Die Messe muss sparen: Zuschuss von Stadt und Land

Jetzt muss auch die Messe sparen: Stadt und Land geben einen letzten Zuschuss von 50 Millionen Euro. Wirtschaftsreferent Reiter stärkt die Firmenberatung und will Geld von Europa.
MÜNCHEN Als erstes nahm er die starken Stadtwerke-Bosse an die Kandare, dann zapfte er die mächtigen Wiesnwirte finanziell fürs Jubiläums-Oktoberfest an. Jetzt geht Münchens Wirtschaftsreferent Dieter Reiter (SPD) an die Flagschiffe Messe und Flughafen ran: „Weil in diesen noch finanzielle Potenziale stecken, die sie heben müssen.“
Reiter gibt sich stark: „Einer muss den Bösen machen, und das habe ich als städtischer Vertreter in den Aufsichtsräten getan.“ Jahrzehntelang haben sich die städtischen Gesellschaften blind darauf verlassen können, dass die Stadt ihre Defizite zahlt.
Jetzt muss auch die Messe sparen: Stadt und Land zahlen einen letzten Zuschuss von 50 Millionen Euro (jeder die Hälfte), den die Messe gestreckt abrufen kann. Reiter: „Das können wir uns einfach nicht mehr leisten.“ Die Messe müsse „durch gutes Wirtschaften und die Akquise neuer Messen Kapital hereinbekommen“. Die Stadt werde mit Bürgschaften dafür sorgen, dass sie gute Kredite bekommt. Bisher waren Stadt und Land mit ihren Darlehen die spottbillige Ersatz-Bank der Messe.
Auch der Flughafen muss sich selbst Geld besorgen: Stadt und Land lehnen die Umwandlung der ausstehenden Darlehen in Eigenkapital ab. Sie wollen das Geld zurück: 491 Millionen, wovon 113 Millionen der Stadt zustehen.
Für die Stadt München kurbelt Reiter die Wirtschaftsförderung weiter an: Neuerdings gibt es einen einheitlichen Ansprechpartner für alle Unternehmen, die sich in München ansiedeln wollen (Infos unter www.muenchen.de). Sie bekommen Hilfe im Verwaltungsdickicht. Außerdem hat Reiter eine Europaabteilung gegründet, die Geld aus den Finanztöpfen der EU beschaffen und Lobbyarbeit für die Stadt machen soll.
„München hat die Krise überraschend gut überstanden“, so Reiter. Das normale Handwerk ist am wenigsten betroffen, der Tourismus boomt schon im siebten Jahr. Im Jahr 2009 zählte München 5,6 Prozent mehr Firmengründungen (4602 – weil sich viele in der Krise selbstständig machen müssen) und nur 531 Firmeninsolvenzen. Willi Bock