Die kleinen Anfänge des CSD in den 80er und 90er Jahren

München - Damals wie heute gilt "schwul, na und". Das war das Motto beim ersten Münchner CSD am 28. Juni 1980.
So egal war das aber nicht, ob jemand schwul ist. Denn bis zum Juni 1994 stellte der Paragraf 175 sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe. Trotzdem demonstrierten am 28. Juni 1980 150 homosexuelle Männer und 30 lesbische Frauen. Sie zogen vom Sendlinger Tor über den Viktualienmarkt und Odeonsplatz bis zum Geschwister-Scholl-Platz. Danach wurde am Chinesischen Turm gefeiert.
Das Forum Queeres Archiv München hat der AZ Fotos von Horst Middelhoff und aus dem Nachlass des Schwulenaktivisten Guido Vael, der heuer am 13. Januar verstorben ist, zur Verfügung gestellt.
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Am 14. Juli 1990 zogen schon einige Hundert Teilnehmer und Teilnehmerinnen durch die Innenstadt. Die Szene trauerte damals um die vielen Aids-Toten. 1987 hatte Peter Gauweiler (CSU) Zwangstests gefordert, um Erkrankte kenntlich zu machen, will sie im Zweifel sogar "wegsperren". Es setzt sich Gesundheitsministerin Rita Süßmuth (CDU) mit ihrem Aufklärungskonzept durch.
Doch noch heute kämpfen HIV-Infizierte gegen Vorurteile und die Stigmatisierung, die mit der Krankheit einhergeht. Auch ob jemand schwul, lesbisch, bi ist, wie die Person ihre Geschlechtsidentität wahrnimmt, ist heute immer noch nicht egal. "Jeder aus unserer Community kann von Beleidigungen und Übergriffen erzählen", sagt CSD-Sprecherin Julia Bomsdorf. Deshalb gehen am 11. Juli wieder queere Menschen auf die Straße – allerdings in Kleinstgruppen wegen Corona. Für alle Interessierten gibt es auf csdmuenchen.de ab 12 Uhr einen Livestream mit Diskussionen, Botschaften und Musik.
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