Diesem Münchner Wald droht bald der Kahlschlag!

10.000 Bäume könnten in Forst Kasten für eine Kiesgrube gerodet werden. Verantwortlich dafür ist ausgerechnet der Stadtrat, der den Klimanotstand ausrief.
Autorenprofilbild Christina Hertel
Christina Hertel
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
41  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Im Südwesten Münchens in Forst Kasten wird wohl weiter gerodet.
Im Südwesten Münchens in Forst Kasten wird wohl weiter gerodet. © Martin Gebhardt

München - Für Umweltschützer geht es um etwa 10.000 Bäume, um fast zehn Hektar Wald, südwestlich von München. Für die Münchner Stadträte geht es um einen Geldbetrag von womöglich mehreren Millionen - für den sie wohl persönlich haften müssen.

Wald südlich von München: 10.000 Bäume sollen einer Kiesgrube weichen

Doch der Reihe nach: Im Münchner Westen zwischen Planegg und Neuried liegt Forst Kasten, ein etwa 800 Hektar großer Wald. Dieser gehört der Heiliggeistspital-Stiftung, die wiederum von der Stadt München verwaltet wird. Schon seit Jahrzehnten wird hier Kies abgebaut. Der Stadtrat genehmigte dies. Ein Argument: Als Treuhänder dürfe er keine Entscheidungen treffen, die mit einem finanziellen Risiko für die Stiftung verbunden wären. Leider kommen Baumfällungen in Zeiten des Klimawandels nicht gut an.

Auf der einen Seite Wald auf der anderen Mondlandschaft.
Auf der einen Seite Wald auf der anderen Mondlandschaft. © Martin Gebhardt

Und so formierte sich Widerstand. Denn es soll eine weitere Fläche von 9,5 Hektar für die Kiesgewinnung abgeholzt werden. "Es geht um 10.000 Bäume", sagt Herbert Stepp, der schon in den 90er Jahren mit einer Bürgerinitiative gegen den Kiesabbau kämpfte. Dass der Wald immer noch bedroht ist, obwohl der Stadtrat den Klimanotstand ausrief, passt für ihn nicht zusammen. Doch wahrscheinlich können er und die anderen Aktivisten, die etwa 10.000 Unterschriften für den Erhalt des Waldes sammelten, die Rodung nicht verhindern. Denn 2017 beschloss der Stadtrat einstimmig, dass die Stiftung für den Kiesabbau eine Ausschreibung starten darf. Das Verfahren ist inzwischen abgeschlossen. Und der Bieter, der das beste Angebot abgab, droht mit einer Schadenersatzklage - sollte er den Zuschlag nicht erhalten. So geht es aus einer geheimen Sitzungsunterlage hervor, die der AZ vorliegt.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Würden Wald gerne erhalten, doch Münchner Stadträte haften persönlich

Auch für die Stiftung entstanden sechsstellige Beträge, um den Wettbewerb durchzuführen und Anwälte und Gutachter zu bezahlen. Insgesamt könnten sich all diese Kosten auf mehr als drei Millionen Euro summieren. Die Münchner Stadträte bringt dies nun in Bedrängnis. Denn anscheinend haften die Stadtratsmitglieder persönlich - mit ihrem eigenen Vermögen. Die rechtlichen Fragen soll nun ein Anwalt klären, das entschieden Grüne und SPD nun. Doch ob das neue Erkenntnisse bringt, ist fraglich. Die Regierung von Oberbayern kam zu dem Schluss, dass es nicht möglich ist, die Stadträte von Schadenersatz zu befreien. Auch das Grundstück zu tauschen sei nicht möglich.

"Natürlich würden wir den Wald gerne erhalten", sagt Anne Hübner, die Chefin der SPD im Münchner Stadtrat. Gleichzeitig hofft sie auf Verständnis, dass es für die Stadträte nicht leicht sei, dieses persönliche Risiko einzugehen. Ähnlich äußert sich Anna Hanusch, die Fraktionsvorsitzende der Grünen. Umweltschützer Stepp kennt die genauen rechtlichen Hintergründe zwar nicht. "Doch wir würden, wenn nötig, auch für die Stadträte Geld sammeln."

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
41 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Bürger Münchens am 02.04.2021 11:38 Uhr / Bewertung:

    Geld kann man nicht essen. Mit Geld kann man auch keine Dürreperioden und Hitzewelle beheben. Klimawandel. Aber die Reiter-Müller-Hübner-SPD in München wird da keine Zusammenhänge sehen (wollen).

  • am 21.03.2021 08:08 Uhr / Bewertung:

    Der Forst Kasten ist übrigens auch das Naherholungsgebiet, in dem die Münchner jedes Wochenende in Massen radeln und spazieren gehen. Aber Hauptsache die Kasse stimmt und es kann weiter betoniert werden. Natur platt machen, egal. Super gemacht, Münchner Stadtrat, der übrigens von Grünen dominiert ist. Bevor jemand von der Wiederaufforstung träumt, sollte er sich das lieber ansehen. Auf Jahrzehnte ist alles ruiniert. Verständnis für die Stadträte? Nein.

  • Leserin am 19.03.2021 22:48 Uhr / Bewertung:

    Ich finde die Manager*innen der Stiftung gehören mit ihrem Privatvermögen haftbar gemacht. In den nächsten 20 Jahren bringt der Kiesabbau sicher mehr ein als Forstwirtschaft. Allerdings gibt es, wenn sofort wieder aufgeforstet wird, danach eine Zeit von 30 bis 40 Jahren ganz ohne Ertrag. Da ist der Kies weg und das Holz muss erst mal wachsen. Ganz schön kurzfristige Denke in der Stiftung.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.