Umbau nach den Spielen: Was München mit dem neuen Olympiadorf in Daglfing plant
Wenn München den Zuschlag für Olympia bekommt, muss ein neues Olympisches Dorf für rund 16.000 Sportler und Mitarbeiter her. Die Stadt will dieses im Nordosten bauen, wo sie schon lange eine sogenannte Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme verwirklichen will. Michael Bacherl vom Planungsreferat kennt alle Details.
"Vieles war seiner Zeit weit voraus": Münchner Stadtplaner über das alte und das neue Olympiadorf
AZ: Können wir uns das neue Olympische Dorf im Nordosten so ähnlich wie das Olympiadorf von ‘72 vorstellen?
MICHAEL BACHERL: Vermutlich wird das neue Olympische Dorf anders aussehen. Wir haben heute andere bauliche Anforderungen und planen ja auch an einem anderen Ort – im Münchner Nordosten. Gleichzeitig war vieles im Olympiadorf von 1972 seiner Zeit weit voraus und ist ein Vorbild für das, was neu entstehen soll.

Was wollen Sie übernehmen?
Das Olympiadorf von 1972 ist heute ein sehr beliebter, bunt durchmischter Wohnort. Es ist autofrei, durchgrünt, hat kurze Wege, Läden, Kitas.
Den Gedanken, dass mehr als eine kurzfristige Unterbringung für Athleten entstehen kann – nämlich ein langfristig lebenswertes Stadtquartier - wollen wir aufgreifen. Die äußere Erscheinung wird aber sicher anders sein.

Verkehr bündeln statt in die "Unterwelt": Was die Planer beim neuen Olympiadorf anders machen wollen
Was wird anders?
Diese strikte Trennung von Autos in der Unterwelt und Fußgänger oben. Das war zwar gut gedacht, aber vermutlich würden wir das heute anders machen. Wahrscheinlich würden wir eher versuchen, für Autos Quartiersgaragen zu bauen, den Verkehr zu bündeln und trotzdem autoarme Quartiere zu schaffen.
Geplant ist, dass aus den Sportler-Appartements Wohnungen werden. Werden die Appartements dann abgerissen?
Nein, auch da wollen wir uns am Vorgehen in den 1970er Jahren orientieren. Die gleichen Häuser, die während der Spiele von den Athletinnen und Athleten genutzt werden, dienen später der Bevölkerung als Wohnungen. Vermutlich wird man kleinere Anpassungen vornehmen müssen.

Umbau nach den Spielen: Was die Stadt mit dem neuen Olympiadorf vorhat
Wie lange dauert der Umbau?
Das können wir heute noch nicht sagen. Wir wollen aber, dass das mit so wenig Aufwand wie möglich geschieht.
Der Grund im Nordosten, wo das neue Olympiadorf hin soll, gehört der Stadt nicht komplett. Was passiert, wenn die Eigentümer nicht verkaufen wollen?
Die Stadt München verfügt über einen guten Teil der Grundstücke. Ein paar wenige private Eigentümer sind davon betroffen, mit denen wollen wir jetzt in den Dialog treten. Es hat schon Sondierungen und erste positive Signale gegeben.

Viele Eigentümer haben Angst, dass sie enteignet werden.
Die Politik hat deutlich gemacht, dass sie auf Enteignungen verzichten will.
Wer baut das Olympiadorf?
Die Flächen gehören zwar weitgehend der Stadt. Doch ohne die private Bauwirtschaft wird es wohl nicht gehen. Belastbare Aussagen dazu kann ich heute aber noch nicht treffen.

Im Nordosten plant die Stadt schon lange an einer neuen Siedlung. Im Strukturkonzept ist ein Badesee eingezeichnet. Kommt der auch mit Olympia?
Wir wollen die Planungen, die wir bis jetzt für den Nordosten entwickelt haben, konsequent weiterverfolgen. Die Idee des Badesees spielt dabei eine wichtige Rolle. Wir wollen dazu jetzt eine Machbarkeitsstudie durchführen. Ohne das heute wirklich versprechen zu können, fände ich es sehr schön, wenn wir den See als Teil eines neuen Olympiadorfs realisieren können.
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