Bebauung des Eggartens: Urbane Wildnis wird zerstört - "eine Todsünde"

Bund Naturschutz und "Aktionsgemeinschaft Rettet den Münchner Norden" lehnen die Bebauung des Eggartens ab. Man brauche das Grün auch, um gegen den Klimawandel anzukommen.
Eva von Steinburg
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Beim Protest der Eggarten-Bewohner 2019. Der BR filmt.
Beim Protest der Eggarten-Bewohner 2019. Der BR filmt. © privat

München - Naturschützer meinen: München brauche nicht weniger, sondern mehr Grün für gute Klimaeffekte, den Erhalt der Arten und die Erholung der Münchner. Seltene Vögel, Frösche, Eidechsen und Fledermäuse leben in der Eggarten-Siedlung – oder sie nutzen die fast unbebaute Freifläche als Korridor.

Lerchenau: 2.000 Wohnungen sollen gebaut werden

In Zukunft sollen hier jedoch 5.000 Menschen leben. Die Grundstückskäufer CA Immo und die Büschl Unternehmensgruppe wollen auf 21 Hektar in der Lerchenau bis zu 2.000 Wohnungen bauen.

Für Bau von Häusern wird urbane Wildnis zerstört

Sie versprechen ein "nachhaltiges Modellquartier" und einen 50 Prozent-Anteil von Genossenschaftswohnungen. Trotz der mustergültigen Pläne für das Quartier wird dafür eine wertvolle urbane Wildnis zerstört: Die kleinen Siedlungshäuschen mit den windschiefen Zäunen im Eggarten werden abgerissen - und das Pflanzen- und Tier-Paradies zugebaut. Es ist erklärter politischer Wille, dass in München Wohnungen entstehen.

Frischluftschneise Eggarten mit Siedlungshäusern und Natur drumherum. Noch ist der Eggarten Lebensraum für Eidechsen und Frösche.
Frischluftschneise Eggarten mit Siedlungshäusern und Natur drumherum. Noch ist der Eggarten Lebensraum für Eidechsen und Frösche. © Google

Wegen Bebauung: "Aktionsgemeinschaft Rettet den Münchner Norden" erhebt Einspruch

Die "Aktionsgemeinschaft Rettet den Münchner Norden" (100 Mitglieder) hat offiziell Einspruch gegen die Bebauung dieses "Kleinods" erhoben, erklärt die Bürgerinitiative. "Der Bebauung, dieser Todsünde haben alle drei großen Parteien im Stadtrat ohne Zögern zugestimmt. Wir versuchen den Eggarten zu retten", sagt Reinhard Sachsinger (75), Sprecher der Bürgerinitiative.

Von 900 Bäumen sollen, laut Sachsinger, 450 gefällt werden: "Viele haben einen Umfang von über 1,50 Metern. Dafür werden dann Steckerl gepflanzt mit zehn Zentimeter Umfang", bedauert er: "Die unselige Versiegelung der Stadt nimmt zu. Die Natur wird den privaten Bauträgern und dem damit verbundenen Profitstreben geopfert", so die Kritik.

"Die Eggarten-Siedlung ist Lebensraum diverser Tierarten"

Auch der Bund Naturschutz lehnt die geplante Bebauung des naturnahen Eggartens konsequent ab. In seiner Stellungnahme - im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung zum Eggarten - schreibt Rudolf Nützel: "Die Eggarten-Siedlung ist Lebensraum diverser Tierarten. Es ist nicht von Gott gegeben, dass hier eine Bebauung notwendig ist", formuliert der Geschäftsführer der BN-Kreisgruppe München in seinem Schreiben.

Für die Anpassung an den Klimawandel sei der Eggarten "unersetzlich" heißt es weiter: "Der Eggarten ist Teil einer Frischluftschneise von sehr hoher bioklimatischer Bedeutung", erklärt Rudolf Nützel.

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Die "Aktionsgemeinschaft Rettet den Münchner Norden" kämpft: "Wir fordern die Entscheidung über eine Bebauung des Eggartens gründlich zu überdenken und dabei die wissenschaftlichen Erkenntnisse von Klimawandel und -resilienz miteinzubeziehen."

Die Stadt sammelt aktuell die Einsprüche der Bürger

Der Bund Naturschutz argumentiert: "Die Bebauung des Eggartens widerspricht klar den Festsetzungen im Koalitionsvertrag der Stadtratsfraktionen Die Grünen/Rosa Liste und SPD/Volt. Hier wurde die Freihaltung und sogar die Erweiterung von Kaltluftschneisen festgesetzt, nicht deren Bebauung", so Rudolf Nützel, Geschäftsführer der BN-Kreisgruppe München.

Die Stadt sammelt aktuell die Einsprüche der Bürger. Jetzt sei die Zeit, dass sich die Gegner der Zerstörung noch äußern, rät Reinhard Sachsinger: "Denn ist erst ein Billigungsbeschluss gefasst, ist der erste Pflock eingerammt, damit ein Bauvorhaben realisiert wird."

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  • Ludwig aus Bayern am 06.10.2021 16:55 Uhr / Bewertung:

    Erst wenn ihr jeden noch so kleinen Winkel zugebaut habt, werdet ihr merken, dass das nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist.

    Leicht könnte die Wohnungsnot in München vermieden werden, wenn man
    - Zuzug nicht mehr förderte
    - Statt Hotels und Büros zu genehmigen, auf Wohnungen bestünde.

    Wenn man in den Besitz von Wohnungen gesetzlich eingreifen darf, derart, dass man Ferienwohnungen verbieten kann, dann kann man auch in den Besitz von Grundstücken eingreifen, derart, dass dort nur noch Wohnungen gebaut werden dürfen. Die gesetzliche Grundlage dafür ist ähnlich zu beschaffen.
    Wenn das nicht möglich sei, dann darf man auch Wohungsbesitzer nicht mehr bevormunden.

  • Elvis P. am 06.10.2021 14:44 Uhr / Bewertung:

    Bei 2 Mio leerstehenden Wohnungen in Deutschland ist es völliger Blödsinn, in München, der meistversiegelten Stadt Deutschlands noch mehr Grün zu vernichten. Lieber Verhinderung der Landflucht durch Ausbau der strukturschwachen Regionen, als noch mehr Menschen in die Ballungsräume packen. Wohnungsbau machen wir in München seit Jahren. Geändert hat sich an der Wohnungsnot gar nichts.

  • Captown am 06.10.2021 15:20 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Elvis P.

    dito! Die Industrie muss in die strukturschwachen Regionen angesiedelt werden. In und um München (samt Umland) geht nicht noch mehr - aber dass ist unseren 'ach so GRÜNEN' nicht bewusst. Am besten zu erkennen: am Verkehr IN UND UM MÜNCHEN!!!!

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