Dominik Brunner: Sein Vermächtnis bleibt erhalten

Die Täter sind verurteilt, seine Eltern haben die Tat nie verwunden. Drei Jahre nach der Tat versuchen Angehörige, Freunde und Prominente, die Erinnerung an den mutigen Mann wach zu halten.  
Tim Wessling |
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Dominik Brunner musste sterben, weil er helfen wollte.
dpa Dominik Brunner musste sterben, weil er helfen wollte.

Die Täter sind verurteilt, seine Eltern haben die Tat nie verwunden. Drei Jahre nach der Tat versuchen Angehörige, Freunde und Prominente, die Erinnerung an den mutigen Mann wach zu halten.

München - Er wollte kein Held sein, sondern nur vier Jugendliche vor zwei brutalen Schlägern beschützen. Am S-Bahnhof in Solln stellte sich der Manager schützend vor vier Schüler (damals 13 bis 15 Jahre). Kochend vor Wut greifen Markus S. und Sebastian L. (zur Tatzeit 18 und 17) den Geschäftsmann an. Der 50-Jährige wehrt sich, geht aber schnell zu Boden. Doch die Täter lassen nicht von ihm ab – schlagen und treten weiter auf ihn ein.

Als sich ihr Opfer nicht mehr bewegt, flüchten die beiden und lassen einen fast leblosen Körper zurück. Die Sanitäter sind machtlos. Zwei Stunden nach der Tat hört das Herz des Managers auf zu schlagen. Todesursache: Herzversagen. Der Auslöser: die Tritte. Seine letzten Worte sollen „Oh, war das hart...“ gewesen sein.

Der Richter ist überzeugt. Die Täter haben Brunner "aus Rache" angegriffen

Am 12. September 2009 starb Dominik Brunner. Am Körper trug er insgesamt 44 Verletzungen. Am Mittwoch jährt sich die grausame Tat, die ganz Deutschland erschütterte, zum dritten Mal. Dominik Brunner ist tot. Was bleibt, ist sein Vermächtnis. Haupttäter Markus S. (heute 21) wird wegen Mordes zu neun Jahren und zehn Monaten Jugendstrafe verurteilt. Sein Spezl Sebastian L. (heute 20) bekommt sieben Jahrewegen schwerer Körperverletzung mit Todesfolge. Richter Reinhold Baier sieht es als erwiesen an, dass die beiden Angeklagten „aus Rache“ angegriffen haben. Beide sitzen noch in Bayern in Haft.

Die Täter bekamen ihre Strafe, doch Brunners Vater Oskar (82) zerbrach an den Belastungen. Als Nebenkläger war er zunächst an jedem Verhandlungstag anwesend. Er wollte die Menschen verstehen, die seinen einzigen Sohn töteten. Doch Depressionen holten ihn ein. Brunner Senior musste starke Medikamente nehmen. Plötzlich blieb sein Stuhl im Gerichtssaal leer. Seine Frau Felicitas – schon vorher ein Pflegefall – ist mittlerweile verstorben. Auch wenn die Tat drei Jahre zurück liegt: Dominik Brunner ist ein Symbol geworden – ein Symbol für Zivilcourage.

Brunner Vermächtnis bleibt erhalten

Er steht für Hinschauen, Helfen und Eingreifen. Tausende Menschen kamen damals zu seiner Trauerfeier. Auch an der AZ-Aktion „Zivilcourage zeigen“ beteiligten sich unzählige Leser. An der Sollner S-Bahnstation wurde gar eine Straße nach dem Geschäftsmann benannt. In seiner Heimatstadt Ergoldsbach steht ein Denkmal zu Dominik Brunners Ehren. „Er hat gehandelt. Das macht ihn zu einem Vorbild“, sagt Polizeihauptkommissar Arno Helfrich. Er gibt Kurse für mehr Zivilcourage. Seit Brunners Tod besuchen jährlich 4400 Menschen die Kurse. 2007 waren es noch 2000.

Brunners Vermächtnis bleibt erhalten. Freunde des Verstorbenen gründeten die „Dominik Brunner Stiftung“. Auch Prominente unterstützen den Verein, zum Beispiel Uli Hoeneß. Die Stiftung will das Problem an der Wurzel bekämpfen und sich an sozial schwache Jugendliche wenden. Denn Vorstandsmitglied und Brunner- Freund Alois Meier weiß: „Wenn Jugendliche eine Perspektive haben, verschwindet auch die Gewalt.“

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