moos gibt", empörte sich Heinz Sedlmeier vom Landesbund für Vogelschutz: "Tut es bitte nicht!" Denn der Wert dieses "Urban Forest" sei enorm, findet der Biologe: "Als Naturschutzorganisation versuchen wir die Zerstörung des Eggartens zu verhindern."

Eingerissen: Das Haus in der Eggartenstraße 9, inzwischen ist es ganz zerstört. Ein Gutachter hat keine Fledermausquartiere in Ritzen und Gebälk entdecken können.
Eingerissen: Das Haus in der Eggartenstraße 9, inzwischen ist es ganz zerstört. Ein Gutachter hat keine Fledermausquartiere in Ritzen und Gebälk entdecken können. © Martin Schreck

Der Eggarten ist ein Fledermaus-Hotspot

Im Oktober hatte die Fraktion ÖDP/München Liste mit einer Strafanzeige eine Unterbrechung der Abbrucharbeiten erreicht. Jetzt hat sie eine Fachaufsichtsbeschwerde an die Regierung von Oberbayern gerichtet.

Der Grund: "Verstoß gegen artenschutzrechtliche Vorschriften". ÖDP-Stadtrat Tobias Ruff erklärt: "Wir hoffen, dass so der Abriss-Stopp greift. Dazu haben wir ein Fauna-Gutachten des Ökologiebüros Gruber, das zu den neun beschriebenen drei weitere Fledermausarten feststellt. Der Eggarten ist ein Fledermaus-Hotspot."

Sicher ist, dass hier im Sommer viele Fledermäuse jagen. Ob welche unter Dachziegeln, im Dachgebälk und in Fensterritzen der Häuser leben, sei noch nicht abschließend geklärt, mahnen die Protestierenden an.

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Werden Winterquartire für Fledermäuse zerstört?

Die Rauhautfledermaus sei eine winzige, streng geschützte Fledermausart, die hier unbemerkt Winterschlaf halten könne, erklärt ÖDP-Stadtrat Ruff: "Es gibt keinen Zeitdruck abzureißen. Wenn aber Fakten geschaffen werden, werden die Ruhestätten dieser Tiere zerstört und sie verschwinden."

Je weniger schützenswerte Tiere es gibt, desto weniger ökologische Ausgleichsfläche müssten die Investoren dann schaffen, erklärt Tobias Ruff: "Deshalb wollen wir retten, was zu retten ist!"

Im Hochwinter führt ein Abriss von Fledermausquartieren unweigerlich zu deren Tod. "Das ist gegen das Gesetz", sagt Tobias Ruff. Für die Investoren widerspricht ihm Philipp Heimerl: "Wir haben keine Winterquartiere gefunden. Bei jedem Haus wird das vor Abriss noch einmal überprüft."

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2 Kommentare
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  • Wolfling am 27.01.2022 15:22 Uhr / Bewertung:

    Es geht eigentlich nicht um die Fledermäuse. Viel Schlimmer ist die Verdichtung. Wieviel Tausend Menschen sollen da zusammengepfercht werden und die Umgebung/Infrastruktur überlasten ?
    Was ist mit dem Luftkorridor und der Luftreinigung ?
    Braucht man bald eine Eintrittskarte und Reservierung, wenn man zum Lerchenauer See will ?
    Wo kann man dann noch ungestört Spazierengehen ?

  • tutnixzursache am 26.01.2022 23:08 Uhr / Bewertung:

    das wird auch immer abstruser… ein Fledermausparadies obwohl nie eine gesehen wurde. Und wie sollen die alten Buden abgerissen werden wenn nicht mit Baggern? Die „Aufreger“ der ÖDP haben immerhin einen gewissen Unterhaltungswert…

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